Gelebte Willkommenskultur in Osnabrück
Schülerinnen der St. Ursula Schule helfen bei der Ausgabe von Winterkleidung an Flüchtlinge.
Am Hintereingang der Kirche hat sich eine kleine Schlange gebildet. Verschiedene Sprachen sind zu hören. Rund 50 Menschen unterschiedlichster Nationalitäten sind heute Abend gekommen. Im Josephssaal im Inneren der Kirche soll es heute warme Kleidung geben.
In den vergangenen Monaten sind in Osnabrück zahlreiche Menschen angekommen, die hier Asyl suchen. Sie haben auf der Flucht vor Krieg und Vertreibung ihre Heimat verlassen und sind nun in einer der Flüchtlingsunterkünfte in der aktuell nassen und kalten Hasestadt gelandet. Viele ehrenamtliche Initiativen sind inzwischen entstanden, um den Menschen Hilfe anzubieten.
Warme Kleidung für den deutschen Winter
Ingrid Beeck, Anne Keßling und Petra Krone kümmern sich um warme Kleidung für Flüchtlinge.
Ein beeindruckendes Beispiel für derartiges Engagement findet man in der Kirchengemeinde St. Joseph südlich der Osnabrücker Innenstadt. Aus dieser Gemeinde stammen Anne Keßling, Petra Krone und Ingrid Beeck. Sie sammeln gebrauchte Kleidung und geben diese regelmäßig in einer Kleiderkammer in der Flüchtlingsunterkunft "Petersburg" an die Flüchtlinge weiter. Heute haben die drei Frauen eine spezielle Aktion organisiert. Schülerinnen und Schüler der St. Ursulaschule haben warme Kleidung gesammelt. Heute Abend werden Jacken, Pullover, Handschuhe und Co. direkt in der St. Joseph-Kirche von Anne Keßlings Team und den Schülerinnnen und Schülern an Flüchtlinge aus Unterkünften ohne eigene Kleiderkammer verteilt werden.
Ehrenamtlicher Sprachunterricht
Gut vernetzt: Karin Laudenbach und Wilhelm Focke geben ehrenamtlich Deutschunterricht am Rosenplatz und in St. Joseph.
Neben der Kleiderkammer gibt es in der Gemeinde St. Joseph bereits seit einem Jahr einen ehrenamtlichen Sprachunterricht für Flüchtlinge. Viele Neuankömmlinge wollen nach ihrer Ankunft möglichst schnell die Sprache lernen, um sich im Alltag verständigen zu können. Sprachlernhelfer helfen ihnen dabei, einen ersten Einstieg in die deutsche Sprache zu bekommen. Unter ihnen sind beispielsweise pensionierte Lehrer, wie Wilhelm Focke: "Wir haben hier im Gemeindezentrum gute Voraussetzungen für den Unterricht", so Focke, "oben haben wir einen Klassenraum mit einer Tafel."
Das Team um Wilhelm Focke ist in der Nachbarschaft gut vernetzt mit einer Gruppe von Sprachlernhelfern am Rosenplatz. Hier unterrichtet mit Karin Laudenbach ebenfalls eine ausgebildete Lehrerin. Auch sie tut dies ehrenamtlich. Das Angebot im Osnabrücker Süden wird sehr gut angenommen. Kamen anfangs vor allem Flüchtlinge aus der näheren Umgebung, zum Beispiel dem Wohnheim in der Petersburg, kommen die Sprachschüler inzwischen aus dem gesamten Stadtgebiet.
"Wir freuen uns sehr, dass das Angebot so gut angenommen wird", erklärt Laudenbach, "allerdings wäre es auch nicht schlecht, wenn es noch mehr Angebote in anderen Stadtteilen gäbe". Wenn eine Initiative Tipps oder Unterstützung brauche, könne sie sich gerne an sie wenden: "Wir haben Materialien gesammelt und Erfahrungen gemacht, die sicher auch für andere interessant sein können".
Wer Tipps und Infos zum Thema "Sprachlernhelfer für Flüchtlinge" benötigt, kann Frau Laudenbach unter folgender E-Mail erreichen: groelau@t-online.de .