Die Vorstandsmitglieder Valentin Wieczorek, Hermann Mecklenfeld und Marion Beutner (rechts) überreichten Ulrike Rehling-Laur (2.v.rechts) zum Abschied einen Engel.Caritas/Roland Knillmann
"Du, Ulrike, bist für viele zum Engel geworden!" Valentin Wieczorek, Pastoralreferent und Vorstandsmitglied des Vereins Lebenswege e. V., brachte in seiner Ansprache für Ulrike Rehling-Laur auf den Punkt, was die ca. 200 Gäste empfanden, die die langjährige Geschäftsführerin des Vereins in den Ruhestand verabschieden.
"Vielen Menschen bist du zu einer Begleiterin geworden. Sie wissen: Bei dir ist man gut aufgehoben," unterstrich Wieczorek, der zusammen mit den Gästen zum Beginn der Feststunde einen Wortgottesdienst feierte.
Hermann Mecklenfeld, Vorsitzender des Vereins Lebenswege e.V., schloss mit einem Rückblick auf das prall gefüllte Lebenswerk der gelernten Sozialpädagogin an.
"Bereits zu deinem Dienstantritt am 1.November 1995 haben wir einen deiner wesentlichen Charakterzüge kennengelernt. Dein erstes Büro war der gekachelte frühere Untersuchungsraum von Chefarzt Dr. Höper im alten St. Annen-Stift. Selbst die Teelichte, die wir zur Begrüßung noch aufgestellt haben, haben die sehr besondere Atmosphäre dieses Raums nicht verbannt," erläuterte Mecklenfeld unter dem Gelächter der Gäste. "Du aber hast Dich nicht von diesen Nebensächlichkeiten ablenken lassen, sondern hast die Ärmel aufgekrempelt und die Arbeit in Angriff genommen."
Die ist knapp beschrieben: Rehling-Laur hatte den Auftrag, die Verknüpfung der stationären und ambulanten Angebote für Psychiatriepatienten des St.Annen-Stiftes zu sichern und auszubauen. Mecklenfeld listete eine Fülle von Aktivitäten, Projekten und Angeboten auf, die Ulrike Rehling-Laur ins Leben gerufen hat: Das Ambulant Betreute Wohnen, die Tagesstätte in Diepholz, die Tafel, das Soziale Kaufhaus Fairkauf und vieles weitere mehr.
Die Triebfeder der unermüdlichen Schaffenskraft ist für Hermann Mecklenfeld kein Geheimnis: "Dein Beruf war Deine Herzensangelegenheit."
Zum Abschied und als Dank überreichten Mecklenfeld und die Vorstandsmitglieder Valentin Wieczorek und Marion Beutner einen Engel, den das Künstlerehepaar Rita und Franz-Josef Kuschel gestaltet hat.
Karin Bockhorst, Geschäftsführerin des Caritasverbandes für die Landkreise Diepholz und Nienburg lks. der Weser dankte herzlich für das Engagement beim Übergang der Hilfeangebote des Vereins zur Caritas: "Du warst uns eine große Hilfe und hast diesen Prozess mit großem Engagement und Herz begleitet." Was das für Ulrike Rehling-Laur konkret bedeutete, machte Bockhorst mit zwei Sätzen klar: Eigentlich war der Ruhestand schon für Ende Januar geplant. Dann wurde ihre Unterstützung noch bis zum April gebraucht - der endgültige Termin wurde erst der 31. Mai.
Der stellvertretende Twistringer Bürgermeister Peter Dünzelmann eröffnete seine Ansprache charmant: "Es ist heute das erste Mal, dass die Stadt mich mit roten Rosen losgeschickt. Aber: wir haben tatsächlich ein Verhältnis gehabt - und ein gutes dazu!" Dünzelmann blickte dabei unter anderem auf den Kiosk im Twistringer Freibad zurück, den die Lebenswege und der Förderverein Twistringer Freibad zusammen betrieben haben. Sein Fazit: "Sie haben Leben in die Stadt gebracht, dahin, wo es besonders nötig war."
Besonders bewegend war der Abschied, den eine Gruppe von Patientinnen formulierte. Mit einem eigenen Gedicht brachten die vier Frauen auf den Punkt, was wohl für viele Menschen gilt, die von Ulrike Rehling-Laur begleitet worden: "Wenn Sie auch gehen, dass eine bleibt uns: Wärme und Vertrauen."
Zum Ende der Feierstunde und nach einigen weiteren Grußworten ergriff Ulrike Rehling-Laur spürbar berührt selber das Wort: "Abschied ist nicht meine Stärke, vor allem nicht nach 23 Jahren." Wie sehr sie für die Menschen und ihre Aufgaben lebte, machte sie mit einer kleinen Anekdote und einem schmunzelnden Blick auf ihren Mann deutlich: "Das Thema Urlaub war immer sehr schwierig für uns, weil es nie den richtigen Zeitpunkt gab. Wenn mein Mann planen wollte, habe ich immer gesagt, warte noch etwas, weil ich noch nicht weiß, wann es passt."
Nun muss sich die vitale Neu-Rentnerin eine neue Aufgabe suchen: "Wir haben eine große Familie und viele Freunde. Nun ist die Zeit dafür, Einladungen auszusprechen und die Kontakte zu pflegen." Und, unter dem Gelächter der Gäste: "Und vielleicht finde ich mal irgendwann und irgendwo eine ehrenamtliche Tätigkeit."