"Die Angebote der Suchtberatung im Bistum Osnabrück sind akut gefährdet!" Günter Sandfort, der für die Suchthilfe des Caritasverbandes für die Diözese Osnabrück zuständig ist, schlägt Alarm. "Wir stehen vor einer wachsenden Finanzierungslücke. Im kommenden Jahr werden in den elf Suchtberatungsstellen im Bistum Osnabrück ca. 880.000 Euro fehlen", beschreibt Sandfort die Situation.
"Unsere Suchtberatungsstellen stehen unter erheblichem Druck: Zu einer fehlenden Finanzierung kommen eine wachsende Komplexität der Fälle und eine höhere Nachfrage. Dies trifft auf einen gleichzeitigen Fachkräftemangel." Die Folge: Öffnungszeiten müssen gekürzt werden. "Auch die Schließung von Beratungsstellen ist auf Sicht nicht ausgeschlossen, sofern sich die Situation nicht grundlegend ändert", warnt der Suchtfachmann Sandfort.
Anlass für die dringende Warnung des Osnabrücker Caritasverbands ist der heute veröffentlichte Bericht der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen (DHS) zur Finanzsituation der Suchtberatungsstellen in Deutschland.
Suchtberatungsstellen, so Sandfort, leisten eine unverzichtbare Hilfe: Sie retten Leben, begleiten und stabilisieren abhängigkeitskranke Menschen in Krisen und unterstützen hilfesuchende Angehörige. Für Betroffene führe der Weg in die Therapie meist über eine Suchtberatung - deshalb sei das Angebot unverzichtbar. Der Nutzen wäre zudem auch für die öffentlichen Kassen relevant: "Laut einer Studie in Bayern spart die ambulante Suchtberatung für jeden eingesetzten Euro rund 17 Euro an Folgekosten ein", so Sandfort.
Die Kommunen, in denen der Caritasverband Beratungsstellen unterhält, würden trotz der angespannten Haushaltslage versuchen, eine Anpassung der freiwilligen Leistung zu realisieren. Deshalb adressiert der Caritasverband seine Kritik insbesondere an das Land Niedersachsen: Das Land fördert die Arbeit der ambulanten Suchtberatungsstellen seit 2014 mit jährlich 7,6 Millionen Euro. Diese sogenannte Sockelförderung wurde in der Vergangenheit zwar immer wieder mit zusätzlichen Mitteln befristet "aufgestockt". In diesem Jahr stellt das Land - wie auch in den Jahren 2022 und 2023 - insgesamt 8,4 Millionen Euro als freiwillige Leistung für die Suchthilfearbeit zur Verfügung. Von 2014 bis 2023 haben sich die Verbraucherpreise jedoch um 24 % erhöht." Diese Zahlen machen deutlich, dass der Anteil der Landesmittel im Verhältnis zu den deutlich gestiegenen Kosten faktisch kontinuierlich zurück gegangen ist und damit die Situation für die Beratungsstellen erheblich verschärft", teilt Sandfort mit, der auch stellvertretender Vorsitzender der Niedersächsischen Landesstelle für Suchtfragen ist.
"Vor dem Hintergrund der seit diesem Jahr vorgenommenen Teillegalisierung von Cannabis müsste das Land eigentlich wesentlich mehr Mittel zur Verfügung stellen, insbesondere für die Prävention. Denn Prävention sollte so verfügbar wie Cannabis sein. Zudem schließe ich mich ausdrücklich der Forderung der DHS an, die Suchtberatung als gesetzlich gesicherte Leistung zu verankern. Anderenfalls ist ihre Ausstattung von der Finanzlage der jeweiligen Kommune oder des Bundeslandes abhängig und nicht vom Bedarf bzw. den Notlagen der Menschen", sagt Sandfort abschließend.