„Ich habe hier Spaß und dann mach ich das“
„Szenenwechsel“ von Diakonie und Caritas bringt für 46 Jugendliche Abwechslung in die Osterferien
Laura Schmidt und Jessica Dorn sind sich vermutlich noch nie begegnet. Und doch verbindet die beiden Jugendlichen mehr als ihr Alter (sie sind 15) und ihr freundliches Lächeln. Laura und Jessica haben die „Szene gewechselt“ – statt Osterferien, ausschlafen und relaxen arbeiten sie eine Woche lang ehrenamtlich in einer sozialen Einrichtung; Jessica im Annaheim Schüttorf, Laura in der Kindertagesstätte St. Vitus in Freren.
Für Jessica Dorn ist der Einsatz im Annaheim fast selbstverständlich: „Ich interessiere mich für alte Menschen. Das war schon immer so.“ Später will die Hauptschülerin gerne in einem Altenheim arbeiten. Zielstrebig hat sie deshalb bereits im vergangenen Jahr ein Praktikum im Annaheim absolviert. Als sie in der Schule vom „Szenenwechsel“ hörte, war klar, dass sie die Chance wieder nutzt. „Meine Klassenkameraden haben zuerst gelacht, weil ich das in den Ferien mache. Das war mir aber egal. Ich habe hier Spaß und dann mach ich das,“ zeigt sich die freundliche Schülerin selbstbewusst. Jürgen Rickling, Pflegedienstleiter des evangelischen Altenheims, das in Trägerschaft des Diakonischen Dienstes Obergrafschaft gGmbH ist, beschreibt die Aufgaben von Jessica: „Sie begleitet eine unserer Mitarbeiterinnen, hilft bei der Grundpflege, wird bei den Mahlzeiten den Bewohnern das Essen anreichen und da mithelfen, wo es möglich ist. Dabei wird Jessica immer Zeit für ein Gespräch haben.“ Vom Engagement der Schülerin ist Rickling beeindruckt: „In unserem Beruf muss man mit dem Herzen dabei sein. Vor Jessicas Einsatz habe ich großen Respekt.“
Großen Respekt haben alle 46 Schülerinnen und Schüler verdient, die in der Grafschaft, im südlichen Emsland und in Ostfriesland für eine Woche die „Szene wechseln“. Die Aktion der christlichen Kirchen findet in dieser Form in der Grafschaft und im südlichen Emsland zum ersten Mal statt. Mit dem „Szenenwechsel“ wollen das Diakonische Werk der Evangelisch-reformierten Kirche, die Arbeitsstelle Freiwilligendienste (Bistum Osnabrück und Caritasverband) und das Diakonische Werk im evangelisch-lutherischen Kirchenkreis Emsland-Bentheim jungen Menschen soziale Erfahrungen vermitteln, die über die Ferien hinaus „wirken“. Ein neuer Blick auf die Situation von Hilfebedürftigen, Interesse an sozialem Engagement und bei dem ein oder der anderen vielleicht sogar der Impuls für eine spätere Berufswahl – das ist das, was sich die Organisatoren vom „Szenenwechsel“ versprechen.
Inge Hennekes, Leiterin der katholischen Kindertagesstätte (Kita) St. Vitus in Freren, ist vom „Szenenwechsel“ beeindruckt: „Unsere Jugend ist engagiert. Die jungen Menschen brauchen manchmal eine Anstoß und dann machen sie mit.“ In der Kita St. Vitus macht Laura Schmidt eine Woche lang mit. Die Handruper Gymnasiastin beginnt ihren Dienst um acht Uhr und wird jeden Tag bis 16 Uhr in einer der Gruppen der Kita helfen. Die Kinder, mit denen sie es zu tun hat, sind zwischen drei und sechs Jahre alt. In die Kita St. Vitus kommen auch ältere Kinder, die nach der Schule betreut werden; manche Kinder bleiben über den ganzen Tag, manche nur bis Mittags – insgesamt bietet Inge Hennekes mit ihrem Team eine breite Palette von Angeboten. Laura wird das alles kennen lernen, um einen guten Einblick in eine solziale Einrichtung zu bekommen. Weshalb opfert sie dafür ihre Ferien? „Ich mag das Spielen mit Kindern und freue mich, wenn die Kinder lächeln und fröhlich sind. Es macht mir Spaß zu helfen!“ Die Fünfzehnjährige kann sich gut vorstellen, nach dem Abitur in einem sozialen Beruf zu arbeiten. Vom Szenewechsel hat sie aus der Zeitung erfahren. „Als ich das las, hab ich gleich gedacht, das ist interessant!“ Zusammen mit einer Freundin hat sie sich angemeldet. Die Freundin ist später wieder abgesprungen, aber Laura Schmidt hielt an dem Vorhaben fest. Gleich nach dem Interview wird sie mit den Erzieherinnen und den Kindern ein Frühlingsbeet einsäen – das Sonnenwetter wird in der Kita sofort genutzt.
Die Verantwortlichen Inge Hennekes und Jürgen Rickling sind vom „Szenenwechsel“ überzeugt. Beide haben viel Erfahrung mit Praktikanten, beide betonen, wie wichtig es ist, jungen Menschen Erfahrungen wie beim „Szenenwechsel“ zu vermitteln. Frau Hennekes bringt es knapp auf den Punkt: „Das sollte jedes Jahr angeboten werden.“ Beide sprechen sicherlich für die insgesamt 33 Einrichtungen, die Einsatzstellen zur Verfügung stellen.
Am Ende der Szenewechsel-Woche werden sich Laura und Jessica kennen lernen: Dann laden Diakonie und Caritas ins Kloster Frenswegen ein, um „Danke“ zu sagen. Mit dabei ist auch der Handballstar Holger Glandorf, der die Schirmherrschaft über den „Szenenwechsel“ hat.