Ole Hengelbrock, Caritas International, fordert, dass humanitäre Hilfe an keine Bedingungen geknüpft sein darf.Foto: Caritas/Urte Tegtmeyer
Wie sieht die Hilfe zur Selbsthilfe aus? Und ist humanitäre Hilfe ein Menschenrecht? Um diese beiden Fragen drehte sich der Vortragsabend mit Alexandra Franke, Referentin für Migration und Caritas International beim Caritasverband für die Diözese Osnabrück e. V. und Ole Hengelbrock, Referent für Grundsatzfragen in der humanitären Hilfe der Caritas International, im Forum am Dom.
Franke besuchte im Oktober die Caritas Gulu in Uganda, um sich einen Überblick über die geförderten Projekte vor Ort zu machen. Hintergrund: Hier sollen zukünftig ein Teil der Erlöse aus dem Verkauf von nachhaltiger Berufskleidung von Kaya&Kato hinfließen. Das Unternehmen kooperiert mit dem Diözesancaritasverband Osnabrück und bietet ökologisch produzierte Arbeitskleidung. Die Bio-Baumwolle wird in Uganda angebaut.
Alexandra Franke berichtet über die Projektarbeit der Caritas Gulu mit südsudanesischen Geflüchteten.Foto: Caritas/Urte Tegtmeyer
Alexandra Franke besuchte unterschiedliche Projekte, die Geflüchtete aus dem Sudan unterstützen. Seit 2013 sind in der Region nahe der südsudanesischen Grenze 1,4 Millionen Südsudanesen aufgenommen worden. Die ugandische Regierung unterstützt die Geflüchteten indem Baumaterialien zum Bau von Unterkünften und ein Stück Land zur Eigenbewirtschaftung zur Verfügung gestellt werden.
Die Caritas Gulu bietet im Rahmen von Qualifizierungsmaßnahmen den Geflüchteten und den ugandischen Dorfbewohnern eine berufliche Perspektive wie z.B. in der Landwirtschaft, Holzverarbeitung und Hauswirtschaft. "Das ist konkrete Unterstützung, die die Menschen darin befähigt ein selbstbestimmtes Leben zu führen", so Franke über diesen erfolgreichen Projektansatz.
Zusätzlich werden die Menschen darin unterstützt sich in kleinen landwirtschaftlichen Erzeugergemeinschaften zusammenzuschließen, um ihre Ernten besser vermarkten zu können. Damit die überschüssigen Ernteerträge auf dem 50 km entfernten Markt verkauft werden können, plant der Caritasverband für die Diözese Osnabrück e. V. gemeinsam mit KAYA&KATO und der Caritas Gulu die Anschaffung von Lasten-Motorrädern.
Um eine grundsätzliche Frage in der Entwicklungszusammenarbeit drehte sich der Impuls von Ole Hengelbrock: In welchen Situationen muss Humanitäre Hilfe - also die Versorgung von Menschen in Kriegs- und Krisengebieten, bei Naturkatastrophen oder anderen humanitären Krisensituationen - bedingungslos zugesichert werden?
Dazu gab es drei exemplarische Situationen, in denen die vier Prinzipien der humanitären Hilfe - unparteiisch, unabhängig, neutral und menschlich zu sein - in verschiedenen Weisen verletzt wurden.
Die Zuhörer*innen waren nicht immer einer Meinung, ob die in den Beispielen dargestellte Hilfe unter den jeweiligen politischen Bedingungen nun gewährt werden sollte oder nicht. Diese Diskussionen zeigten, dass die Entscheidungen in der Humanitären Hilfe immer Ungerechtigkeiten produzieren, weil es immer mehr Bedarf als Ressourcen gebe, erläuterte Hengelbrock. Er bezog klare Position: "Wenn Not da ist, muss Hilfe geleistet werden. Über das Wie ist stets zu diskutieren. Humanitäre Hilfe darf nicht konditionalisiert werden."
Hintergrund: Ole Hengelbrock lebt mit seiner Familie in Borgloh. Er hat mehrere Jahre für den Verein Cap Anamur in Sierra Leone gearbeitet und war danach in anderen Krisengebieten wie Somalia, Libanon und auf dem Balkan unterwegs. Heute ist er als Koordinator der Katastrophenhilfe und als Grundsatzreferent in der humanitären Hilfe der Caritas tätig.