Moderator Ludger Abeln diskutierte mit Olaf Lies, Anna Kebschull, Carina Uhlen, Marc André Burgdorf und Franz Loth (von links); per Video waren zugeschaltet Dr. Stefan Rennicke und Dr. Thomas Becker (oben, von links). Caritas / Roland Knillmann
"Caritas goes Green - auf dem Wege zu mehr Nachhaltigkeit": das war der programmatische Titel des diesjährigen "Forum Caritas".
Für die bundesdeutsche Caritas ist das Ziel klar: Bis 2030 will der katholische Wohlfahrtsverband klimaneutral sein. Die Caritas verbindet diese Selbstverpflichtung mit der deutlichen Forderung nach einer ambitionierten und sozial gerechten Klimapolitik.
Wie das gehen kann, diskutierte Moderator Ludger Abeln auf dem Forum Caritas mit Politikerinnen und Politikern, Vertreterinnen und Vertretern der Caritas und dem Textilunternehmer Dr. Stefan Rennicke.
Den Auftakt der Veranstaltung im TrailerForum der Firma Krone in Werlte machte der niedersächsische Umweltminister Olaf Lies (SPD) mit einem thesenreichen Vortrag.
Lies unterstrich, dass die Herausforderung nicht an einer Stelle alleine zu lösen ist: "Soziale Gerechtigkeit, die wir auch international betrachten müssen, stellt uns vor große Herausforderungen." Lies warnte dringend davor, lokal zu denken, denn: "oft verlagern wir die Probleme nur in andere Länder." Für die anstehenden Veränderungen fordert Ließ eine breite gesellschaftliche Akzeptanz, da die
Aufgaben und ihre Lösungen nicht bequem sein werden: "Damit wird man keine Bundestagswahlen gewinnen können!"
Dass die Caritas ihre Verantwortung wahrnimmt, unterstrich der frühere Caritasdirektor Franz Loth. Zugleich wies Loth darauf hin, dass die Kirche sich ihrer Macht manchmal nicht bewusst sei: "Die beiden großen Kirchen kaufen jährlich für rund 50 Milliarden € ein. Das ist eine große Verpflichtung und das gibt uns eine große Macht!"
Dass die katholische Kirche dieser Verantwortung gewachsen ist, scheint für Loth mit etwas Augenzwinkern keine Frage zu sein: "Copyright auf Grün hat die Kirche, denn der erste Natur- und Tierschützer war Franz von Assisi, der vor 800 Jahren gelebt hat."
Die Landrätin des Landkreises Osnabrück, Anna Kebschull (Grüne), sieht die Rolle eines Landkreises in der Koordination und Unterstützung: "Wir brauchen in den Kommunen verpflichtende Ziele, Menschen und Budgets, um die Akteure zusammenzubringen. So unterstützen wir die Caritas und alle anderen, damit sie erreichen können, was sie sich vorgenommen haben. Alleine kann man das alles gar nicht schaffen!"
Der emsländische Landrat Marc André Burgdorf (CDU) warnte davor, Nachhaltigkeit auf Ökologie zu reduzieren. Es gehe genauso um die Wirtschaftlichkeit und um die soziale Gerechtigkeit: "Als Christen haben wir die Aufgabe, auch an die Schwächsten zu denken." Burgdorf ist es daher wichtig, die Menschen mitzunehmen, "die sich zum Beispiel ein neues E-Auto nicht leisten können." Zugleich mahnte er: "Wir dürfen Ziele nicht gegeneinander ausspielen, das ist ganz gefährlich." Stattdessen seien transparente und ehrlich geführte Diskussionen der Weg, um die bestehenden Herausforderungen anzugehen.
Carina Uhlen, Geschäftsführerin des CSR-Kompetenzzentrums im Deutschen Caritasverband, erläuterte den Gästen im TrailerForum, welche Themen die Caritas und ihre Einrichtungen umtreiben, wenn es um Nachhaltigkeit geht: "Da geht es um das Lieferkettengesetz und die Frage, wo unsere Waren herkommen. Wir kaufen Textilien, Verpflegung, Büromaterial Energie - was bedeutet das in die Caritas hinein? Danach werden wir gefragt, auch von unseren Kunden und vom Personal."
Dass der Caritasverband für die Diözese Osnabrück sich seiner Verantwortung bewusst ist, wird exemplarisch an der Zusammenarbeit mit dem Kölner Unternehmen KAYA&KATO deutlich. KAYA&KATO produziert Textilien und liegt in der Lieferkette großen Wert auf hohe ökologische und soziale Standards. Um dies zu fördern und die Produkte von KAYA&KATO näher an die sozialen Einrichtungen im Bistum Osnabrück zu bringen, hat der Caritasverband sich Anfang des Jahres mit 500.000 € an dem Textilhersteller beteiligt. "Damit setzen wir ein klares Zeichen für unsere Verantwortung", unterstrich Franz Loth.
Dr. Stefan Rennicke, der per Videoschalte aus Köln an der Diskussion teilnahm, skizzierte die Ziele seines Unternehmens, die nicht nur ambitioniert, sondern auch umsetzbar sind, und formulierte kurz und bündig: "Wir brauchen Partner wie die Caritas, wenn wir die Branche verändern wollen!"
Allerdings gibt es den ökologischen Wandel nicht zum Nulltarif. Dies wurde in der anschließenden Diskussion mit Vertretern der Caritaseinrichtungen deutlich. Carina Uhlen skizzierte die Herausforderung am Beispiel der nachhaltigen Bekleidung: "Diese muss refinanziert werden. Wir müssen in die politischen Gespräche gehen, damit diese Investitionen zum Beispiel von den Pflegekassen anerkannt werden. Das wird eine große Herausforderung!"
Olaf Lies konnte dies aus Perspektive der Politik nachvollziehen: "Nachhaltigkeit muss ein Kriterium bei der Bewertung einer Leistung sein!"
Kann es auf diese Weise etwas werden mit dem ambitionierten Ziel, die Caritas bis 2030 klimaneutral zu machen? Dr. Thomas Becker, Abteilungsleiter beim Deutschen Caritasverband und per Video aus Freiburg zugeschaltet, hatte schon zu Beginn der Diskussion angemerkt: "Das ist ein ambitioniertes Ziel. Der feste Wille ist da, aber es ist eine sehr kurze Zeit."
Nach der Diskussion auf dem Forum Caritas ist klar, dass es zumindest am guten Willen und an Ideen seitens der verschiedenen gesellschaftlichen und politischen Akteure nicht mangelt. Die Caritas gibt Beispiele, wie eine Umsetzung aussehen kann - damit sind wichtige erste Schritte getan.
Hier finden Sie die Aufzeichnung der Veranstaltung "Caritas goes green"
Mehr zur Klimainitiative der Caritas finden Sie hier