Mit Rollatoren und Rollstühlen kommen sie – 15 Bewohner des St. Antonius Hauses in Bad Laer nehmen heute Morgen an einer besonderen Veranstaltung teil. Zugespitzt könnte man sagen: Hier trifft gleich die Zukunft auf die Erinnerung. Dazu später mehr.
Eingeladen hat Sebastian, Gründer der jungen Firma „Fit für immer“.
Das Team von Fit für Immer hat eine Idee entwickelt, mit der das Freizeitprogramm in Altenhilfeeinrichtungen ergänzt wird. Sie drehen Videos mit Musikern und Physiotherapeuten, die die Zuschauer zum Mitmachen einladen. Volkslieder werden gesungen oder einfache Bewegungsübungen vorgemacht. Ergänzt werden die Videoclips durch meditative Passagen.
Heute geht es darum, ein Video mit echten Zuschauern, nein, mit echten Mitmachern zu testen, nämlich mit älteren Menschen, die im St. Antonius Haus leben.
Katharina Laukamp, Pflegedienstleiterin des St. Antonius Hauses und ihr Geschäftsführer Ralf Chojetzki waren von der Idee sofort überzeugt. „Ich glaube, dass das hier die Zukunft ist. Unsere Bewohner bekommen dadurch neue, weitere Anregungen in der Freizeit und unser Betreuungspersonal gewinnt Zeit, sich um Bewohner zu kümmern, die nicht ganz so mobil sind,“ erläutert Laukamp.
Mandy Fischer, die seit vielen Jahren das Freizeitprogramm im St. Antonius Haus begleitet, ist von der Idee ebenfalls begeistert: „Dieses Angebot unterstützt und bereichert meine Arbeit.“ Frau Fischer hat keine Sorge, dass sie durch die Videoclips überflüssig wird. „Im Gegenteil: ich gewinne damit mehr Zeit, um mich um Bewohner zu kümmern, die wir sonst mit unseren Angeboten nicht so gut erreichen. Wichtig ist, dass ich das Programm weiterhin steuere und auch spontan entscheiden kann, was gerade dran ist.“ So sieht das auch ihre Chefin Katharina Laukamp: „Es geht ja auf keinen Fall darum, menschliche Begegnung zu ersetzen. Im Gegenteil: wir erweitern unser Betreuungsprogramm um einen zusätzlichen Baustein.“
Und der scheint bei den 15 Seniorinnen und Senioren gut anzukommen. Auf der Leinwand stimmen 2 sympathische junge Menschen den Schneewalzer an. In großen und gut lesbaren Buchstaben läuft der Text am unteren Bildrand mit. Die Bewohner singen freudig mit.
Auch bei der nächsten Übung sind die Teilnehmer dabei: die Physiotherapeutin auf der Leinwand leitet einen leichten Sitztanz an. Die Hände der alten Leute im Gemeinschaftsraum des St. Antonius-Hauses gehen in die Höhe und die Füße stampfen im Rhythmus.
Während die Gruppe engagiert den Anweisungen der beiden Videodarstellern folgt, macht sich Sebastian im Hintergrund eifrig Notizen und flüstert mit Katharina Laukamp und Mandy Fischer: „Die Sequenz mit der Meditationsmusik müssen wir nach hinten stellen, weil sonst der ein oder andere einschläft. Das Tempo der Bewegungsübung mit den Tüchern müssen wir langsamer setzen, so schnell kommen die Zuschauer nicht mit. Und ich bin mir nicht sicher, ob die Senioren gerade die Anweisung verstanden haben, die etwas zu kompliziert klingt.“
Für Sebastian ist dieser Testlauf eine ganz wichtige Hürde: „Wir haben das Konzept mit Physiotherapeuten und anderen Fachleuten entwickelt, etliche Stunden in die Produktion der Videos investiert und nun bin ich ganz gespannt, wie die Leute das aufnehmen, für die wir das machen.“
Schon auf den ersten Blick kann man sagen: Die Idee kommt an, die Seniorinnen und Senioren machen mit. Im anschließenden Gespräch gibt es präzisere Rückmeldungen. Für Erika Groen waren die Bilder der meditativen Passagen besonders ansprechend: „Auf diesen schönen Wegen bin ich richtig mitgegangen. Die Bilder rufen in mir alte Erinnerungen wach. Auch Ottilie Dittmann ist angetan: „Das alles hat mir sehr gut gefallen. Die alten Lieder kenne ich noch gut. Und der Sport war nicht zu anstrengend.“
Sebastian nimmt trotzdem einiges an Anregungen für den weiteren Feinschliff mit: „Die Rückmeldungen von Mandy Fischer und Katharina Laukamp sind sehr wichtig, da werden wir noch ein paar Sachen ändern.“
Geplant sind weitere Videos, die die Einrichtungen dann abonnieren und flexibel einsetzen können. „Und dann müssen wir sehen, ob die Einrichtungen bereit sind, dafür Geld zu investieren,“ blickt Sebastian auf den kaufmännischen Teil des Projektes. Für Ralf Chojektzki und Katharina Laukamp wäre das keine Frage: „Das ist eine sehr gute Ergänzung unseres Freizeitangebotes, das wir gerne nutzen würden. Das hier ist die Zukunft, die bei unseren Bewohnern schöne Erinnerungen wach ruft und die hilft, dass wir noch vielfältiger werden können, damit sich ältere Menschen bei uns wohlfühlen.“
Wer Interesse hat, mehr zu erfahren, wendet sich an „Fit für immer“, team@fitfuerimmer.info