Allenstein / Melle Sebastians Augen leuchten, als Dirk Tietz von der Caritas-Sozialstation den Jungen auf die Bettkante setzt. Sebastian ist 12 Jahre alt, lebt in Olsztyna, Polen und hat einen Gehirntumor, der bis auf eine Restgröße entfernt wurde. Sebastian wird über eine Sonde in der Nase ernährt und kann bei Bedarf über einen Schlauch in der Luftröhre beatmet werden. Viel bewegen kann Sebastian sich nicht, zudem neigt er zu Spastiken. So liegt Sebastian den ganzen Tag auf seiner speziellen Wechseldruckmatratze in einer 30m² großen Wohnung, die er sich mit vier Familienmitgliedern teilen muss. Bei gutem Wetter wird Sebastian von seinem Vater nach draußen in einen Erwachsenenrollstuhl getragen, weil der Arzt frische Luft verordnet hat. Einen passenden Rollstuhl für den schmächtigen Jungen konnten sich seine Eltern bislang nicht leisten.
Dirk Tietz aus Melle ist zusammen mit einer Delegation des Diözesancaritasverbandes Osnabrück und Kollegen aus Polen und Kaliningrad nach Olsztyna gekommen, um am Kongress „Besser zu Hause als im Krankenhaus“ teilzunehmen. Tietz ist Kinaesthetics-Trainer, das heißt, er analysiert die alltäglichen Bewegungsabläufe von Patienten und Pflegekräften. Er zeigt neue Möglichkeiten auf, wie Patienten trotz Schlaganfall oder anderen Einschränkungen ihren Körper wahrnehmen können und wie Pflegekräfte und Angehörige im Umgang mit den Betroffenen neue Ideen entwickeln können. So wie bei Sebastian: Beim ersten Besuch von Dirk Tietz liegt der Junge auf die Seite gedreht im Bett und verbringt so die meiste Zeit des Tages. Der Kinaesthetics-Trainer zeigt seinen Eltern, wie sie mit Sebastians Hilfe einen Transfer in den Rollstuhl oder auf die Bettkante machen können. So ist es gelungen, Sebastian von der Bettkante in den Rollstuhl zu setzen, damit er ans weit geöffnete Fenster gefahren werden kann. Die Eltern des Jungen waren überrascht, mit welch einfachen Bewegungsabläufen eine bessere Lebensqualität für den Jungen erreicht werden kann.
Dirk Tietz ist von der Dankbarkeit und von der Wirkung dieser kleinen Veränderungen sehr beeindruckt. Zurück in Melle nahm er Kontakt zu einem Sanitätshaus (RAS GmbH) auf und schaffte es, einen kostenlosen gebrauchten Kinderrollstuhl für Sebastian zu organisieren. Dieser wurde dann umgehend, sehr zur Freude von Sebastian und seiner Familie nach Polen gebracht und der Familie übergeben.
Weitere Informationen:
Caritas-Sozialstation Melle
Dirk Tietz
Dürrenberger Ring 16
49324 Melle
Tel.: 05422/98930
Fax: 05422/9893166