Lingen. „Alle wollen alt
werden, aber keiner will es sein“. Mit diesem Zitat von Gustav Knuth eröffnete
Caritasdirektor Josef Heile vor über 100 Pflegefachkräften aus Krankenhäusern,
Sozialstationen und Altenheimen die
Pflegefachtagung
„
Kontinenzförderung
in der Pflege“ im
Lingener
Ludwig-Windhorst-Haus.
Die
Harninkontinenz
ist ein weit verbreitetes Problem.
Betroffen sind insbesondere ältere Menschen. 60-80 Prozent der
Pflegebedürftigen sind heute
inkontinent
. Doch nicht
nur die Zahl der älteren Menschen, die an
Inkontinenz
leiden, wächst stetig an, auch
20–30
Prozent der jungen Frauen leiden an dem unfreiwilligen Harnverlust.
Inkontinenz
ist ein verdrängtes
Leiden, ein gesellschaftliches Tabuthema, das sehr häufig mit sozialem Rückzug
und einer verminderten Lebensqualität einhergeht. Es gibt jedoch Möglichkeiten,
Betroffene zu unterstützen und ihre
Kontinenz
zu
fördern: Ende 2005 wurde der 5. Nationale Expertenstandard zur
Kontinenzförderung
in der Pflege vom Deutschen Netzwerk zur
Qualitätsentwicklung in der Pflege (DNQP) in Osnabrück veröffentlicht. Der
Expertenstandard verfolgt die Zielsetzung „das individuell höchstmögliche Maß
an
Kontinenz
mit der größtmöglichen
Selbstständigkeit“ zu erlangen.
Die
Pflegefachtagung
in Lingen leistete einen Beitrag dazu, dieses Ziel zu erreichen. Die
Tagungsteilnehmer wurden umfassend über die medizinischen Hintergründe der
Inkontinenz
von Professor Dr. Armin Rost,
Bonifatius-Hospital Lingen, informiert. Des Weiteren stellte Daniela
Hayder
, Mitglied der Expertengruppe für Analyseinstrumente
zur Feststellung und Erhebung der
Inkontinenz
,
umfangreiche Maßnahmen zur
Kontinenzförderung
vor. Im
anschließenden Praxisbericht schilderte Antje Meyer, Pflegen und Wohnen in
Hamburg, die modellhafte Umsetzung in die pflegerische Praxis.
Die Anwendung des
Expertenstandards trägt dazu bei, dass
Inkontinenz
von der Gesellschaft nicht mehr als Tabuthema behandelt wird. Ziel ist es, dass
ein gesellschaftliches Bewusstsein dafür geschaffen wird, dass es sich bei der
Inkontinenz
um eine therapierbare Krankheit handelt. Denn
bislang bedeutet die
Harninkontinenz
für viele
Menschen, die ihre Krankheit aus Scham verschweigen,
einen
oft jahrelangen Leidensweg. Die Pflegeprofession ist sich dieser Tatsache
bewusst und geht mit erprobtem Instrumenten und Maßnahmen gegen die
Tabuisierung vor: Denn die Teilnahme am Berufsleben, an Freizeitaktivitäten
sowie am gesellschaftlichen Leben ist mit einfachen und effektiven Maßnahmen
möglich. Viele Menschen müssen sich nicht ihrem Schicksal ergeben, sondern
können eine Vielzahl von Möglichkeiten, die von medikamentöser über
physikalische bis hin zur operativen Behandlung reichen, in Anspruch nehmen.
Weitere Informationen
bei Michael
Lucas-Nülle
, Geschäftsbereich Altenhilfe
und Pflege,
Caritasverband
für die
Diözese Osnabrück e.V.,
Knappsbrink
58, 49080
Osnabrück, Tel.: 0541-34978-132, PC-Fax: 0541-34978-4132,E-Mail:
MLucas-Nuelle@caritas-os.de