Sie übersetzt nicht nur die Sprache
Lina Andura aus Syrien macht einen Bundesfreiwilligendienst in der Flüchtlingssozialarbeit bei der Caritas in Osnabrück. Foto: Caritas/Kückmann
Die Sprache, sagt Lina Andura. Die Sprache sei immer noch die größte Herausforderung. Dabei ist ihr Deutsch richtig gut. Vor drei Jahren ist die heute 29-Jährige aus Syrien nach Deutschland gekommen, hat Sprachkurse belegt, ihren Weg gesucht. Seit dem 1. Dezember 2017 macht sie einen Bundesfreiwilligendienst (BFD) in der Flüchtlingssozialarbeit im Fachbereich Migration beim Caritasverband für die Stadt und den Landkreis Osnabrück. Sie, die einst selbst geflüchtet ist, hilft nun anderen mit einer ähnlichen Geschichte. "Das bereitet mir große Freude", sagt sie.
Möglich macht dies das Programm "Bundesfreiwilligendienst für Menschen mit Fluchterfahrung", das es seit Dezember 2015 gibt. Für Lina Andura ist dies die Chance, sich sozial zu engagieren und zugleich ihre Deutschkenntnisse zu verbessern. Und besonders ihre Muttersprache sind in ihrem neuen Job sehr gefragt: Sie begleitet arabischsprachige Geflüchtete bei Gängen etwa zu Behörden, zum Arzt oder zur Bank und übersetzt. "Am Anfang hatte ich Angst, dass ich nicht alles verstehe", sagt die zweifache Mutter. "Inzwischen klappt das aber ganz gut." Mit jedem Arbeitstag wird ihr Deutsch noch ein bisschen besser.
Für Melanie Kröger ist die neue Kollegin ein echter Glücksfall. Die Flüchtlingssozialarbeiterin bei der Caritas ist als Mentorin im Rahmen des BFD die erste Ansprechpartnerin für die Syrerin und arbeitet auch im Alltag eng mit ihr zusammen. "Lina bringt beim Übersetzen sehr viel Einfühlungsvermögen mit und hat einen guten Zugang zu den Menschen", betont sie. "Davon profitieren nicht nur die Klienten. Auch für uns übersetzt sie sehr oft - nicht nur die Sprache, sondern auch kulturelle Unterschiede."
An ihrem BFD im Caritas-Team an der Johannisstraße schätzt Lina Andura besonders das gute Miteinander, die Hilfsbereitschaft der Kollegen und die flexiblen Arbeitszeiten. Nach einem einmonatigen Praktikum im Vorfeld war ihr klar, dass sie hier länger arbeiten möchte. Sie wandte sich an die Arbeitsstelle Freiwilligendienste beim Bistum Osnabrück - mit Erfolg. Der Fachbereich Migration beim Caritasverband war gerne bereit, ihr eine Stelle einzurichten.
Ein Jahr dauert nun ihr Freiwilligendienst. Neben dem Job in der Flüchtlingssozialarbeit zählen dazu auch mehrere begleitende Seminare durch die Arbeitsstelle Freiwilligendienste des Bistums. "In meiner Seminargruppe von Freiwilligen bin ich die einzige Araberin", sagt die lächelnd. "Aber das macht nichts - es ist toll, dort so viele und gute Kontakte zu knüpfen." Für die Zeit nach dem BFD hat die 29-Jährige auch schon einen ziemlich genauen Plan: Sie möchte eine Ausbildung zur Sozialassistentin machen. Das Soziale liegt ihr.