Träumt vom eigenen Handwerksbetrieb: Ali Reza
Bei der Handwerkskammer wurde er geprüft und musste anhand einer vorgegebenen Zeichnung Bodenfliesen verlegen. Kein Problem für den 21-Jährigen. Er arbeitet in einem kleinen Drei-Mann-Handwerksbetrieb, dort lernt man früh selbständig Aufträge abzuarbeiten. Ali Reza kommt aus Afghanistan und ist seit 2015 in Deutschland. Zwei Jahre lang lernte er in einer Sprachförderklasse die deutsche Sprache. Eine große Herausforderung für ihn. Schon als Kind ist er mit seiner Familie wegen des Krieges von Afghanistan nach Pakistan geflohen und konnte dort nie eine Schule besuchen. In Deutschland lernte er nun lesen und schreiben und hat inzwischen das Sprachniveau B1 erreicht, das ihm einen Ausbildungsbeginn ermöglichte. "In meiner Heimatsprache Dari habe ich nie lesen und schreiben gelernt", meint er nachdenklich.
In Pakistan wurde seine Mutter krank und starb früh, sein Vater kam 2013 bei einer Explosion ums Leben. Seine ältere Schwester und er waren alleine. "Ich hatte große Angst in Pakistan. Immer wieder gab es Explosionen", erzählt er. Seine Schwester heiratet in Pakistan, er sucht Zuflucht im Iran. Doch auch dort findet er kein sicheres Zuhause. Er schlägt sich mit Jobs auf Baustellen durch, auf denen er nicht nur tagsüber arbeitet, sondern auch nachts gemeinsam mit anderen Kollegen übernachtet. Fremde Personen kommen auf die Baustelle, wollen ihn überreden in Syrien zu kämpfen. Einige seiner jungen Kollegen verschwinden spurlos. Ali Reza will nur noch weg. Über die Türkei und Griechenland - vielleicht nach Schweden? Dort leben einige Freunde von ihm. Doch es kommt anders. Am Osnabrücker Hauptbahnhof wird er von der Polizei festgenommen, weil er keine gültigen Papiere besitzt. "Im Nachhinein vielleicht gar nicht schlecht. Ich lebe gerne in Osnabrück." In Osnabrück findet er schnell Hilfe bei der Caritas. Die Mitarbeitenden beraten ihn in Aufenthaltsfragen und helfen ihm einen Pass zu beschaffen.
Ali Reza möchte vorerst in Osnabrück bleiben. Er schätzt vor allem die Sicherheit, die er hier hat. Für seine Zukunft in Deutschland schmiedet er Pläne: "Wenn ich mit meiner Ausbildung fertig bin, mache ich den Meister. Danach kann ich mich selbständig machen, das wäre mein Traum." Seine Schwester und andere Verwandte in Pakistan waren zu Beginn skeptisch, aber nun freuen sie sich, dass Ali einen sicheren Ort zum Leben gefunden hat.