Verena Niemeyer (Diakonie), Olga Leer und Martin Bäumer (CDU) (v.lks) gehörten zu den Diskussionsteilnehmern beim Thema Wohnungsnot. Foto: Roland Knillmann
Verena Niemeyer, Mitarbeiterin des Diakonischen Werkes Melle, erweiterte die Problembeschreibung: "Im Landkreis finden wir keinen bezahlbaren Wohnraum und wenn es doch welchen gibt, sind unsere Klienten die letzten, die ihn bekommen." Auch Monika Schnellhammer vom Caritasverband unterstrich: "In all unseren Fachdiensten ist Wohnraum das Thema Nr.1!"
Diese Diagnose bestätigten die Vertreter der Arbeitsgemeinschaft der Freien Wohlfahrtspflege in Stadt und Landkreis Osnabrück, die Betroffene und Politiker zum Gespräch unter dem Titel "Die Wohlfahrt trifft …" eingeladen hatten.
Moderator Thomas Uhlen schickte die Mandats- und Funktionsträger zunächst in einen Härtetest: In einem Rollenspiel mussten sie sich als armer Rentner, als Flüchtling und als alleinerziehende Mutter mit drei Kindern bei der fiktiven Wohnungsbaugesellschaft "Onovia" bewerben. Eine Erfahrung, die den Landtagsabgeordneten Burkhard Jasper (CDU), Kreisrat Manfred Selle und die Kreistagsabgeordnete Felizitas Exner (Grüne) teilweise an ihre Grenzen brachte.
Die anschließende Diskussion machte deutlich, dass schnelle Lösungen dringend nötig, aber nicht einfach zu schaffen sind.
Der CDU-Landtagsabgeordnete Martin Bäumer legte den Finger auf die Frage, wie die Menschen, die zu große Wohnungen haben, eine gute kleinere finden, damit die, die große Wohnungen suchen, diese auch bekommen können: "Wie kriegen wir es hin, dass alle Gewinner werden?"
Ein Lösungsvorschlag dazu kam von Heinrich Funke, Arbeitslosenselbsthilfe Osnabrück: "Wir benötigen ein Quartiersmanagement, das weiß, wo geschrumpfte und gewachsene Familien wohnt." Dort könne man einen Wohnungstausch vermitteln.
Im Rollenspiel musste sich Burkhard Jasper als Rentner mit Grundsicherungsbezug auf Wohnungssuche machen. Foto: Roland Knillmann
Ein anderes Problem sprach der Osnabrücker Ratsherr Günter Sandfort (CDU) an: "1990 hatten wir 5.000 Baunormen, heute sind es 20.000. Wir müssen das Bauen wieder einfacher und billiger machen." Zugleich verwies er wie auch andere Politiker darauf, dass die Politik das Problem erkannt habe und tätig sei. Zum Beispiel habe der Stadtrat ein 10-Punkte-Programm verabschiedet, das unter anderem dafür sorge, städtische Bauflächen günstig abzugeben.
Annegret Brockfeld von der AWO regte zudem an, dass die Stadt bei Wohnungen, die aus der Sozialbindung fallen, mit den Besitzern nachverhandelt: "Sie könnten den Vermietern eine Verlängerung abkaufen."
Einig waren sich die Betroffenen und die Wohlfahrtsvertreter in der Forderung, dass ein Umdenken bei den Vermietern erfolgen muss. "Wenn jemand arbeitslos ist, wird er nicht mal zur Besichtigung eingeladen", bemängelte Michael Laszewski (Paritätischer). Diakonievertreter Burkhard Teschner forderte daher: "Ein Dach über dem Kopf steht jedem zu!"
Hintergrund
Die Veranstaltungsreihe "Wohlfahrt trifft..." wurde von der Landesarbeitsgemeinschaft der Freien Wohlfahrtspflege im Jahr 2017 gestartet. Mit dem Format sucht der Zusammenschluss der sechs Spitzenverbände einen engeren Austausch mit den politischen und sozialen Akteuren in den Regionen. Die Landesarbeitsgemeinschaft vertritt die Interessen der mehr als 230.000 hauptamtlichen Beschäftigten und über 500.000 ehrenamtlichen Helfern in den Einrichtungen der Wohlfahrtspflege in Niedersachsen, zu der folgenden Verbände gehören: Die Arbeiterwohlfahrt, der Caritasverband, das Deutsche Rote Kreuz, das Diakonische Werk, die Jüdische Wohlfahrt und der Paritätische.