Mit einer Gedenkfeier hat das Osnabrücker Drogenhilfenetzwerk den bundesweiten Gedenktag für verstorbene Drogenabhängige begangen. " Mit 22 Drogentoten haben wir leider einen traurigen Höhepunkt erreicht. Seit Erfassung der Daten sind nie zuvor so viel Abhängige in der Region Osnabrück verstorben. Dies zeigt, dass wir weit davon entfernt sind, ‚alles im Griff zu haben‘. Es bleibt viel zu tun, unverändert müssen wir uns gemeinsam anstrengen diesen Kranken zu helfen.", sagte Uwe Schwichtenberg, Leitender Arzt des suchtmedizinischen Zentrums der Ameos-Klinik in Osnabrück, bei der Veranstaltung. Im Fokus des Gedenkens standen in diesem Jahr die Problematik Drogenabhängiger, geeigneten Wohnraum zu finden, sowie die Pflegenotwendigkeit für ältere Drogenkonsumenten. Zudem forderten die Veranstalter ein Betreutes Wohnen mit Konsumtoleranz in Osnabrück.
Nach einem ökumenischen Gottesdienst unter der Leitung von Pastor Hartmut Heyl in der Gertrudenkirche auf dem Gelände der Ameos-Klinik begaben sich die Gäste in einer kleinen Prozession zum Gedenkstein im Garten der Kirche. Dort wurden Kerzen entzündet, ein Segensgebet gesprochen und der verstorbenen Drogenkonsumenten gedacht. Seit dem Gedenktag im vergangenen Jahr sind in Osnabrück 22 Menschen an den Folgen ihres Drogenkonsums gestorben.
Im Vergleichszeitraum davor waren es acht Drogentote. Diese gestiegene Zahl korrespondiert mit den Entwicklungen auf Bundesebene und bereitet dem Caritas-Suchtexperten Conrad Tönsing große Sorgen. Eine alleinige Ursache sieht der Leiter des Geschäftsbereichs Suchtprävention und Rehabilitation beim Diözesancaritasverband Osnabrück jedoch nicht, sondern verweist vor allem auf den problematischen Mischkonsum: "Wenn jemand Heroin oder Kokain konsumiert und dazu Psychopharmaka, chemische Drogen oder obskure Kräutermischungen aus dem Internet nimmt, dann ist die Wechselwirkung der Substanzen oft nicht kontrollierbar."
Tönsing plädiert vor diesem Hintergrund dafür, noch intensiver und früher als bisher Präventionsmaßnahmen zu ergreifen, wenn jemand Drogen konsumiert. "Je früher Hilfe greift, desto geringer ist die Gefahr, dass jemand seine Gesundheit und sein Leben in Gefahr bringt", betont er.
Das Drogenhilfenetzwerk Osnabrück besteht neben dem Caritasverband aus der Aids-Hilfe, dem Ambulantem Justizsozialdienst, dem Ameos-Klinikum (Abteilung Sucht), dem Diakonischen Werk, dem Verein Elrond, dem Elternkreis Caritasverband, den Gruppen Eltern helfen Eltern und JES Osnabrück sowie HIV-Seelsorger Pastor Heyl.