"Dissen Aktiv" gehört zu 35 Projekten, die das Land Niedersachsen in den Jahren 2017 und 2018 fördert. Dabei geht es in Dissen um ein besseres Miteinander der Bewohner. Zuständig dafür ist seit Beginn dieses Jahres Katharina Trimpe, die als sogenannte Kümmerin etwa bereits vorhandene Netzwerke in Dissen stärken soll. Das Ziel: Menschen motivieren, sich aktiv für die eigenen Belange einzusetzen.
Das ist dort nicht einfach, wie Bürgermeister Hartmut Nümann erklärte. Die Kommune habe es mit einer hohen Fluktuation zu tun. "In der Innenstadt leben alle paar Jahre wieder andere Menschen. Es gibt bei ihnen keinen Bezug zur Stadt", so Nümann. Das sei strukturell durch die Vielzahl "einfacher Arbeitsplätze" bedingt, die Dissen als Industriestandort momentan noch biete. Über eine Kooperation ist die Stadt dem Caritas-Vorhaben verbunden, indem sie einen Mitarbeiter in die Steuerungsgruppe entsandte.
Bedarfsermittlung
In den ersten acht Projektmonaten stand zunächst die Bedarfsermittlung an. Katharina Trimpe lud Bürger zu Treffen und einer Stadtbegehung ein. Daraus formierte sich eine Arbeitsgruppe, die als erstes die Umsetzung einer Kinoaktion vornehmen will. Bedarf gibt es auch bei Migrantinnen. Sie äußerten den Wunsch, neben den Deutschkursen einen Treffpunkt zu haben, in dem Themen der Frauen zur Sprache kämen. "Der Treff ist derzeit in Planung, um den Frauen die Möglichkeit einer Selbstorganisation bieten", stellte Trimpe vor.
Die 26-Jährige, die das Projekt für zwei Jahre betreut, stellte bei der Zwischenbilanz aber auch fest: Es gibt immer wieder Vorbehalte gegenüber dem Vorhaben, weil die Befürchtung da sei, "Dissen aktiv" werde nach kurzer Zeit beendet sein und deshalb keinen Effekt haben. Martin Bäumer (MdL CDU) hakte nach: Wie kann es um die Kontinuität des Projektes bestellt sein, wenn es in der Stadt eine hohe Fluktuation der Einwohner gibt?
Frage der Finanzierung
Das stelle die Arbeit von "Dissen Aktiv" nicht in Frage, antwortete Markus Kissling vom Praxisnetzwerk Soziale Stadtentwicklung, wo das Projekt begleitet wird. "Zum einen werden durch das laufende Projekt bereits Erfahrungen und Wissen vor Ort generiert und weitergegeben, zum anderen können bereits gemachte Praxisbeispiele aus weiteren Kommunen herangezogen werden, um eine Verstetigung möglich zu machen." Die CDU-Landtagsabgeordnete Gerda Hövel zeigte sich beeindruckt von dem Erfolg des Projektes.
Deutlich wurde bei dem Treffen: Die Finanzierung der Projekte rund um die Gemeinwesensarbeit ist derzeit nicht gesichert. Durch den Regierungswechsel und eine Änderung der ministeriellen Zuständigkeit (jetzt das Bauressort im Umweltministerium) müssen derzeit die beginnenden Verhandlungen zum Landeshaushalt abgewartet werden. Martin Bäumer wollte hierzu keine Versprechungen abgeben. Hilfreich aber sei, dass man "mit Projekten Gesichter verbinden" könne. Der CDU-Landtagsabgeordnete ist am 10. September auf einer Tagung in Hannover dabei, wo die Modellförderung auch Niedersachsens Umweltminister Olaf Lies vorgestellt wird.