Im Rahmen des Projektes zur vorurteilsbewussten Erziehung und Bildung durch den Caritasverband Osnabrück e.V. haben wir wertvolle Erkenntnisse gewonnen, die unser Denken und Handeln in der pädagogischen Arbeit nachhaltig bereichert haben. Ein einzelnes Projekt möchten wir hier nun vorstellen, wie wir die Kommunikation mit Eltern und Kindern verschiedenster sprachlicher Hintergründe verbessert haben und um die Familiensprachen noch mehr wertzuschätzen und im Kindergarten sichtbar und erlebbar zu machen.
Felix auf Weltreise
In einer partizipatorischen Abstimmung im Morgenkreis konnten die Kinder der Pusteblumengruppe aus 3 Vorschlägen auswählen, zu welchen Thema der Geburtstag im Kitajahr 2024/2025 gefeiert werden sollte. Die Kinder haben sich bei dieser Abstimmung für das Thema "Felix - ein kleiner Hase auf Weltreise" entschieden. Diese Thematik ist besonders aufgrund des hohen Zuwanderungsanteils in der Gemeinde Sögel, und somit auch in der Kita Kunterbunt, sinnvoll, um die kulturellen, sprachlichen und landestypischen Hintergründe der Familien zu berücksichtigen und den Kindern näher zu bringen. Ziel ist es, die Kinder frühzeitig für die Vielfalt der Menschen zu sensibilisieren.
Eltern eingebunden
Auf einem Elternabend wurde den Eltern zugehörige Informationen mitgeteilt und um entsprechende Mithilfe zur Realisierung des Projektes gebeten. In die Planung und Gestaltung der Geburtstagsfeier wurden sowohl die Kinder als auch die Eltern mit eingebunden. Die Eltern sollen im Vorfeld der Feier einen Brief an ihr Kind verfassen, der Informationen über das jeweilige Herkunftsland beinhaltet. Es ist den Eltern dabei überlassen, den Brief in ihrer Familiensprache oder in Deutsch zu verfassen. Die Kinder besprechen zusammen mit ihren Eltern, welche landestypischen Süßspeisen oder Gebäck sie zum Verzehr mitbringen möchten. Am Tag des Geburtstages darf jedes Kind ein Familienfoto mitbringen. Dieses wird für alle gut sichtbar aufgehängt. Die Eltern sind eingeladen, den Geburtstag zusammen mit ihrem Kind im Kindergarten zu feiern.
Klangschale zur Begrüßung
Zur Begrüßung schlägt das Geburtstagskind die Klangschale im Morgenkreis an und sucht ein Begrüßungslied anhand von Metacom-Symbolen (Bildkarten) aus. Dann verlässt es zusammen mit zwei ausgewählten Kindern den Raum, um von diesen in einem "Heißluftballon" zum Lied "Wir machen eine Reise" durch den Gruppenraum geführt zu werden. Dieses wird von einer päd. Fachkraft begleitet. Nachfolgend darf ein Elternteil den selbst erstellten Brief in der Familiensprache vorlesen. Für die anderen Kinder wird der Brief mithilfe eines digitalen Sprachübersetzers vorgelesen. Danach geht es weiter mit einer Rakete, die von einer Fachkraft entzündet und von den Kindern mit einem Geburtstagsspruch begleitet wird.
Symbolkarten helfen bei Verständigung
Anschließend wählt das Geburtstagskind ein Geburtstagslied anhand von Metacom-Symbolkarten aus, welches von allen anderen Kindern gesungen wird. Die Eltern des Geburtstagskindes werden dann gebeten, ein Geburtstagslied in ihrer Familiensprache zu singen. Als nächstes wird ein Koffer von einem Kind versteckt, der das Geburtstagsgeschenk beinhaltet. Das Kind verlässt mit zwei ausgewählten Freunden und einer erwachsenen Person den Gruppenraum. Nachdem der Koffer versteckt wurde, darf das Geburtstagskind seine Suche starten. Nach der Geschenkübergabe wird das Kind zum Abschluss des Geburtstagskreises hochleben gelassen.
Ein gemeinsames Frühstück mit dem landestypischen Gebäck schließt den Geburtstag ab. Durch das Projekt Vorurteilsbewusste Bildung und Erziehung hat sich zum Thema Familiensprachen, Familienherkunft, Familienkultur unsere Haltung im Team sehr geändert. Wir sind aufgeschlossener geworden und ein Perspektivwechsel hat sich vollzogen, der neue Einsichten und eine offene Haltung im Umgang mit Mehrsprachigkeit gefördert hat.
Familiensprachen sind ein großes Identifikationsmerkmal für die Kinder
Für die Identitätsentwicklung eines Kindes ist es wichtig, dass ihre Familiensprache wertgeschätzt wird. Die Wertschätzung der Familiensprache wirkt sich positiv auf das Selbstwertgefühl der Kinder und auf das Engagement der Eltern aus, da alle Familien stärkere Anerkennung erfahren.
Seitdem wir die Familiensprachen vermehrt in den Kitaalltag geholt haben, zeigen die Kinder positive Reaktionen darauf. Sie freuen sich, wenn sie ihre Familiensprache hören und den anderen Kindern übersetzen können.
Eltern freuen sich, wenn sie in ihre Herkunftssprache vorlesen und singen dürfen.
Kinder und Eltern machen die Erfahrung, dass ihre Sprache in der Kita willkommen ist.