Junge Menschen als Ansprechpartner für Gleichaltrige in Lebenskrisen - dieses Konzept der Online-Suizidprävention [U25] des Deutschen Caritasverbands wird nun ausgeweitet. Die neue Initiative "[Ausweg] LOS! - Krisen meistern. Suizide verhindern. Auswege aufzeigen" ist eine Kooperation zwischen den Caritasverbänden der Landkreise Emsland und Grafschaft Bentheim und den örtlichen Gesundheitsämtern.
"[Ausweg] LOS! ist ein Präventionsangebot für und an Schulen", erläutert Projektkoordinatorin Maria Schmees. Das Besondere an dem Programm ist die Peerberatung, also Beratung von jungen Menschen für junge Menschen. "Unsere Erfahrungen zeigen, dass sich Jugendliche mit ihren Problemen vor allem an Gleichaltrige wenden. Deshalb sollen die ausgebildeten Peerberater an Schulen gehen, um dort zu sensibilisieren, aufzuklären, Tabus zu brechen", erklärt die Sozialpädagogin.
Anlässlich des Weltsuizidpräventionstags am 10. September macht das Projektteam auf das Thema aufmerksam und wirbt um Unterstützung für ihr Projekt: "Wir suchen junge Menschen, die sich als Berater engagieren. Gleichzeitig möchten wir die Schulen in der Region auf unser Programm aufmerksam machen", erklärt Katrin Warstat, Standortleiterin der Suizidprävention [U25] Emsland. Bei dem Programm wird die gesamte Schulgemeinschaft mit einbezogen: "Wir wollen Schüler und Lehrer für die Themen psychische Krisen und suizidale Gedanken sensibilisieren. Das Ziel dabei ist, dass Betroffene gar nicht erst so tief in eine Lebenskrise hineingeraten", unterstreicht Warstat.
In diesem Jahr soll zunächst jeweils eine Schule aus beiden Landkreisen beim Programm mitmachen. Im nächsten Jahr können bis zu zehn Schulen teilnehmen. "Dabei müssen wir individuell schauen, was unter Corona-Bedingungen möglich ist", betont Schmees. "Wichtig ist vor allem die aktive Mitgestaltung der jeweiligen Schule."
Die Ausbildung der Peerberater wird in Lingen durchgeführt. Innerhalb von drei Monaten werden die jungen Leute in 35 Unterrichtseinheiten auf ihre Multiplikatorenarbeit an den Schulen vorbereitet. Wer Interesse daran hat, sich als Peerberater ausbilden zu lassen, kann sich unter Telefon 0591 80062300 oder u25@caritas-os.de melden. Auch interessierte Schulen können sich unter diesen Kontaktdaten informieren.
Zum Hintergrund:
Die Gesundheitsregionen Landkreis Emsland und Grafschaft Bentheim und die Caritasverbände haben die Problematik steigender Suizidalität unter Jugendlichen erkannt. Seit Start der Online-Suizidprävention [U25] im Jahr 2017 haben sich vermehrt Schulen bei der Caritas mit Beratungsbedarf gemeldet. Es besteht im Allgemeinen der Eindruck, dass sich die psychische Belastung unter jungen Menschen erhöht hat. Durch die Corona-Krise ist diese noch einmal gestiegen. Das Programm [Ausweg] LOS! wird zunächst bis Dezember 2021 kostenfrei für Schulen angeboten.