Ein Telefonat kann Einsamkeit vertreiben. Dafür bieten Caritas und Diakonie im Emsland nun einen Telefon-Besuchsdienst an. Foto: Kückmann/Caritas
Beim Brötchenholen noch ein Schwätzchen halten, beim Friseur ein bisschen tratschen, am Gartenzaun ein Pläuschchen mit Hundebesitzern halten - dies alles fällt für Menschen, die der Corona-Risikogruppe zugerechnet werden, derzeit flach. Insbesondere ältere Mitmenschen sind in dieser Zeit angehalten, möglichst das Haus nicht zu verlassen und soziale Kontakte zu vermeiden. Wenn Kinder, Enkelkinder, Freunde und Nachbarn nicht mehr persönlich vorbeikommen dürfen, wird es in manchem Haus, in mancher Wohnung sehr still. Hier möchten der Caritasverband für den Landkreis Emsland, das Diakonische Werk Emsland-Bentheim sowie die evangelischen und katholischen Kirchengemeinden in der Region helfen.
Aufmunternd
"Wir möchten eine Hotline ins Leben rufen, bei der sich einsame Menschen melden können. Dabei greifen wir auf bereits vorhandene Strukturen in den Gemeinden zurück", erklärt Annegret Lucks. Die Sozialpädagogin ist bei der Caritas im Bereich Sozialpastoral und Freiwilligenengagement tätig. Bei der beschriebenen Zielgruppe denken die Sozialverbände vor allem an Menschen, die allein leben und wenig Bezug zur Gemeinde haben. "Wir glauben, dass ein Telefonat in dieser Situation aufmunternd sein kann", erläutert sie weiter. Ein solches Telefonat solle das Schwätzchen am Gartenzaun oder den Plausch beim Friseur ersetzen. "Es ist nicht zu verwechseln mit der Telefonseelsorge", betont die Sozialpädagogin.
Die Isolation wird insbesondere für die ältere und gefährdete Bevölkerungsgruppe auch am 19. April nicht beendet sein. "Wir möchten die Menschen, die nicht mehr unter andere Menschen gehen sollen, aus der Schwere herausholen", führt Dorothea Währisch-Purtz, Geschäftsführerin des Diakonischen Werkes, aus. Dabei könnten die Initiatoren auf bereits vorhandene Projekte zurückgreifen. "In den meisten Gemeinden sind viele Menschen ehrenamtlich tätig, etwa in diversen Besuchsdiensten der Kirchengemeinden oder Nachbarschaftshilfen. Diese Freiwilligendienste fallen ja im Moment auch weg. Wir hoffen, dass wir sie für unsere Idee gewinnen können", erläutert Holger Berentzen für die katholischen Dekanate im Landkreis Emsland.
Telefonate und Briefe
"Vielerorts haben sich die ehrenamtlich Tätigen bereits auf die neue Situation eingestellt und kontaktieren die ihnen bekannten Menschen durch Telefonanrufe oder auch Briefe. Wir möchten dazu ermuntern, dies zu intensivieren", ergänzt Lucks. Auch denke man insbesondere an Personen, die bislang noch keinen Kontakt zu den örtlichen Hilfsketten haben und noch nicht aufgefangen werden. "Auch Menschen in Pflegeheimen freuen sich sicherlich über einen solchen Anruf, der womöglich sogar aus ihrer ehemaligen Nachbarschaft kommt", heißt es weiter.
Sollten sich im Laufe eines Telefonats schwerwiegendere Probleme, die über die durch Corona verursachte Einsamkeit hinausgehen, herauskristallisieren, so könne sich der ehrenamtliche Anrufer wiederum an das Netzwerk wenden, das der Caritasverband und das Diakonische Werk biete. "Dann sehen wir, wie wir der Person helfen können, etwa durch eine entlastende Krisenintervention oder mit Hilfe von dritten, spezialisierten Fachleuten."
"Das Matching wird durch die Fachkräfte von Caritas und Diakonie in engem Zusammenspiel mit den Dekanatsreferenten und den Mitarbeitenden in den Kirchengemeinden erfolgen. Wir sind in dieser Projektphase eng mit dem Landkreis Emsland im Gespräch, um eine gute, gemeinsame Vernetzung sicherzustellen", unterstreicht Marcus Drees, Geschäftsführer des Caritasverbands Emsland.
Hotline für Kontaktwünsche:
Caritasverband für den Landkreis Emsland: 05931 9842-55
Diakonisches Werk Emsland-Bentheim: 05931 9815-0
Weitere Nummern für Beratung und Hilfe:
Psychologische Beratungsstellen des Bistums Osnabrück im Emsland
Lingen: 0591 4021
Meppen: 05931 12050
Papenburg: 04961 3456
Telefonseelsorge:
0800/111 0 111 oder 0800/111 0 222