Osnabrück, 23.02.06. Der Ossensamstag ist „Großkampftag“ – nicht nur für
Karnevalisten. Ausgelassene Jecken jeden Alters feiern in Osnabrück die fünfte
Jahreszeit – und viele Minder-jährige nutzen den Osnabrücker Karnevalsumzug, um
sich mit Alkohol regelrecht abzufüllen. Dass es auch anders geht, macht in
diesem Jahr die Caritas-Fachambulanz für Suchtprävention und Rehabilitation
deutlich: „Feste feiern ohne reihern“ ist das Motto, mit dem die Suchtfachleute
in den Karneval ziehen. Besonderer Clou: Die Caritas hat dazu gleich einen
ganzen Karnevalswagen gestaltet und nimmt aktiv am Umzug teil.
Den Wagen ziert eine überdimensionale
Pappfigur, die drastisch vor Augen führt, wohin der Vollrausch führt: Der „Pappkamerad“
beugt sich tief über eine Toilettenschüssel; den Rest wollen wir hier
verschweigen.
Fachambulanz-Leiter Klaus Balgenorth und Sozialpädagogin Yvonne Meiners sind
nicht zum ersten Mal mit einer pfiffigen und provokanten Aktion am Ossensamstag
unterwegs: Im vergangenen Jahr verteilten die Caritas-Fachleute 20.000 Spucktüten
mit dem Aufdruck „Wenn es Dir mal wieder hoch kommt“. Balgenorth will mit
diesen ungewöhnlichen Schritten bei jungen (und älteren) Karnevalisten
Aufmerksamkeit wecken: „Wir möchten zum Nachdenken provozieren. Auf lustige
Weise, nicht mit dem strengen pädagogischen Zeigefinger.“
Yvonne Meiners
unterstreicht: „Karneval heißt für uns: feiern, Spaß haben, ausgelassen sein.
Wir wollen ausdrücken, dass das auch ohne exzessives Besäufnis geht.“
18 jungen Menschen haben geholfen, den Karnevalswagen zu gestalten. Unter
anderem haben Mitglieder des Christlichen Vereins junger Menschen (CVJM)
Osnabrück, der St-Georgs-Pfadfinder Holzhausen und Jugendliche des Osna-Art-Forums
mit ihrem Leiter Jörn Litsche beim Bau der Figur mitgeholfen. Die Spedition
Heinrich Koch aus Osnabrück stellt den Wagen zur Verfügung und Mitarbeiterinnen
und Mitarbeiter der Caritas werden den Wagen am Ossensamstag begleiten.
Natürlich beschränkt sich die Aktivität der Suchthelfer nicht auf die Teilnahme am Umzug. Wie schon im vergangenen Jahr werden Sozialpädagogin Monika Schnellhammer und eine wei-tere Kollegin wieder im Erste-Hilfe-Zentrum Dienst tun. Dort sind im letzten Jahr 60 stark alkoholisierte Menschen von den Rettungskräften behandelt worden; die Hälfte waren Minder-jährige. Frau Schnellhammer wird Kontakt zu den Eltern aufnehmen, um Hilfen anzubieten, wenn sich dieses Verhalten häuft. In der Nähe des Haarmann-Brunnens werden die Drogenselbsthilfe Elrond, das städtische Jugendamt und die Caritas eine alkoholfreie Cocktail-Bar aufbauen, um Alternativen zum Alkohol zu bieten. Am Stand gibt es nichtalkoholische Geträn-ke, die gekauft oder gegen Alkohol eingetauscht werden können.