Stefan und Tom sind auf gutem Wege. Stefan war drogenabhängig und ist nach 22 Jahren Cleanzeit rückfällig geworden. Er ist seit knapp drei Wochen in der Fachklinik Nettetal. Tom ist 27 Jahre und seit mehr als zehn Jahren abhängig von Cannabis. Er ist seit vier Wochen in der Fachklinik Nettetal. Dort werden Männer mit Abhängigkeitserkrankungen behandelt. Ziel der Therapie ist eine verbesserte soziale und berufliche Teilhabe der Patienten.
Stefan und Tom waren in verschiedenen Kliniken zur Entgiftung, als sich das Corona-Virus ausbreitete. Stefan erzählt, dass während seiner Entgiftung in einer anderen Klinik schon erste Ausgangsbeschränkungen und Besuchsverbote verhängt wurden. Seitdem er in der Fachklinik Nettetal ist, haben die Auflagen und Einschränkungen durch das Coronavirus zugenommen: "Wir leben hier ziemlich abgeschottet und dürfen in der Umgebung spazieren gehen. Beim Essen haben wir die Tische nun weiter auseinandergestellt und das Essen wird ausgegeben." Auch beim Sportangebot werden die Gruppen aufgeteilt, damit die Ansteckungsgefahr geringer gehalten werde. "Ich fühle mich sicher vor Ansteckung", erklärt der 50-Jährige. "Obwohl die Betreuer zuhause ja auch viele Sorgen haben, machen sie alles möglich, damit es hier weiter geht."
Geschützter Raum für Risikopatienten
Seit die Kontaktsperre bemerkt Chefärztin Dr. Elke Sylvester einen Stimmungswechsel bei den Patienten: "Den Männern ist bewusst, dass ihre Therapie in einem geschützten Raum stattfindet, mit Platz zur Bewegung und Sport- und Spielangeboten, die die Menschen außerhalb der Einrichtung nicht haben. Das ist eine ganz neue Erfahrung für die Patienten. Die macht sie sehr dankbar."
Natürlich seien auch die Mitarbeitenden enorm wichtig, um die Angebote aufrechtzuerhalten, betont die Chefärztin. Dienstpläne wurden umgestellt, Gruppentherapien entzerrt, Sportangebote und Einzelgespräche sind nun auch am Wochenende möglich.
Auch darüber hinaus gelten veränderte Regeln, zum Beispiel bei den sonst üblichen individuellen Einkäufen: "Jetzt sammelt einer der Patienten die Einkaufslisten der anderen Männer ein und geht dann zweimal die Woche einkaufen. So minimieren wir das Ansteckungsrisiko", so Yvonne Bietendorf, Sozialarbeiterin in der Fachklinik Nettetal.
Netzwerk gibt wichtigen Rückhalt für Patienten
Tom betont, ihm sei es enorm wichtig, dass es mit seiner Therapie weitergehe. Er ist schon seit zehn Jahren cannabisabhängig und hat es nun endlich geschafft, sein Leben anzupacken: "Ich bin in die Beratungsstelle der Caritas gegangen und habe dort Hilfe bei den Anträgen erhalten. Alleine hätte ich das nie geschafft", erzählt der 27-Jährige. Bedingt durch seine Abhängigkeit hat Tom immer wieder seine Arbeitsstellen verloren. Jetzt will der gelernte Koch endlich unabhängig werden. Damit er dieses Ziel erreicht, muss er noch etwa vier Monate in der Klinik bleiben und seine Therapie erfolgreich zu Ende führen.
Für Menschen wie Tom und alle anderen Patienten ist es enorm wichtig, das System weiter am Laufen zu halten, erklärt Chefärztin Dr. Elke Sylvester: "Unsere Patienten gehören der Hochrisikogruppe an, wir können sie nicht einfach ‚nach Hause‘ schicken, denn viele von ihnen haben gar kein Zuhause, ihre Zukunft wäre ungewiss." Deshalb sei es so wichtig, die Reha-Kliniken weiter geöffnet zu lassen und auch keinen Aufnahmestopp zu verhängen: "Wenn wir Patienten aufnehmen, lassen wir ärztlich bescheinigen, dass kein Fieber und keine Infektionsgefahr vorliegt. Viele Patienten kommen aus der Entgiftung oder aus der JVA, da kann man das gut sicherstellen."
Aktuelles / März 2020
Fachklinik Nettetal läuft weiter
Erschienen am:
08.04.2020
Herausgeber:
CRT Caritas - Reha und Teilhabe GmbH
Geschäftsführer: Günter Sandfort
Knappsbrink 58
49080 Osnabrück
0541 34978-0
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