Der Caritasverband für die Stadt und den Landkreis Osnabrück feiert das 10-jährige Bestehen des Projektes "ZAHNUMZAHN" in der Wärmestube Osnabrück.
Scham und Angst sind Gründe, warum arme Menschen herkömmliche Gesundheitseinrichtungen nicht besuchen. Wohnungslose, Drogenabhängige und Senioren mit Grundsicherung finden bei "ZAHNUMZAHN" Hilfe und können sich in einem durch Spenden eingerichteten Behandlungsraum der Caritas untersuchen und behandeln lassen. Besonders bei dem Projekt ist die enge Zusammenarbeit zwischen Sozialarbeitern und ehrenamtlichen Zahnmedizinern. "Die Patienten werden von den Sozialarbeitern auf den Zahnarztbesuch vorbereitet und auch begleitet. Einige waren bereits seit Jahrzehnten nicht mehr beim Zahnarzt", erklärt Monika Schnellhammer, Geschäftsführerin Caritasverband für die Stadt und den Landkreis Osnabrück.
"Ein unversorgtes Gebiss ist eine sichtbare Spitze des Armut-Eisberges in der Gesellschaft", meint Zahnärztin Dr. Elisabeth Unger. Sie ist eine von derzeit vier Zahnärzten, die sich in ihrer Freizeit für "ZAHNUMZAHN" engagieren. Etwa 2.000 Menschen in Not konnten die Zahnmediziner in den vergangenen 10 Jahren durch ihren Einsatz helfen.
Die Patienten kommen aus der Stadt und dem gesamten Landkreis Osnabrück in die kleine Praxis an der Bramscher Straße. Durch die Zusammenarbeit mit vielen Kooperationspartnern hat sich das Angebot in der Region rumgesprochen. "Die Dauer der Behandlung ist sehr unterschiedlich: Manchmal geht es nur um Beratung oder die Behandlung akuter Zahnprobleme. Oftmals geht es aber auch um Zahnersatz, dafür sind natürlich mehrere Termine nötig", berichtet Projektleiter Markus Liening. Solch eine Behandlung wirkt sich nicht nur auf die Zahngesundheit aus: "Mit schlechten Zähnen traut man sich nicht zu lachen oder den Mund zu öffnen. Ein gutes Gebiss hat deshalb enorme Auswirkungen auf das Selbstvertrauen", weiß Liening.
Die Geburtstagsfeier gab Anlass, in zwei Gesprächsrunden ein sehr differenziertes Bild der Arbeit von ZAHNUMZAHN zu zeichnen. Moderator Tiede Thedinga führte durchs Programm, musikalisch sorgte der abseits-Chor unter der Leitung von Ruud van Itersen für eine dichte Atmosphäre.
Generalvikar Theo Paul dankte allen Beteiligten, die das Projekt möglich machen: "Sie haben hier einen Ort geschaffen, den keiner mehr infrage stellt. Das liegt auch daran, dass es hier Ärzte gibt, die sich richtig reinhängen."
Caritasdirektor Franz Loth machte aus seiner Begeisterung keinen Hehl: "Für mich ist das eines der wunderbarsten Angebote, die wir in den letzten 10 Jahren entwickelt haben. Hier geht es auch um sozialen Frieden. Gute soziale Arbeit ist Arbeit am Frieden und an der Demokratie, damit sich niemand ausgegrenzt fühlen muss."
Die Osnabrücker Bürgermeisterin Birgit Strangmann betonte das ehrenamtliche Engagement des Ärzteteams: "dieses Ehrenamt ist der Kitt unserer Gesellschaft. Hier im Projekt ist es die Säule, die ZAHNUMZAHN trägt."
Dr. Elisabeth Unger beschrieb die Notwendigkeit, weshalb ZAHNUMZAHN ein eigenes Angebot ist: "Unsere Patienten fühlen sich häufig in den Wartezimmern von normalen Praxen nicht wohl. Zudem ist es nötig, dass wir viel mehr Zeit für die Behandlung aufbringen, als dies in einer Zahnarztpraxis normalerweise möglich ist."
Für die Kassenzahnärztliche Vereinigung stellte Dr. Carsten Vollmer heraus, dass die Akzeptanz und Dankbarkeit der niedergelassenen Zahnarzt-Kollegen hoch sei: "Ich bin dankbar, dass es Zahnärzte gibt, die ihren Beruf so lieben, dass sie dieses Engagement zeigen."
Heike Voß, die sich als Zahnärztin ehrenamtlich engagiert, machte mit einem Satz klar, weshalb die Ärzte diese Arbeit gerne tun: "Ich habe noch nie so viel Dankbarkeit für meine Arbeit erfahren wie bei ZAHNUMZAHN."