Eine Brücke zwischen den Welten bauen
Referentin Sabine Mierelmeier (Mitte) erarbeitet mit CKD-Engagierten die Besonderheiten in der Begegnung mit Demenzerkrankten. Kückmann / Caritas
Demenz hat viele Gesichter, und einem Menschen mit Demenz zu begegnen - egal ob im privaten Umfeld oder im ehrenamtlichen Besuchsdienst -, kann eine große Herausforderung sein. "Achtsame Besuche bei Menschen mit dementieller Veränderung" heißt deshalb eine neue Fortbildung, die die CKD - Das Netzwerk von Ehrenamtlichen im Bistum Osnabrück künftig für Dekanatsrunden und Besuchsdienstgruppen anbieten. Den Auftakt machte nun die Delegiertenversammlung des Caritas-Fachverbandes im Priesterseminar in Osnabrück gemeinsam mit der Referentin Sabine Mierelmeier, Validations- und Körpersprachtrainerin.
"Ein Mensch mit Demenz benötigt vor allem Ruhe und Gelassenheit im Kontakt", erläutert die Expertin Mierelmeier. "Oft befindet er sich orientierungslos in einem Meer aus Gefühlen, Gedanken, Ängsten und Sorgen. Dann bin ich sein Anker, indem ich ihm im Hier und Jetzt begegne, seine Situation anerkenne und damit eine Brücke zwischen unseren Welten baue." Das bedeutet: Im Gespräch sind klare, kurze Aussagen ideal - und so wenig Fragen wie möglich. "Eine Frage hat auch immer etwas von In-Frage-stellen", sagt Sabine Mierelmeier. "Damit überfordere und verunsichere ich einen Demenzerkrankten."
Sicherheit für beide
Sich selbst zurücknehmen, den anderen dort abholen, wo er innerlich gerade ist: Das kennt Klara Willerding zwar aus ihrer jahrzehntelangen Besuchserfahrung bei Senioren, "aber so richtig bewusst habe ich mir das nie gemacht, das war immer eher aus dem Bauch heraus", so die CKD-Ehrenamtliche aus Rhede im Emsland. Was sie an dem Workshop schätzt: "Mir werden viele Dinge noch einmal klarer, auf die ich achten sollte im Kontakt mit Menschen mit Demenz. Das gibt Sicherheit - mir selbst, aber auch meinem Gegenüber." Angelika Klapper von der CKD in Bremen ergänzt: "In den Gesprächen und Rollenspielen während der Fortbildung wird gut deutlich, weshalb es so wichtig ist, die Gefühle eines Demenzerkrankten ernst zu nehmen. Seine Wahrnehmung besteht vor allem aus Emotionen - da bin ich im Kontakt doch gut beraten, ihm mit Ernsthaftigkeit auf dieser Ebene zu begegnen."
Monika Sewöster-Lumme, Geschäftsführerin der CKD für die Diözese Osnabrück, erläutert: "Mit der Fortbildung möchten wir zur gelingenden Begleitung von Menschen mit Demenz beitragen und das Thema zugleich in die Mitte der Gesellschaft holen." Deshalb hat die CKD als Ergänzung zu dem Workshop mit Sabine Mierelmeier eine Broschüre entwickelt, die auf 16 Seite Anregungen zur Gestaltung von achtsamen Besuchen bei Demenzerkrankten gibt. Diese Handreichung ist für zwei Euro bei der CKD erhältlich. Die Fortbildung für ehrenamtlich Aktive in Besuchsdiensten von Gemeinden und Einrichtungen ist ebenfalls über die CKD buchbar. Informationen bei der CKD-Geschäftsstelle, Tel. 0541 34978168 oder per Mail an msewoester-lumme@caritas-os.de. Gefördert werden die Angebote durch die Caritas-Gemeinschaftsstiftung Osnabrück.