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"Onlinesucht ist eindeutig auch im Emsland und in der Region Osnabrück ein Thema, unterstreicht Conrad Tönsing, der beim Caritasverband für die Diözese Osnabrück e.V. für den Geschäftsbereich Suchtprävention und Rehabilitation verantwortlich ist.
Tönsing weiter: "Für exzessiven Medienkonsum gibt es das spezielle Beratungsprogramm re:set!. In den vergangenen zwei Jahren haben wir in unseren Beratungsstellen in der Region Osnabrück und im Emsland mehr als 230 Beratungsgespräche geführt, Tendenz steigend."
Die Caritas-Suchtexperten sind ansprechbar, wenn das Onlinespielen, das Surfen in sozialen Netzwerken, das Computer-Glücksspiel oder der Internet-Pornokonsum entgleisen.
Im Landkreis Emsland gab es zwischen April 2017 und März 2018 43 Kontakte, in den folgenden 12 Monaten waren es 44 Kontakte. Im gleichen Zeitraum wurden die Osnabrücker Berater 145 mal angefragt (65 / 80). Tönsing ergänzt: "Auch wenn die Problemlagen unterschiedlich sind, kann ich sagen, dass das sogenannte Gaming, also das Online-Computerspielen, bei den Jugendlichen in unseren Regionen ein echtes Thema ist."
Eine aktuelle Studie der DAK ergab, dass bundesweit drei Millionen Jugendliche zwischen 12 und 17 Jahren regelmäßig Online-Spiele wie Fortnite, Minecraft oder FIFA spielen. Rund 465.000 von ihnen sind als Risiko-Gamer eingestuft.
"Von einem Risiko-Gamer spricht man, wenn das Spielen wichtiger wird als die Verabredung mit Freunden, die Hausaufgaben oder ein ehemals geliebtes Hobby", erklärt Marina Wawilkin, Leiterin der Osnabrücker Caritas-Fachambulanz. "Spätestens dann wird es Zeit, sich über sein Spielverhalten ernsthaft Gedanken zu machen."
Was können Betroffene und ihre Eltern tun? "Wir empfehlen eine Vereinbarung, wieviel Zeit vor dem Computer verbracht wird", rät Kathrin Vorjans, die beim emsländischen Caritasverband re:set! betreut. "Für einen 13-Jährigen gilt die Faustregel 60 Minuten am Tag, mit älteren Jugendlichen kann man auch Wochenzeiten vereinbaren, die insgesamt etwa neun Stunden betragen sollten".
Eltern sollten zudem wissen, was am Computer gespielt wird. "Es ist gut, wenn Sie wissen, was Ihr Kind spielt. Lassen Sie sich das Spiel erklären oder spielen Sie einfach auch mal mit. Das verbindet und macht oft auch Spaß", weiß Wawilkin.
Mit exzessivem Computerspiel können finanzielle Probleme entstehen. "Die Spieler kaufen im Spiel für ihre Figuren oft Gegenstände, bestimmte Fähigkeiten, Waffen oder besondere Kleidung. Das alles ist virtuell, kostet aber echtes Geld", unterstreicht Wawilkin.
Für exzessiven Medienkonsum bietet die Caritas in Osnabrück und im Emsland das spezielle Beratungsprogramm re:set! an.
Ein besonderes Problem sind sogenannte Lootboxen. Vorjans erklärt: "Das ist wie eine virtuelle Überraschungskiste, die der Spieler kauft. Die Kiste enthält Gegenstände oder Eigenschaften, die im Spiel dann nützlich sind. Das ist wie Glücksspiel." Die Caritas teilt daher die Auffassung der DAK, dass solche Elemente in Spielen verboten werden sollten.
"re:set!" wird vom niedersächsische Sozialministerium finanziert wird. Conrad Tönsing hofft, dass das Programm Zukunft hat: "Die Zahlen machen deutlich, dass der Beratungsbedarf besteht und vermutlich noch größer wird."