Der aus der Weiterbildung entstandene Film "Vielfalt erfolgreich managen 2020 - 2022" sowie das Lied "Einfach so weitermachen" der Leitungskräfte diente der Einleitung und zeigte in prägnanter Art und Weise den herausfordernden Alltag von Leitungskräften und Fachkräften in Kindertagesstätten. Es war deutlich wahrzunehmen wie vielfältig und herausfordernd die Aufgaben sind. "Organisation rund um die Uhr" war eines der Schlagwörter in dem Gespräch, an dem neben den 7 Leitungskräften und Herrn Fühner, drei Trägervertreter/-innen sowie 2 Fachberaterinnen des Caritasverbandes teilgenommen haben.
Stehend von links: Herr Fühner, Frau Preut (past. Koordinatorin), Frau Knese (Fachberatung DiCV OS), Frau Vieth (Leitung Krippenhaus Lünni, Haselünne), Frau Wilken (stellvertretende Leitung, KiTa St. Elisabeth, Dörpen), Frau Wöste (Leitung KiTa St. Vitus, Lahn), Frau Winkler (Leitung, KiTa St. Josef, Haren), Frau Thünemann (past. Koordinatorin), Herr Schräer (Bürgermeister, Stadt Haselünne), sitzend: Frau Richter (Leitung, KiTa St. Elisabeth, Dörpen), Frau Vox-Specker (Fachberatung DiCV OS ), Frau Lüken (Leitung KiTa St. Johannes d.T., Spahnharrenstätte)
"Wir brauchen eine Lobby." ist eine Aussage aus der Runde der Leiterinnen. Frau Richter (Leitung der KiTa St. Elisabeth, Dörpen) stellte die gesellschaftliche Sicht auf die Kindertagesstätten dem der Schulen gegenüber. Die Kindertagesstätte werde oft nicht gesehen und wenig wertgeschätzt. Sie beschrieb die vielfältigen Aufgaben einer Leitungskraft, die im regulären Arbeitsalltag kaum bewältigt werden können und vor allem in Corona-Zeiten habe die Arbeitswoche häufig bereits am Sonntagnachmittag begonnen, um beispielsweise Vertretungen organisieren zu können und eine Gruppenschließung zu vermeiden. Das im Juli 2021 verabschiedete Niedersächsische Gesetz über Kindertagesstätten und Kindertagespflege (NKiTaG) brachte nicht die gewünschten Erleichterungen, sondern stellte Träger und Leitungen vor neue Herausforderungen, die zeitnah umzusetzen waren.
Die Aufgaben der Leitungskräfte müssen oftmals verschoben und nach der regulären Arbeitszeit abgearbeitet werden, da die Leitungen selbst im Gruppendienst einspringen. "Es fehlen Freistellungsstunden.", so der Tenor der Teilnehmenden. Sie äußern den Wunsch: Alle Leitungen sollten freigestellt sein, um qualitativ hochwertige Arbeit leisten zu können und konstante Ansprechpartner für die Eltern, Mitarbeitende, Kinder und die Öffentlichkeit zu sein. Ein Spagat zwischen Gruppenarbeit und Leitungstätigkeiten leisten gerade die Leitungskräfte, die in einer Einrichtung mit 3 Gruppen tätig sind und keine ausreichende Freistellungszeit haben.
Zum Thema Ausbildung der Fachkräfte wird deutlich, dass der Deutsche Qualifikationsrahmen (DQR) 6 beibehalten werden soll und eine gute praktische Begleitung der Auszubildenden unabdingbar sei. Die jetzige Ausbildung der Fachkräfte sei gut, die Praxis käme aufgrund der unzureichenden personellen Struktur sowie ungünstiger Rahmenbedingungen zu kurz. Eine Akademisierung der Ausbildung lehnen die Teilnehmenden ab. Herr Fühner erläutert die Überlegungen, das Praxismentoring und damit die Begleitung der Auszubildenden in die Einrichtungen zu verlagern. Die Teilnehmenden stehen dieser Überlegung skeptisch gegenüber, da dies eine weitere Arbeitsbelastung in den Kindertagesstätten mit sich bringe und Verfügungszeiten fehlen. Eine Begleitung der Auszubildenden in den Einrichtungen sei nur umzusetzen, wenn es ausreichend Fachkräfte gebe, die mit entsprechenden ausreichenden zeitlichen Ressourcen ausgestattet oder für das Praxismentoring freigestellt seien. Außerdem benötigen die Auszubildenden eine angemessene Vergütung, da sind sich alle einig.
Herr Fühner bringt den Teilnehmenden Verständnis entgegen und sieht die Herausforderungen in der Praxis. Er sei offen für weitere Gesprächsrunden, auch im größeren Rahmen. Als Ergebnis nehme er mit, sich für die Freistellung der Leitungen, gerade auch in den kleineren Einrichtungen, einzusetzen. Er sehe das Engagement und die gute Leistung der Kindertagesstätten, aber auch die großen Herausforderungen in diesem Bereich. Es sei noch viel zu tun, um der frühkindlichen Bildung den Stellenwert einzuräumen, den sie verdient. Ein Anfang sei gemacht und Herr Fühner werde über das Gespräch, die Wünsche und Herausforderungen berichten und sich für die Anliegen im Bereich der frühkindlichen Bildung und der Kindertagesstättenarbeit einsetzen.