Stiftungen und Wohlfahrtsverbänden unterstützen in der Region Osnabrück die Integration von Flüchtlingen. Bei einer Veranstaltung im Rahmen des Deutschen Stiftungstags stellten die Caritas-Gemeinschaftsstiftung Osnabrück, die Evangelischen Stiftungen Osnabrück und die Stiftung Stahlwerk Georgsmarienhütte ihre Arbeit vor. Experten diskutierten unter Moderation von Ludger Abeln, Vorstand Caritas-Gemeinschaftsstiftung Osnabrück, aktuelle Entwicklungen der Bildungsarbeit mit Flüchtlingen.
Dabei ging es darum, welche Arbeit Stiftungen leisten, mit wem sie kooperieren und wie schnell Geflüchtete bei uns Fuß fassen können. Deutlich wurde, dass die Integrationsprozesse der hier lebenden Flüchtlinge nicht kurzfristig abgeschlossen sind, sondern Ausdauer aller Beteiligten verlangen. Gerade im Bereich Arbeit und Bildung seien verstärkte Anstrengungen notwendig, hieß es. Die seien nur zu meistern, wenn die beteiligten Organisationen wie Schulen, Kindergärten, Berufsbildungseinrichtungen und Unternehmen an einem Strang zögen. Alle Experten machten klar, dass auf diesem Weg der Sprache eine Schlüsselfunktion zukomme, aber auch die soziokulturelle Integration entscheidend sei, damit Geflüchtete sich nicht absonderten, sondern "mitten" in der Gesellschaft leben könnten.
Ann-Christin Rüngling, Schulsozialarbeiterin an der Grundschule Eversburg, berichtete von der Sprachlernklasse für Kinder anderer Herkunft. Die Schule arbeite eng mit der Caritas zusammen. Die Kinder würden zum Beispiel bei der Schulausstattung unterstützt, damit sie einen guten Start hätten. Zudem gebe es Elterngespräche mit Übersetzern von SPUK, "damit die Eltern ihre Kinder mit einem guten Gefühl bei uns an der Schule lassen können". In puncto Sprachförderung helfe das Sprachförderprojekt ProFiL der Caritas. Auch die von der Caritas unterstützen Schwimmkurse seien wichtig, so die Lehrerin, "denn die Eltern trauen sich oft nicht in öffentliche Bäder". Es gebe an der Grundschule Eversburg auch ein Elterncafé für alle Eltern und Schüler.
Ulf Zumbrägel vom Brufsschulzentrum Osnabrück am Westerberg schilderte die Arbeit mit Geflüchteten an seiner Einrichtung. Sie seien sehr motiviert, auch die Lehrer arbeiteten gerne mit ihnen zusammen. Es gebe mittlerweile zwölf Sprachschulförderklassen in der Berufseinstiegsschule. Erfolgreich sei das Konzept, weil es in der Region ein tolles Netzwerk aus schulischen und außerschulischen Partnern gebe, dazu gehöre auch die Caritas mit dem Jugendmigrationsdienst. Die Schule öffne "mit 18 Projekten bescheidene Kanäle". Ein Beispiel sei "Sprache lernen über Musik". Es werde versucht, die Jugendlichen in die Schule und in die Ausbildung zu integrieren sowie in die Lebenswelt und die Gesellschaft. Dazu werde unter anderem mit Sportvereinen zusammengearbeitet.
Katharina Loose (BuS GmbH Berufsbildungs- und Servicezentrum des Osnabrücker Handwerks) GmbH stellte ihre Arbeit vor: Sie versuche den Geflüchteten immer wieder klarzumachen, welche Qualifikationsmöglichkeiten eine Ausbildung biete. An die Unternehmen richtete sie den Wunsch nach mehr Engagement, um den Geflüchteten verschiedene Arbeits-/Ausbildungsmöglichkeiten ganz praktisch vorstellen zu können und Praktika zu ermöglichen.
Prof. Dr. Jochen Oltmer, Vorstand, IMIS - Institut für Migrationsforschung und Interkulturelle Studien, Universität Osnabrück, betonte in der Podiumsdiskussion, dass Integration immer vor Ort stattfinde. Dabei seien Stiftungen sehr wichtig.
Es vergehe viel Zeit, "bis Flüchtlinge im gleichen Maße wie andere im Bildungssektor teilhaben". Laut Forschung könne das mehrere Generationen dauern.
Maren Wilmes, Fachbereichsleitung Migration, Caritasverband Osnabrück, Caritas-Gemeinschaftsstiftung Osnabrück, ging auf das Projekt ProFiL mit seinen Lernpaten ein. Sie begleiten die Kinder auf den Bildungswegen und gestalten zum Beispiel auch die Nachhilfe. ProFiL kümmere sich zudem um die Begleitung der Paten und ermögliche einen Informationsaustausch unter den Ehrenamtlichen.
Annekatrin Teschner, Flüchtlingsarbeit Diakonie Osnabrück Stadt und Land, Evangelische Stiftungen Osnabrück, informierte über die niederschwellige Begegnungsstätte Café Mandela, das Begegnung ermöglichen soll. "Wir haben Sprachpaten für Erwachsene gefunden." Auch bei alltäglichen Problemen werde geholfen. Es gebe manchmal eine Hilflosigkeit bei Menschen, "die keinen langen Atem haben". Es sei wichtig, auf Ehrenamtliche setzen zu können, die die Unterstützung von Stiftungen im Rücken hätten. Diese könnten zum Beispiel Schulen und Stadtteilarbeit begleiten, denn Integration finde vor Ort statt.
Ernst Schwanhold, Staatsminister a.D., Vorstandsvorsitzender, Stiftung Stahlwerk Georgsmarienhütte, betonte, dass auch soziokulturelle Bildung für Geflüchtete sehr wichtig sei: "Die Sprache steht am Anfang und wir versuchen, die Übergänge zwischen den Institutionen zu verbessern." Die Stiftung habe keine eigenen Projekte, sondern fördere und unterstütze ihre Partner. Er wünsche sich auch Partner aus dem Bereich Kultur - wie Tanz und Theater. Denn diese sowie auch Sportvereine und Kirchen eröffneten große Chancen.