Osnabrück/Allenstein, 21. Mai 2012. Die Zeit der reinen Hilfslieferungen nach Osteuropa ist vorbei. Aufgrund der langjährigen, aktiv gelebten Partnerschaft der Landkreise Osnabrück und Allenstein im ehemaligen Ostpreußen haben Vertreter des Caritasverbandes für die Diözese Osnabrück jetzt die Weichen für eine intensive Kooperation mit den Partnern des Caritasverbandes Ermland-Masuren gestellt. Bei einem Besuch in Allenstein haben sechs polnische Pflegekräfte ein durch deutsches Fachwissen unterstütztes Kooperationsseminar in Kinaesthetics absolviert.
Das Kinaesthetics-Seminar zeigt, wie viel die beiden Caritasverbände voneinander lernen können. Prälat Roman Lompa, Caritasdirektor in Ermland-Masuren, Caritasdirektor Franz Loth und Dirk Tietz, Fachexperte beim Caritasverband Osnabrück, zeichneten sechs Absolventen aus. Sie hatten an einem mehrwöchigen Seminar teilgenommen, das in Allenstein und in der Landvolkhochschule in Oesede stattgefunden hatte. Dabei lernten sie, den Pflegebedürftigen mit einzubeziehen – nicht für ihn etwas zu machen, sondern mit ihm.
Ein Beispiel für das Kinaesthetics-Lernmodell: Ein Pflegebedürftiger kann zum Beispiel über die Seitenlage zum Sitzen gebracht werden oder auch über die Bauchlage aufstehen, anstatt en bloc unter hohem Einsatz von Körperkraft des Helfers vom Liegen zum Sitzen zu kommen. Die Ökonomie der Bewegung, die Ressourcen des Klienten, also seine aktive Hilfe und die Kommunikation spielen dabei eine große Rolle und eine Überlastung des Pflegenden wird vermieden. Die nun ausgebildeten Kinaesthetics-Experten können ihr Wissen in Polen an geschulte Kolleginnen und Angehörige in Pflegesituationen nun weiter geben.
Beim Besuch in Allenstein verabredeten die beiden Verbände, die Kooperation im Bereich Altenhilfe fortzusetzen und weitere gemeinsame Projekte anzustoßen – in den Bereichen Sucht- und Gewaltprävention sowie Jugendhilfe und zwar in den Regionen Osnabrück und Allenstein. In der Suchthilfe geht es um Schulungen zum Thema „Prävention und –Rehabilitation“ sowie zum Thema „Schutz vor häuslicher Gewalt“. Zur Jugendhilfe erläuterte Carina Heering, Geschäftsführerin des Caritasverbandes für die Stadt und den Landkreis Osnabrück: "Wir werden benachteiligten Jugendlichen in beiden Regionen die Chance geben, sich zu begegnen und dadurch interkulturelle Kompetenzen aufzubauen." Ein gemeinsames Ziel sei, länderübergreifend Praktika anzubieten, damit Jugendliche sich beruflich qualifizieren und weiterbilden können.
"Wir sind freundschaftlich verbunden," sagt Caritasdirektor Franz Loth. "Wir haben die Ebene vom Für- zum Miteinander erreicht", betont Franz Loth ausdrücklich. "Dieser Verantwortung für unsere Bürgerinnen und Bürger, aber auch für die europäische Freundschaft als Ganzes gerecht zu werden, ist unsere gemeinsame Aufgabe."