"Wir sind stolz darauf, gemeinsam mit sieben weiteren Einrichtungen der Behindertenhilfe in Südwestniedersachsen an diesem Modellprojekt mitarbeiten zu dürfen und hoffen, dass wir beim Abbau von Kommunikationsbarrieren einfache Lösungen bieten können. Gelingende Kommunikation ist Grundlage für eine Teilhabe am öffentlichen Leben und eine Wertschätzung des Unterstützungsbedürftigen zugleich", betonte Heinz-Bernhard Mäsker, Geschäftsführer des St. Lukas-Heims. Er warb dafür, dass sich die Gesellschaft, Wirtschaft und Verwaltung sowie andere Institutionen für die barrierefreie Kommunikation öffnen.
Die pädagogische Leiterin Sandra Schmidt (von links) , die Beauftragte für die Gelingende Kommunikation Ruth Tuschinski und der Geschäftsführer Heinz-Bernhard Mäsker freuen sich über den Projektstart und die Förderung der "Gelingenden Kommunikation" im St. Lukas-Heim und den Caritas-Werkstätten nördliches Emsland. Jürgen Eden/St. Lukas-Heim
"Wer nicht sprechen und oft auch nicht lesen kann, benötigt besondere Unterstützungsformen, um die einfachsten und alltäglichsten Dinge des Lebens möglichst eigenständig zu meistern", machte Ruth Tuschinski deutlich. Seit Jahresanfang ist sie Beauftragte für Gelingende Kommunikation im St. Lukas-Heim. Bereits in ihrer vorherigen Funktion als Förderschullehrerin hatte sie sich dem Thema bereits über zehn Jahre intensiv gewidmet. Von der Teilhabe ausgeschlossen waren in der Vergangenheit nicht selten Menschen mit kommunikativen Beeinträchtigungen. Die Unterstützungsmöglichkeiten entwickelten sich nach ihren Worten in den vergangenen Jahren enorm. Piktogramme(Bildzeichen), die Einführung der leichten oder einfachen Sprache, Gebärden und elektronische Tablets sind nur einige Beispiele, wie Kommunikation unter erschwerten Bedingungen gestaltet werden kann.
Hier setzt das dreijährige Projekt "Gelingende Kommunikation" an, das der Unternehmensverbund "Die Vielfalter - Experten für Teilhabe" mit großer Unterstützung von Aktion Mensch auf den Weg gebracht hat. Acht Träger der Behindertenhilfe von Papenburg bis Osnabrück, von Nordhorn bis Vechta und Altenoythe haben gemeinsame Standards für eine Gelingende Kommunikation entwickelt. Diese seien nicht nur für die insgesamt 16.000 Klienten und 6.600 Mitarbeiter in den acht Einrichtungen von Bedeutung, sie wirken auch in das Umfeld der Einrichtungen und der Betroffenen hinein. Es sind die ganz normalen kleinen Dinge, die zur Lebensqualität beitragen und im Alltag zählen wenn die Kommunikation gewährleistet ist: zum Bäcker gehen und Brötchen einkaufen, Sport- und Freizeitangebote nutzen, ein Restaurant besuchen und Speisen bestellen, eine Arztpraxis oder die Apotheke aufsuchen und Vieles mehr. Wer trotz kommunikativer Einschränkungen nicht nur dabei, sondern mittendrin sein will, benötigt konkrete dafür Hilfen, die in diesem Projekt entwickelt werden. Das Modellprojekt "Gelingende Kommunikation" ist im Januar 2019 gestartet, aufbauend auf ein zuvor vom Land Niedersachsen gefördertes Projekt. Die Gesamtkoordination dieses Projektes erfolgt über die Heilpädagogische Hilfe Bersenbrück unter Beteiligung einer Vertreterin des Werkstattrates der Regionalen Arbeitsgemeinschaft der Werkstätten für Behinderte Menschen. Die Projektgruppe hat sich bereits formiert. So fand kürzlich das erste Treffen im Christophorus-Werk Lingen statt.
Als besonderer Schwerpunkt soll künftig das Thema "Gelingende Kommunikation im Sozialraum" in den Fokus rücken. Das bedeutet: Informationen sollen für Menschen mit Beeinträchtigungen nicht nur innerhalb der Einrichtungen und Dienste des St. Lukas-Heims, sondern auch im angrenzenden Sozialraum als Ort der Teilhabe einfacher zugänglich sein. Das kann beispielsweise durch einfache und leichte Sprache, Gebärden und Bebilderung durch sogenannte Metacom-Symbole erfolgen. Die katholische Kirchengemeinde St. Josef in Papenburg setzt bereits Elemente der gelingenden Kommunikation ein. So werden künftig einzelne Gottesdienste in einfacher Sprache gehalten. Dabei kommen Gebärden und Piktogramme zur Verdeutlichung der gesprochenen Sprache zum Einsatz. Geplant sind auch gezielte Maßnahmen, die eine Kommunikation von Menschen mit Behinderungen zwischen Behörden und der Wirtschaft verbessern.