Kennt sich aus mit den Rechten ausländischer Hilfesuchender in der Wohnungslosenhilfe: Referentin Dr. Elke Tießler-Merenda neben Christian Jäger von der ZBS (l.) und dem Vorsitzende des Caritasrates, Diakon Dr. Gerrit Schulte (r.).
Dass vermehrt ausländische Hilfesuchende bei den Beraterinnen und Beratern der Wohnungslosenhilfe in Niedersachsen auftauchen, ist eine neue Entwicklung und passt zum bundesweiten Trend. Der Anteil der Hilfesuchenden aus dem Ausland ist in den vergangenen Jahren stetig angestiegen und lag im Jahr 2012 im Bund bei 27 Prozent.
Diese Entwicklung thematisierte jetzt der 3. Fachtag Wohnungslosenhilfe des Caritasverbandes für die Diözese Osnabrück, in Kooperation mit der Hochschule Osnabrück und der Regionalvertretung Osnabrück der Zentralen Beratungsstelle Niedersachsen (ZSB) auf dem Caprivi-Campus, zu dem mehr als 100 Teilnehmerinnen und Teilnehmer kamen.
"Noch vor eineinhalb Jahren hätte ich gesagt, was haben wir mit Migrationsberatung zu tun? Mittlerweile ist der Beratungsbedarf in der Diözese deutlich gestiegen", konstatierte Ulrich Friedrichs, Geschäftsführer der ZBS Niedersachsen zu Beginn der Veranstaltung "Rechtlos in Deutschland?! Ausländische Hilfesuchende in der Wohnungslosenhilfe".
Diakon Dr. Gerrit Schulte, Caritasratsvorsitzender in Osnabrück fand deutliche Worte für die Situation wohnungsloser Menschen in Niedersachsen. "Ich denke an die Zeit der Frühindustrialisierung, wenn ich von den sogenannten Waldmenschen höre, die in der niedersächsischen Schlacht- und Zerlegeindustrie arbeiten und ihre Schlafstatt im Wald haben. Diese Menschen sind rechtlos, wohnungslos, hoffnungslos und diskriminiert."
Er empfinde "Mitleid mit den Betroffenen und Entsetzen über den Umgang mit ihnen", sagte Professor Dr. Wilfried Hellmann, verantwortlich für den Studiengang Soziale Arbeit der Hochschule Osnabrück in dem der Fachtag begründet ist. Umso wichtiger sei es, den Beraterinnen und Beratern in der Wohnungslosenhilfe das erforderliche rechtliche Wissen an die Hand zu geben, damit sie kompetent helfen können.
Dass die rechtlichen Möglichkeiten, ausländischen Wohnungslosen zu helfen, begrenzt und häufig kompliziert sind, wurde im Vortrag von Dr. Elke Tießler-Merenda deutlich. Die Expertin auf den Gebieten Rechts- und Grundsatzfragen der Integration arbeitet als rechtspolitische Referentin im Referat Migration und Integration des Deutschen Caritasverbandes.
Tießler-Merenda thematisierte sowohl die Rechte von EU-Bürgerinnen und Bürgern als auch das Aufenthaltsrecht von anderen Ausländerinnen und Ausländern.
Asylbewerbern zum Beispiel stünden mit dem Asylbewerberleistungsgesetz mehr Leistungen zu, als einem Ausländer, der lediglich geduldet werde, da Duldung keinen Aufenthaltstitel darstelle. "Heute werden aber deutlich mehr Schutzgründe anerkannt die zum Asyl berechtigen als noch vor 20 Jahren", sieht Tießler-Merenda eine insgesamt positive Entwicklung.