Nach der Gruppenarbeit stellen die Schüler ihre Ergebnisse im Plenum vor.Caritas/Christiane Adam
Um das Thema Suizid zu enttabuisieren, reden jugendliche Peerberater in den Workshops [AUSWEG] LOS! mit Schülern über Selbstmordgefahren, wie man brenzlige Situationen bei anderen erkennt und was man dann machen kann. Dieser Workshop ist jetzt an der Johannesschule in Meppen gestartet und wird für alle weiterführenden Schulen im Emsland und der Grafschaft Bentheim angeboten.
Sina und Marie sind 18 bzw. 21 Jahre alt. Sina geht selbst noch zur Schule; Marie studiert Psychologie. Die Namen sind geändert, da sie anonymisiert Online-Beratungen bei der Suizidprävention [U25] durchführen - sogenannte Peerberater. Bei dem Projekt vom Caritasverband für den Landkreis Emsland beraten Gleichaltrige andere junge Menschen im Alter von 15 bis 25 Jahren. Sina und Marie haben sich für diese aktuelle Initiative [AUSWEG] LOS! extra weitergebildet.
"Wir gehen an Schulen und reden mit Schülern über Suizidgedanken, wie man damit umgehen kann, wenn man sie bei Mitschülern oder Freunden erkennt", erklärt Marie. Dazu haben sie einen Methodenmix, wie das Erstellen von Plakaten und Mindmaps. Auch wird ein Ausschnitt aus der ZDF-Doku 37 Grad gezeigt und darüber debattiert. "Die Schüler arbeiten aktiv mit. Wir haben bislang viel positives Feedback bekommen", berichten Sina und Marie, während im Hintergrund die Klasse 10 in Gruppen erarbeitet, woran man bei Mitschülern erkennt, dass sie suizidgefährdet sein könnten: Welche verbalen und nonverbalen Zeichen sendet jemand aus, der vorhat, sich das Leben zu nehmen? Was sind körperliche Auffälligkeiten bzw. auffälliges Verhalten? Was sind akute Signale? Jessica Seidel, Sozialarbeiterin der Johannesschule betont die Bedeutung des Workshops: "Uns ist insbesondere durch den langanhaltenden Lockdown der Schulen bewusst geworden, dass wir auf diesem Gebiet präventiv tätig werden wollen. Für viele war das eine emotionale Ausnahmesituation!"
Teilnehmen konnte der zehnte Jahrgang der Johannesschule. Dieser hatte den Themenkomplex "Tod und Sterben" vorab im Religionsunterricht behandelt. "Einige Jugendliche brachten schon Vorkenntnisse zu dem Bereich mit. Die Rückmeldungen der Schüler waren durchweg positiv. Alle haben etwas aus dem Workshop mitgenommen", meint Peerberaterin Sina. "Die wichtigste Erkenntnis für die Schüler war, dass Suizidgedanken nicht wirklich eine generelle Entscheidung sind, nicht mehr leben zu wollen. Vielmehr ist es häufig eine punktuelle Situation, so nicht mehr leben zu können", bekräftigt ihre Kollegin Marie. Dann heißt es, Mut machen und gemeinsam neue Wege zu skizzieren.
Die Teilnahme an der Initiative [AUSWEG] LOS! steht allen Schulen im Emsland und der Grafschaft Bentheim offen. "Die Durchführung der Workshops ist zurzeit kostenlos, denn die Finanzierung ist gesichert", weist Caritas-Mitarbeiterin Christina Jaspers auf die Möglichkeit hin, sich als Schulgemeinschaft anzumelden. Sie ist unter cjaspers@caritas-os.de oder Telefon 0591-80062-307 erreichbar. Weitere Infos zum Projekt finden sich unter www.ausweglos.info. Dort gibt es auch die Möglichkeit, sich über die Ausbildung als ehrenamtlicher Peerberater zu informieren.