Perspektiven für Langzeitarbeitslose
Die Bundestagsabgeordneten Filiz Polat (Bündnis 90/ Die Grünen), Manuel Gava (SPD) und Dr. Mathias Middelberg (CDU) informierten sich bei einem Besuch in der Möwe über die Arbeit mit langzeitarbeitslosen Menschen. Dabei berichten Fachleute und Qualifizierungsteilnehmer der MÖWE gGmbH und der Caritas Arbeits- und Dienstleistungsgesellschaft (CAD) über ihre Erfahrungen. Eingeladen zu dem Treffen hatten die CAD und der SKM - Katholischer Verein für soziale Dienste in Osnabrück.
Anlass der Gespräche war die bundesweite Kampagne #Dauerhafter Lockdown der Bundesarbeitsgemeinschaft "Integration durch Arbeit" (BAG IDA) des Deutschen Caritasverbandes. Ziel der Aktion ist es auf die Situation langzeitarbeitsloser Menschen hinzuweisen.
Die Möwe GmbH ist als sozialer Betrieb in der Qualifizierung, Förderung und Beschäftigung langzeitarbeitsloser Menschen aktiv. Yvonne Fischer arbeitet seit einigen Jahren im Sozialen Kaufhaus. Sie sortiert die ankommende Ware und arbeitet im Verkauf gebrauchter Möbel, Kleidung und Hausrat. Nach längerer Arbeitslosigkeit war für sie aus gesundheitlichen Gründen keine Beschäftigung auf den ersten Arbeitsmarkt möglich. Bei der Möwe bekam sie die Chance zunächst nur 15 Wochenstunden zu arbeiten, nach und nach konnte sie ihre Arbeitszeit erhöhen. "Zuhause rumsitzen ist nichts für mich. Aber ich habe meine Zeit gebraucht, um wieder mehr Stunden machen zu können", berichtet Yvonne Fischer. SKM-Vorsitzender Franz-Josef Schwack betont: "Viele unserer Beschäftigten brauchen einen geschützten Raum und längere Zeit, um arbeitsfähig zu sein."
Norbert Hermes arbeitet als Stromsparhelfer bei der CAD. Der Stromsparcheck ist ein kostenloses Angebot für Menschen mit geringem Einkommen. Er besucht Haushalte und gibt Tipps zum Energiesparen. Norbert Hermes ist als AGH-Kraft gestartet und inzwischen über das Teilhabechancengesetz befristet beschäftigt.
"Ich bin Studienabbrecher und habe keine abgeschlossene Berufsausbildung. Mit meiner Berufsbiografie habe ich es schwer auf dem Arbeitsmarkt. Ich bin dankbar, dass ich nach verschiedenen Gelegenheitsjobs, mit dem Stromsparcheck eine sinnvolle Aufgabe gefunden habe."
Die Beschäftigung beider Qualifizierungsteilnehmer ist auf insgesamt fünf Jahre befristet. Beide möchten ihre Arbeit fortzuführen. "Ich bin inzwischen 61 Jahre alt. Auf dem ersten Arbeitsmarkt habe ich auch wegen meines Alters keine Chancen", sagt Norbert Hermes. "Ich fühle mich wohl bei der Möwe. Ein erneuter Bewerbungsmarathon ist mein persönlicher Alptraum", betont Yvonne Fischer.
Der Caritasverband Osnabrück und der SKM sind sich einig: Statt Maßnahme-Hopping und Befristungen benötigt die Arbeitsförderung dauerhafte Lösungen. "Wir setzen uns deshalb dafür ein, dass das Teilhabechancengesetz entfristet und weiterentwickelt wird", erklärt Maria Keiser-Scheer, Referentin für Arbeitsmarktpolitik beim Caritasverband für die Diözese Osnabrück.
Die Bundestagsabgeordneten bedankten sich bei Yvonne Fischer und Norbert Hermes für die persönlichen Einblicke. Die Regierung sieht aktuell eine Entfristung und Weiterentwicklung des Teilhabechancengesetzes vor.
"Wir appellieren an Sie langzeitarbeitslose Menschen nicht aus dem Blick zu verlieren. Dafür müssen - trotz der vielen großer Herausforderungen - auch entsprechenden Mittel im Haushalt vorgesehen werden", fordert SKM-Geschäftsführer Michael Strob von den Politikern.