Anschauungsmaterial, das Sandra Haberkamp mit in die Schulen nimmt: 12 Gramm reiner Alkohol sind sowohl im Bier, als auch in einem Schnaps enthalten.
Seit vier Wochen hat der "Musikrausch" ein neues Gesicht: Sandra Haberkamp, Sozialpädagogin bei der Caritas, organisiert in diesem Jahr den Songwettbewerb und ist schon gespannt auf viele neue Lieder rund um das Thema des "Koma-Saufens". Die Gewinner dürfen ihren Song im Tonstudio DocMaKlang und in Zusammenarbeit mit dem Musiklabel Tmezone professionell aufnehmen. Als zweiter Preis winkt ein Schlagzeug, gesponsert von StartMusic. Egal ob Rock, Pop, Rap, Klassik, Musical oder Hip Hop - noch bis zum 17. April können die neuen Songs eingereicht werden.
"Viele Jugendliche unterschätzen die Auswirkungen von Alkohol", erklärt die 29-Jährige Sozialpädagogin. Mit dem Projekt "HaLT - Hart am Limit" macht der Caritasverband auf die Gefahren und Risiken von Alkohol aufmerksam. Ein Erfolgsprojekt ist der "Musikrausch" für das Oberbürgermeister Griesert die Schirmherrschaft übernommen hat. In diesem Jahr findet er bereits zum sechsten Mal statt. Junge Musikerinnen und Musiker sind deshalb wieder gefragt. "Hauptsache ist, dass die Stücke ein Zeichen setzen für einen risikobewussten Umgang mit Alkohol", erklärt Haberkamp. "Uns geht es in erster Linie darum, dass Jugendliche eine vernünftige Haltung zum Alkoholkonsum entwickeln. Sie müssen lernen die Gefahren einzuschätzen". Alkohol einfach strikt zu verbieten, sei keine Lösung.
Um mit den Jugendlichen ins Gespräch zu kommen, geht Haberkamp auch direkt in die Schulen und bietet zusammen mit Kolleginnen und Kollegen Workshops an. In Seminaren klären sie zum Beispiel darüber auf, wie viel Alkohol in bestimmten Getränken enthalten ist und welche Auswirkung die Trinkgeschwindigkeit hat. "Wenn ich ein kleines Glas Wodka in einem Zug trinke habe ich genauso viel Alkohol zu mir genommen, als wenn ich in zwanzig Minuten ein Bier trinke", erklärt Haberkamp. Manche Jugendliche tränken natürlich mit Absicht viel, bei vielen sei aber schlicht auch Ahnungslosigkeit der Grund für Alkoholexzesse. Wie groß der Informationsbedarf ist, merke sie regelmäßig in den Schulklassen, wenn die Schüler - ohne Lehrer und Eltern - in einem geschützten Raum einfach mal alle Fragen rund ums Alkoholtrinken stellen dürfen. "Das kommt an."
Kommt es dann doch mal zum "Absturz" bieten die Mitarbeiter von "HaLT" anschließend sogenannte "Brückengespräche" für die Jugendlichen an - alleine und gemeinsam mit den Eltern. "Oft wird den Jugendlichen erst dann klar, welche Ängste und Sorgen die Eltern durchmachen, wenn sie einen Anruf bekommen, dass ihr Kind mit einer Alkoholvergiftung ins Krankenhaus gebracht werden musste", sagt Haberkamp. Gleichzeitig können die Jugendlichen den Eltern noch mal in Ruhe erklären, wie es dazu kam. Das gehe oft besser, wenn noch eine dritte, neutrale Person dabei ist.
Dass Prävention und Kontrollen etwas bringen, zeigt die Bilanz des Ossensamstags. Denn in diesem Jahr wurden "nur" drei Jugendliche mit einer Alkoholvergiftung im Rettungszelt behandelt, 2007 waren es noch 27. In jedem Fall eine Motivation für das "HaLT"-Team, weiterhin Jugendliche über einen sicheren und verantwortungsvollen Umgang mit Alkohol zu informieren. Für die Arbeit der Caritas im Bereich Sucht ist und bleibt der "Musikrausch" ein Gewinn in Sachen Prävention.
Zum Hintergrund: Noch bis zum 17. April können die neuen Songs für den "Musikrausch" bei Sandra Haberkamp eingereicht werden. Die Osnabrücker "Musikrauscher" werden dann auf der Maiwoche gekürt. Anschließend geht es für das niedersachsenweite Finale nach Hannover, wo die Osnabrücker Musiker dann gegen die Gewinner aus Hannover und Göttingen antreten.
Das "HaLT" Projekt steht für die bundesweite Forderung der Einhaltung des Jugendschutzes und des risikoarmen Konsums. Es geht dabei nicht um die völlige Abstinenz vom Alkohol, sondern um das richtige Maß. Seit mehr als zehn Jahren ist der Caritasverband für die Stadt und den Landkreis Osnabrück mit dem Projekt "HaLT - Hart am LimiT" aktiv, wenn es um das Thema Alkoholmissbrauch und exzessives Trinken unter Jugendlichen geht. Insbesondere vor und während des Ossensamstags sind die Mitarbeiter des Präventionsteams mit unterschiedlichen Aktionen unterwegs, um Jugendliche und auch Erwachsene zum verantwortungsbewussten Umgang mit Alkohol anzuregen.