Zukunft Pflegeberufe: Zu Gast bei Jens Spahn
Wie können berufliche Rahmenbedingungen in der Pflege und damit auch das Berufsbild attraktiver gestaltet werden? Diese Kernfragen standen am 17. Oktober bei einer Podiumsdiskussion mit dem Bundesgesundheitsminister Jens Spahn und dem Pflegebevollmächtigten der Bundesregierung Andreas Westerfellhaus im Mittelpunkt. Wie wir bereits seit Jahren erfolgreich Fachkräfte an uns binden, konnte Stefanie Freimuth-Hunfeld (Geschäftsführerin St. Nikolausstift Caritas Pflege GmbH) als Gast in Berlin eindrucksvoll schildern.
Staatssekretär Andreas Westerfellhaus fordert in der Pflege zu mehr Mut und Kreativität bei der Gestaltung der Arbeitsbedingungen auf und kündigte ein eigenes Projekt zur Förderung guter Arbeitsbedingungen in der Pflege an. Denn will man Fachkräfte in Altenpflege und Krankenhäusern gewinnen und halten, bedarf es attraktiver Arbeitsbedingungen, sonst verlaufen alle anderen Bemühungen im Sande. "Die Berufsflucht ist zum Teil sicherlich hausgemacht", sagte Freimuth-Hunfeld. Denn neben einer guten Bezahlung müssen nach ihren Worten die Arbeitsbedingungen in den stationären und ambulanten Einrichtungen stimmen. Dabei ging sie auf einen Veränderungsprozess ein, der im Jahr 2003 beim damaligen Pflegedienst Unterems nach dem Zusammenschluss von mehreren Einrichtungen in Gang gesetzt wurde. Im Mittelpunkt stand eine Mitarbeiterbefragung, deren Ergebnisse in zahlreiche Verbesserungen mündeten. So wurden Zuständigkeiten dezentralisiert. Mitarbeiter arbeiten sozialraumnah in kleinen Teams. Davon profitieren auch die Patienten, die feste Ansprechpartner haben. Außerdem nehmen die Teams die Dienstplangestaltung unter Berücksichtigung der individuellen Interessen der Mitarbeiter frühzeitig vor, so dass die Freizeit planbar ist. "Pausen erwünscht" lautet hingegen die Aufforderung in den wohnlich ausgestatteten Diensträumen, wo kleine Ruheoasen für die Mitarbeiter geschaffen wurden. Die Digitalisierung hilft künftig ebenfalls dabei, Dokumentationspflichten komfortabel durchzuführen, denn es wurden Ipads angeschafft, die auch bei der Vernetzung untereinander helfen.
"Es ist beeindruckend, dass Pflegeeinrichtungen, die ihre Mitarbeiter wertschätzen und ihnen gute Arbeitsbedingungen zur Verfügung stellen, kaum Probleme mit dem Fachkräftenachwuchs haben", fasste am Ende des Tages der Staatssekretär Westerfellhaus die Beiträge zusammen. Aber auch aktuell gebe es noch Pflegeeinrichtungen, die hier noch ganz am Anfang stehen. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn erklärt in seiner Rede: "Die Zukunft der Pflege steht und fällt mit den Arbeitsbedingungen. Gute Arbeitsbedingungen sind das A und O, damit Pflegekräfte gern in ihrem Beruf bleiben und sich mehr junge Menschen für diesen wichtigen Beruf entscheiden. Dazu gehören verlässliche Dienstpläne, ausreichend Kollegen, Vereinbarkeit von Beruf und Familie, betriebliche Gesundheitsförderung, mehr Wertschätzung und eine angemessene Bezahlung."
Am Ende der Tagung wurde aber auch deutlich, dass es für viele kleine und mittelständische Pflegeeinrichtungen eines Impulses von außen bedarf, um den Prozess der Veränderung in Gang zu setzen. Staatssekretär Westerfellhaus nahm den Ball auf und gab den Startschuss für das "Projekt zur Umsetzung guter Arbeitsbedingungen in der Pflege". Konkret sollen ein Instrumentenkoffer und ein Schulungsprojekt entwickelt werden, mit denen in einem ersten Schritt kleine und mittelständische Pflegeeinrichtungen unterstützt werden, bewährte Instrumente für gute Arbeitsbedingungen bei sich zu implementieren. Westerfellhaus hierzu: "Wenn die Projektergebnisse erfolgversprechend sind, sollen bundesweit Pflegeeinrichtungen davon profitieren."
Weitere Informationen zum Thema Arbeitsbedingungen in der Pflege finden Sie unter: www.pflegebevollmächtigter.de
Alle Fotos: Holger Groß