Im Austausch über die Caritasarbeit in Russland: (v. l.) Moderatorin Ruth Beerbom, Sr. Juliane Lintner (frühere Caritasdirektorin, Omsk), Tatjana Trofimova (Caritasdirektorin, Omsk), Dolmetscherin Lada Ismailskaja und Natalia Sokolova (Diözesan-Caritasdirektorin, Novosibirsk).Foto: Caritas/Kückmann
Es sind Bilder, die unter die Haut gehen: eine alte Frau im Bett, die Hände hilfesuchend ausgestreckt. Eine Essensausgabe für Wohnungslose im Freien, der Schnee rieselt. Ein kleiner Junge, auf dem Boden hockend, das Kinn hoffnungslos in die Hände gestützt. Rund 40 Fotografien umfasst die Ausstellung "Menschen im Blick - unterwegs mit der Caritas in Russland", die jetzt im Forum am Dom eröffnet worden ist. Der russische Fotograf Dmitry Markov präsentiert seine Fotografien auf Einladung von "Eine Kuh für Marx", der Russlandhilfe des Caritasverbandes für die Diözese Osnabrück. Zur Vernissage versammelten sich rund 80 Freunde und Förderer der Russlandhilfe im Forum am Dom und lauschten den Berichten der russischen Gäste, die von der Caritasarbeit vor Ort erzählten.
Dank an Ehrenamtliche
Markovs Bilder zeigen Menschen am Rande der Gesellschaft und damit einen Ausschnitt der russischen Realität. "Es sind eindrucksvolle Fotos von Menschen unterschiedlichen Alters, in denen deren Lebensumstände in besonderer Weise eingefangen wurden und die den Betrachter in ihren Bann ziehen", sagte Günter Sandfort, stv. Direktor des Caritasverbandes für die Diözese Osnabrück, zur Eröffnung der Vernissage. Mit Blick auf das Publikum dankte er zudem den vielen ehrenamtlichen Helfern, die sich zugunsten der Russlandhilfe engagieren. Musikalisch begleitete Waldemar Berger auf dem Bajan, der osteuropäischen Form des Knopfakkordeons, die Veranstaltung mit russischen Klängen. Zum Abschluss des Abends trafen sich die Gäste in der "Russischen Bar" der Caritas, die im Rahmen der Osnabrücker Maiwoche geöffnet hat.
Freuen sich über die erfolgreiche Vernissage: (v. l.) Sr. Juliane Lintner (frühere Caritasdirektorin, Omsk), Tatjana Trofimova (Caritasdirektorin, Omsk), Natalia Sokolova (Diözesan-Caritasdirektorin, Novosibirsk) und Günter Sandfort (stv. Diözesan-Caritasdirektor, Osnabrück). Foto: Caritas/Kückmann
Im Interview mit Moderatorin Ruth Beerbom, der Rundfunkbeauftragten des Bistums Osnabrück, beschrieben Natalia Sokolova (Diözesan-Caritasdirektorin in Novosibirsk), Tatjana Trofimova (Caritasdirektorin in Omsk) und Sr. Juliane Lintner (frühere Caritasdirektorin in Omsk) die Herausforderungen der Caritasarbeit in Russland. Durch ihre Berichte bekamen die Zuhörer eine Ahnung davon, welche Geschichten sich hinter den Bildern verbergen. Im Fokus der Gespräche standen vor allem zwei russlandweite Projekte der Caritas - die Hauskrankenpflege und die Kinderzentren -, die im Laufe der Jahre zum Aushängeschild der professionellen Arbeit der Caritas vor Ort geworden sind.
Menschliche Wärme
Vor allem in diese beiden Projekte gibt die Ausstellung einen Einblick. Dafür hat der Fotograf Markov hilfsbedürftige Menschen, die von der Caritas betreut werden, in ihrem häuslichen Umfeld in verschiedenen Regionen Russlands fotografiert. "Es gibt viel Leid und Armut", räumte Sr. Juliane Lintner ein, die die Caritasarbeit in Omsk von Beginn an begleitet hat. "Doch zugleich meistern viele Menschen diese Schwierigkeiten mit einer beeindruckenden Herzlichkeit und menschlichen Wärme, die Kraft gibt für anstehende Aufgaben."
Die Ausstellung im Forum am Dom ist bis zum 21. Mai dienstags bis sonntags von 10 bis 18 Uhr geöffnet. Der Eintritt ist frei.
Seit 18 Jahren unterstützt "Eine Kuh für Marx" bedürftige Menschen in Russland. Zu den Partnern gehören Pfarreien, Ordensgemeinschaften, Diözesen und Caritasverbände in den vier katholischen Diözesen in Russland. Die Initiative leistet Nothilfe und unterstützt soziale Projekte für Kinder und Jugendliche, ältere Menschen, Menschen mit Behinderung und Obdachlose. Die Hilfe reicht von direkten materiellen Zuwendungen über Aus- und Weiterbildungsprogramme für Mitarbeiter der dortigen Einrichtungen bis zum Einsatz von ehrenamtlich engagierten Helfern vor Ort.
Hintergrund zu "Eine Kuh für Marx": 1999 bat Bischof Clemens Pickel aus Saratow in Südrussland bei der Caritas Osnabrück um Hilfe für eine notleidende Familie in Marx an der Wolga. Er hatte die Idee, dieser Familie eine Kuh zu schenken. Aus einer Kuh wurden innerhalb von 18 Jahren mehr als 600 Kühe, die an bedürftige russische Familien gespendet wurden. Innerhalb weniger Jahre hat sich das Kuhprojekt zum Aushängeschild der Partnerschaft zwischen dem Bistum Osnabrück und dem Bistum St. Clemens entwickelt und ist zum Namensgeber der Russlandhilfe des Caritasverbandes für die Diözese Osnabrück geworden. Weitere Informationen unter www.eine-kuh-fuer-marx.de.