Ein menschenleerer Strand auf LangeoogBild: Johanna Kollorz
Mitten in der Corona-Pandemie, Ende März 2021 startete für Johanna Kollorz und ihre beiden Kinder (8 und 11 Jahre) die dreiwöchige Vorsorgemaßnahme in der Mutter-Kind-Klinik der Caritas auf Langeoog. "Nach Monaten im Home-Office bei gleichzeitigem Home-Schooling war bei mir der Akku leer. Ich wollte einfach raus aus der Tretmühle", erinnert sich Johanna Kollorz. Die 44-Jährige ist freie Journalistin und kann viel von zu Hause aus arbeiten. Neben der Kindererziehung (ohne Inanspruchnahme einer Notbetreuung) belastet sie und ihre Familie auch ein folgenschwerer Fahrradunfall, der ihre Schwiegermutter im Frühjahr 2020 zum Pflegefall machte.
"In den vergangenen Monaten wuchs mir der Alltag über den Kopf: Das eine Kind saß im Wohnzimmer, das andere Kind in der Küche zum Home-Schooling. Nebenher musste ich an meinem Schreibtisch die eigene Erwerbsarbeit und drum herum den Haushalt erledigen. Dazu kamen die Sorgen um meine kranke Schwiegermutter", schildert sie. Johanna Kollorz suchte sich Hilfe in der Kurberatung der Caritas in Osnabrück. "Ich hatte keine konkreten Vorstellungen, über den Zeitpunkt der Kur und wohin es gehen soll. Mir war es nur wichtig, die Reißleine zu ziehen - am liebsten am Meer, das stets eine große Kraftquelle für mich war. Ich wäre aber auch ins Allgäu oder in den Schwarzwald gefahren", berichtet sie. Ihre Flexibilität kam ihr zugute. Caritas-Kurberaterin Barbara Zerhusen half beim Antrag und konnte ihr durch glückliche Umstände schnell einen freien Platz vermitteln. "Das war für mich wie ein Sechser im Lotto. Mitte Januar habe ich den Antrag eingereicht und schon Ende März konnte es losgehen", so die 44-Jährige.
Füße im SandBild: Johanna Kollorz
Auf Langeoog angekommen ging es für die Familie zunächst zum Coronatest. Nach einem negativen Testergebnis konnten sie ihr Appartement im Haus Wittdün beziehen. Die 20 Familien, die in diesem Haus ihre Kur verlebten, wurden in zwei Gruppen eingeteilt. Das Essen wurde fortan in diesen Gruppen zu unterschiedlichen Zeiten angeboten. "Natürlich mussten wir uns in der Klinik nach den gesetzlichen Coronaregeln richten, also Mundschutz tragen und Abstand halten". An jedem Morgen vor dem Frühstück gab es das gleiche Prozedere: Zimmernummer nennen und Fieber messen an der Stirn. Außerdem händigte das Klinikpersonal eine frische Maske für den Tag aus. Am fünften Tag folgte ein zweiter und letzter Corona-Schnelltest. Dem Miteinander in der Gruppe haben diese Regeln nicht geschadet: "Wir sind schnell miteinander ins Gespräch gekommen und die Kinder haben Spielpartner gefunden", so Johanna Kollorz.
Therapiemaßnahmen, Sport- und Kreativangebote gehören zu jedem Kuraufenthalt. Auch unter Coronabedingungen war all das möglich. "Bei einigen Angeboten musste man schnell sein, da die Platzzahl aus Infektionsschutzgründen begrenzt war. Leider waren auch Schwimmbad und Sauna geschlossen", erinnert sich Johanna Kollorz und ergänzt: "Trotzdem war das Angebot für uns absolut ausreichend. Zu Hause fallen die meisten Freizeitaktivitäten pandemiebedingt seit Monaten aus. Deshalb haben wir uns über alle Angebote gefreut, die in dieser besonderen Situation möglich waren. Gerade die Kinder hatten viel Freude bei den gemeinsamen Aktivitäten mit Gleichaltrigen."
Nach kräftezehrenden Monaten habe Johanna Kollorz die viele freie Zeit, die Therapieangebote und die verlässliche Betreuung ihrer Kinder besonders genießen können. Ein weiterer Bonus war für sie die Ruhe auf der Insel: "Es gab zu der Zeit ja kaum Tourismus. Die Insel mit ihrer schönen Natur quasi menschenleer zu erleben, war etwas ganz Besonderes."
Johanna Kollorz und die beiden Kinder erinnern sich gerne an ihre Zeit auf Langeoog zurück. "Wir haben viele Impulse mitgenommen: Zum Beispiel machen wir jetzt zu Hause regelmäßig eine Familienkonferenz." Alle drei haben von dieser Auszeit profitiert. "Das hat uns neue Kraft für den Alltag zu Hause gegeben."