Anlässlich des Internationalen Tags gegen Gewalt an Frauen am 25. November fordert die Caritas in Niedersachsen die unverzügliche Umsetzung des geplanten Gewalthilfegesetzes. Jede dritte Frau in Deutschland erlebt im Laufe ihres Lebens physische und/oder sexuelle Gewalt.
Vor wenigen Tagen hat das Bundeskriminalamt sein Lagebild "Geschlechtsspezifische gegen Frauen gerichtete Straftaten" veröffentlicht. Die Zahlen sind erschütternd: Bundesweit wurden im vergangenen Jahr 938 Mädchen und Frauen Opfer eines versuchten oder vollendeten Tötungsdeliktes. Fast jeden Tag wurde eine Frau oder ein Mädchen getötet.
Auch in Niedersachsen ist die Situation alarmierend: Im Jahr 2023 wurden landesweit knapp 30.000 Fälle häuslicher Gewalt registriert. "Hinter diesen Zahlen stehen Menschen - Frauen, die in ihrer Partnerschaft oder im familiären Umfeld Gewalt erleben, und Kinder, die in einem gewaltgeprägten Umfeld aufwachsen", betont Kirsten Brackmann, Referentin für häusliche Gewalt beim Caritasverband für die Diözese Osnabrück. Sie weiß: "Diese Zahlen sind nur die Spitze des Eisbergs. Viele Fälle von Gewalt bleiben im Verborgenen. Besonders Frauen, die aufgrund sprachlicher, sozialer oder finanzieller Barrieren keinen Zugang zu den bestehenden Hilfsangeboten haben, leiden oft im Stillen."
Die Caritas in Niedersachsen setzt große Hoffnung auf das geplante Gewalthilfegesetz des Bundesfamilienministeriums, das eine flächendeckende und langfristige Finanzierung von Hilfs- und Schutzstrukturen vorsieht. "Jetzt ist es entscheidend, dass der Gesetzesentwurf nicht in der Schublade verschwindet, sondern trotz des Ampel-Endes so schnell wie möglich verabschiedet wird. Eine ausreichende Ausstattung mit finanziellen Mitteln gehört zwingend dazu", so Brackmann. "Es darf nicht bei Absichtserklärungen bleiben. Wir brauchen konkrete Maßnahmen, um Frauen in Not zu unterstützen."
Schon seit Jahren stehe einer stetig steigenden Zahl von Fällen ein lückenhaftes und unterfinanziertes Hilfesystem gegenüber. In Niedersachsen gibt es derzeit 46 Frauenhäuser, die jedoch oft überfüllt und unterfinanziert sind. Viele Frauen müssen abgewiesen oder auf Wartelisten gesetzt werden. Solche Hilfsangebote müssen ausgebaut werden, so dass jede Frau, die Hilfe sucht, diese auch erhält.
"Gewalt gegen Frauen ist ein gesamtgesellschaftliches Problem, das wir gemeinsam angehen müssen", betont Kirsten Brackmann. "Es braucht Solidarität und konkrete Unterstützung auf allen Ebenen - politisch, finanziell und gesellschaftlich."