Fortbildung „Neue Autorität in Haltung und Handlung“
Referent war Martin Lemme vom Systemischen Institut für "Neue Autorität", Bramsche.
Die Teilnehmerzahl musste aufgrund der Corona-Pandemie und der erforderlichen Abstand- und Hygieneregeln begrenzt werden, auch wenn mehr Kolleg*innen Interesse an der Fortbildung hatten.
Neue Systemische Autorität ist ein Beziehungsverhältnis verantwortlicher Personen und den ihnen Anvertrauten. Das Vorgehen beruht auf den Prinzipien der Sicherheit und des konstruktiven Gegenübers, permanenten Beziehungs- und Kooperationsangeboten und der Gewährung der Autonomie aller. Dabei nutzt das Konzept im Vorgehen gewaltfreie, systemische und humanistische Prinzipien.
Die "Neue Autorität" grenzt sich scharf von "autoritär sein" ab, vielmehr geht es um Präsenz und Klarheit, Beharrlichkeit in der Beziehung, die einen großen Einfluss auf Verhalten haben. Ein wesentlicher Wirkfaktor ist das Aufrechterhalten des Beziehungsangebotes, das die Grundlage für die "Neue Autorität" darstellt. Es geht um Präsenz in der Beziehung, um wachsame Sorge, anstatt der Kontrolle des Rehabilitanden.
Die Methode basiert auf der Wertehaltung und den Gelingensfaktoren des gewaltlosen Widerstandes nach Gandhi und Martin Luther King. Die grundlegende Denkhaltung, die dabei zum Erfolg führt, ist die Einsicht, dass wir keine Macht über andere Menschen haben. Wir können Verhalten von Menschen nicht steuern, wir können aber Angebote machen. Da der Mensch als Gemeinschaftswesen grundsätzlich kooperieren möchte, ist die Methode der "Neuen Autorität" wirkkräftig.
Haim Omer entwickelte in Israel eine - wie er sie nennt - "Neue Autorität", welche Eltern und Lehrern (angesichts veränderter Werte) Einstellungen, Gefühle und Methoden zur Verfügung stellt, Kinder und Jugendliche angemessen zu "erziehen". Dabei tauscht Omer gegenüber der machtbasierten Autorität die Relation in präsente Stärke ("Ich bin da und ich bleibe da."), wobei der Hauptbestandteil die "wachsame Sorge" darstellt. Anstatt der Kontrolle des Kindes/Jugendlichen geht es nun um Selbstkontrolle, wodurch die Autorität nicht vom Jugendlichen abhängig ist. Das Konzept wurde in den Letzten Jahren weiterentwickelt und findet heute neben Schule und Pädagogik unter anderem auch in der Beratung und Organisationsentwicklung Anwendung.
Die Teilnehmer der Fortbildung waren sich einig, dass eine Anwendung auch in der Fachklinik Nettetal zielführend und unterstützend in der Arbeit mit den Rehabilitanden ist und eine Fortsetzung und Vertiefung in "Neue Autorität" wünschenswert ist.