„Aktionstag Leben 4.0“ informiert
"Die sind doch mit dem Handy in der Hand geboren worden" kann man meinen, wenn man junge Menschen unter 20 beobachtet.
Aber: "Auch als sogenannte Digital Natives wissen junge Menschen nicht automatisch, wie man verantwortungsvoll mit digitalen Medien umgeht", betont Vera Seek, Referentin beim Bund der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) Osnabrück. Oder welche Chancen und Risiken die Digitalisierung für die Arbeitswelt mit sich bringt, was man bei online-Bewerbungen beachten sollte oder wie Sicherheit im Internet aussieht.
Grund genug für den BDKJ, die Kolpingjugend Osnabrück und den Caritasverband für die Diözese Osnabrück e.V:, zum "Aktionstag Leben 4.0" einzuladen.
Ein Kooperationspartner war schnell gefunden: die Berufsbildenden Schulen (BBS) Brinkstraße stellten Räumlichkeiten und Know-how gerne zur Verfügung. Für Andrea Bosse, Koordinatorin für das Fach Religion, war das selbstverständlich: "Uns ist eine ganzheitliche Bildung wichtig, die nicht nur auf die technische Ausbildung achtet, sondern den Schülern auch vermittelt, welche gesellschaftlichen Hintergründe diese Entwicklung hat."
"Auf jeden Fall weiter zu empfehlen!"
Das scheint den Organisatoren gut gelungen zu sein, denn die Teilnehmer waren mit dem Aktionstag sehr zufrieden.
Luca Stölting, Schüler des technischen Gymnasiums der BBS, bestätigt dies: "Die gesamte Veranstaltung war sehr interessant. Ich bin besonders deswegen gekommen, weil ich den Vortrag vom Chaos Computer Club hören wollte und habe dabei noch einiges gelernt. In Zukunft werde ich noch stärker auf die Sicherheit im Internet aufpassen."
Cindy Fee Wedekind war vom Workshop zur Bewerbung 4.0 begeistert: "Mich hat vor allem der Blick des Unternehmens interessiert. Die Referentin hat uns da sehr gute Einblicke und ein paar wichtige Tipps gegeben. Zum Beispiel soll man bei online-Bewerbungen die Stichworte aus der Stellenanzeigen auf jeden Fall nennen, damit bei einem automatischen Scan die Bewerbung nicht gleich aussortiert wird." Beide Schüler waren sich einig: "Den Aktionstag würden wir auf jeden Fall weiter empfehlen."
Berufsschule simuliert "Smart Factory"
Die jungen Leute hatten zuvor ein buntes Programm absolviert.
Unter der Überschrift Industrie 4.0 stellte Berufsschullehrer Christian Wichmann die "Excellence Initiative Industrie 4.0" vor. Mit seinen Schülern simuliert Wich-mann eine digital gesteuerte Fabrik, eine sogenannte "Smart Factory". Das Besondere dabei ist Wissensvermittlung mit hohem Praxisbezug und: "In der modernen Fertigung arbeiten die verschiedenen Berufsgruppen ganz anders zusammen als bislang. Informatiker, Mechatroniker und Elektroniker müssen sehr gut vernetzt sein."
"Wissen ist eine gute Erfolgsstrategie"
Im Workshop "Handwerk 4.0 vermittelten die Lehrer Andreas Böhne und Thomas Bos einen Eindruck, vor welchen Herausforderungen Handwerksbetriebe stehen. Bereits 25 % der Betriebe setzen auf unterschiedliche digitale Technologien. "Dabei geht es um vorausschauende Wartung, 3-D-Druck oder so genannte Trackingsysteme, mit denen ein Betrieb seiner Fahrzeuge wesentlich besser steuern kann," erläuterte Bos. Ein großes Problem sieht der Berufsschullehrer bei den Fachkräften: "Handwerker mit Digitalkompetenz werden dringend gesucht. Davon gibt es noch viel zu wenige." Dies ergänzte Andreas Böhne mit dem prägnanten Hinweis: "Mehr Wissen ist eine gute Strategie, um auf dem Arbeitsmarkt erfolgreich zu sein."
Analog wie digital: Die Botschaft muss stimmen
Im Workshop Bewerbung 4.0 erläuterte Eva Barkey, Personalreferentin bei Hellmann Worldwide Logistics, worauf junge Leute beim Einstieg in das Berufsleben achten sollten. "Zum Beispiel empfehle ich, das Angebot einer Digitalbewerbung zu nutzen, wenn ein Unternehmen dies anbietet," unterstreicht die Personalerin.
Unverändert sind die Anforderungen an die Unterlagen: sie müssen aussagekräftig, ordentlich und vollständig sein. "Sehr große Unternehmen nutzen mittlerweile auch Videochats oder Bewerbungsgespräche per Skype, um Kandidaten kennen zu lernen," so Barkey. Davor soll man keine Angst haben, denn die Fragen werden die gleichen wie bei einem herkömmlichen Bewerbungsgespräch sein. Für die jungen Bewerber gilt auf jeden Fall, dass auf jedem Kanal die Botschaft die gleiche ist: Ich bin der richtige Kandidat für Ihre Firma!
Sicherer Umgang mit Daten will gelernt sein
Der Chaostreff Osnabrück war für den Workshop "Netsurvival - ein moderner Überlegensguide" gleich mit drei Mitgliedern angetreten. Jens Reimer, Jochen Saalfeld und Peter Voigt informierten über den sicheren Umgang mit Daten, Sicherheit im Netz und Absicherung von Geräten. Betroffenes Schweigen erntete Jochen Saalfeld, als er auf die fehlende Datensicherheit in offenen WLAN-Netzen hinwies: "Der Administrator eines offenen WLAN-Netzes kann immer alles lesen, was Ihr versendet. Immer. Alles." Die Internetfachleute gaben darüber hinaus einige Tipps zur Verwaltung von Passwörtern und zum Umgang mit vernetzten Geräten.
Medienkompetenz ist zentral
Maria Keiser-Scheer, Fachreferenten beim Osnabrücker Caritasverband, war mit dem Aktionstag zufrieden: "Die Caritas ist am Aktionstag wegen ihrer Aufgaben im Bereich der Jugendsozial beteiligt. Unser Anliegen ist es, jungen Menschen Medienkompetenz zu vermitteln. Das ist den Referentinnen und Referenten heute sehr gut gelungen!" Und: "Wir haben uns sehr gefreut, dass auch Weihbischof Johannes Wübbe und Bürgermeister Burkhart Jasper bei uns waren!"