Caritasdirektor Franz Loth, Quartiersmanagerin Christiane Nannemann und KLVHS-Hausleiter Johannes Buß (von links) präsentieren eines der Plakate zur Jahreskampagne.
Die Dörfer und ländlichen Regionen stehen in den nächsten Jahren vor einem gewaltigen Umbruch: Die Bevölkerung schrumpft, das Dorfleben verändert sich radikal. Die Stichworte lauten demografischer Wandel und Wegzug junger, häufig gut qualifizierter Menschen.
Das alles ist Grund genug für die Caritas, sich unter dem Motto "Stadt-Land-Zukunft" in diesem Jahr mit den Auswirkungen dieser Dynamik zu befassen.
Nach Berechnungen des Statistischen Bundesamtes wird die Bevölkerung bis zum Jahr 2060 von heute etwa 82 Millionen Menschen auf dann rund 65 bis 70 Millionen Menschen sinken, in Niedersachsen wird die Bevölkerung bis zum Jahr 2030 von 7,79 Mio auf ca. 7,54 Millionen sinken.
Klar ist, dass die Zahl älterer Menschen deutlich zunimmt, der Anteil Jüngerer hingegen geringer wird. Wie gelingt es, mit diesen Veränderungen konstruktiv umzugehen? Welche Herausforderungen und welche Chancen sind damit verbunden? Mit diesen Fragen setzt sich die Caritas auseinander und lädt alle Interessierten ein: "Hilf mit, den Wandel zu gestalten".
Der Direktor des Caritasverbandes für die Diözese Osnabrück, Franz Loth, sieht die Herausforderung und unterstreicht, dass es keinen Grund zur Panikmache gibt: "Wenn ich in die Landkreise, die Dörfer und die ländlichen Gebiete schaue, dann sehe ich viele Ideen und Ansätze, wie dem demographischen Wandel begegnet werden kann." Ein Grundsatz ist für Loth dabei unverzichtbar: "Das geht nur gemeinsam - wenn unsere Dörfer in 20 und 30 Jahren lebendig sein sollen, dann müssen alle ran: Politik, Zivilgesellschaft und die Bürgerinnen und Bürger." Und: "Wir müssen uns daran gewöhnen, dass es kleiner wird. Das ist für eine Gesellschaft, die seit 70 Jahren nur höher, schneller, weiter kennt, nicht leicht." Zentral, so Loth, sei die Frage, wie wir in Zukunft leben, arbeiten und alt werden wollen.
Ein Ansatz dafür ist das Projekt "Dorfgespräch", das die Katholische Landvolkhochschule (KLVHS) Oesede mit Unterstützung des Bistums Osnabrück, des Landes Niedersachsen und anderen anbietet. Ziel des "Dorfgesprächs" ist es, zusammen mit Dorfbewohnern zu erarbeiten, wie das zukünftige Dorfleben aussehen soll. Johannes Buß, Leiter der KLVHS, unterstreicht: "Nur wenn ein Dorf sich und seine Ziele als Gemeinschaft kennt, kann es sich gut in über örtliche Entwicklungsprozesse einbringen."
Als weiteres Beispiel stellt die Caritas das Quartiersmanagement in Merzen vor. Hier geht es darum, dass ältere und behinderte Menschen möglichst lange in ihren eigenen vier Wänden leben können. Quartiersmanagerin Christiane Nannemann beschreibt ihre Aufgabe so: "Ich orientiere mich am Wunsch und Willen der Bürger. Wenn jemand sagt, dass er zu Hause alt werden möchte, dann schauen wir gemeinsam, was er dafür braucht." Frau Nannemann sieht sich selber als "Kümmerin", die Bindeglied und Vermittlerin zwischen allen Akteuren der Gemeinde sei.
Ideen und vorhandene Ansätze miteinander zu verbinden, ist auch der Leitgedanke der Internetplattform Stadt-Land-Zukunft.de, die die Caritas allen Interessierten zur Verfügung stellt. Die Plattform will Menschen miteinander ins Gespräch bringen: was passiert wo? Wer hat Ideen? Wer hat Antworten? Es sind natürlich auch Projekte eingeladen, die nicht aus der Caritas stammen. Zum Mitmachen aufgerufen sind alle, die konkrete Erfahrungen im Umgang mit dem Wandel im ländlichen Raum haben.