"Das Boot ist voll"
Zahlreiche Ehrenamtliche, die in der Flüchtlingshilfe tätig sind, und Geflüchtete, die sich ehrenamtliche engagieren möchten, waren im Rahmen der Anerkennungskultur vom Projekt Salvete eingeladen und besuchte das Theaterstück " Das Boot ist voll".
Vito, der Besitzer einer Eisdiele auf Lampedusa, hängt am 2. Oktober seinen Gedanken nach, wie er sich vor 15 Jahren als Tourist in diese raue Landschaft verliebt und beschloss, die Lombardei zu verlassen, um auf dieser Insel zu leben. Seinen bisherigen Beruf gab er auf und lernte, Eis herzustellen. Auch kaufte er sich ein Boot, welches er nach seinen beiden Enkelkindern Gabriel und Martina = "Gamar" benannte.
Auf diesem Boot kommt es zu einem unschönen Zwischenfall mit einem geflüchteten Tunesier. Hier erkennt Vito, dass er kein "Gutmensch" ist. Er wäre auch bereit gewesen, für die rechte Partei oder die "Lega Nord" zu stimmen. Doch es kommt alles ganz anders.
Am späten Abend des 2. Oktobers 2013 unternimmt er mit sieben Freunden einen Ausflug mit seiner "Gamar". Hierbei hören sie Laute, die sie eine Weile lang nicht zuordnen können. Später erkennen sie, dass es sich um menschliche Laute handelt. Hilferufe. Sie werden aufmerksam und erkennen schon bald die im Meer treibenden lebenden und toten Menschen. Ein Boot ist nicht zu sehen. Vito und seine Freunde überlegen nicht lange und retten 47 Menschen vor dem Ertrinken. Vito erzählt die Szenen der Rettung und das daraus entwickelte Verhältnis zu den Geflüchteten aus Eritrea auf eine höchst emotionale und empathische Art und Weise, sodass alle Zuschauer mucksmäuschenstill diesem berührenden Monolog folgen.
Der Presse berichten Vito und seine Freunde später ihre Erlebnisse. Auch wird das Verhalten der Küstenwache kritisiert, insbesondere die Weigerung der Küstenwache, die Geretteten von der Gamar zu übernehmen. Weitere Menschen hätten dadurch gerettet werden können.
Wie sich sein Leben und seine Ansichten sowie seiner Freunde seitdem verändert hat, lässt sich sehr schnell nachvollziehen.
Einige der Geflüchteten leben heute in Schweden. Seit dem 3. Oktober 2013 treffen sie sich auf Einladung von Vito jedes Jahr auf Lampedusa. Gemeinsam fahren sie mit der "Gamar" zur Stelle der Tragödie und gedenken der vielen Toten.
Der Schauspieler Willi Schlüter spielt die Rolle des Vito Fiorino auf eine so einfühlsame Art, dass man meinen können, er sei selbst dabei gewesen.
Nach Beendigung des Stückes wurden Antonio Umberto Riccò und Willi Schlüter durch den Leiter der Volkshochschule, Herrn Dr. Bösling, begrüßt. Auf Nachfragen war u. a. zu erfahren, dass das Stück aus Respekt für die Zeugen des Geschehens entstanden ist. Alles entspricht der Wahrheit. Vito Fiorino sei bei der Premiere des Stückes emotional berührt gewesen. Aufschlussreiches Informationsmaterial zum Stück, das auch an Schulen gezeigt wird, lag aus.
Vielen Dank für die Sensibilisierung der Problematik der Menschen, die sich eine Lebensperspektive erhoffen und deshalb nach Europa kommen möchten.
Rita Westerheide/ ehrenamtliche Mitarbeiterin