Mit großer Sorge hat der Deutsche Caritasverband den Entwurf eines Gesetzes zur Stärkung der Gesundheitsversorgung in der Kommune (Gesundheitsversorgungsstärkungsgesetz - GVSG) zur Kenntnis genommen. Denn im Vergleich zum Ursprungsentwurf sind nun die drei Grundelemente, die vielversprechende neue Versorgungsansätze dargestellt hätten, entfernt worden:
Die Einteilung von Gesundheitsregionen, die hausärztlichen Primärversorgungszentren sowie - und dies ist besonders kritisch - die Gesundheitskioske!
"Gesundheitskioske liefern einen innovativen Beitrag für die Gesundheitsversorgung im Quartier. Durch niedrigschwellige Angebote stellen sie die Vor- und Nachsorge insbesondere vulnerabler Personengruppen zielgenau sicher", sagt Eva Maria Welskop-Deffaa, Präsidentin des Deutschen Caritasverbandes. "Durch Beratung und Vermittlung wird in Gesundheitskiosken sozial benachteiligten Menschen der Zugang zum Gesundheitssystem leicht gemacht. Das neue Angebot hat sich an den Standorten, an denen die Caritas in den letzten Jahren Gesundheitskioske mit aufgebaut hat, gerade auch für Migrantinnen und Migranten bewährt."
Die Gesundheitskioske bieten Beratung zu Prävention und Gesundheitsförderung an. In vielen Ländern wie Finnland oder auch in den USA und Kanada gibt es die notwendigen Belege, dass Gesundheitskioske wirkungsvoll sind. "Wir sehen im niedrigschwelligen Zugang, der Verortung im Quartier und der vernetzten Zusammenarbeit mit Sozialeinrichtungen und Behörden eine große Chance und halten es für vordringlich, dass eine Erprobung an weiteren Standorten in ganz Deutschland jetzt auf den Weg gebracht wird," so Welskop-Deffaa.
Niederschwellige vernetzte Gesundheitsversorgung mit Lotsenfunktion
Aus den Reihen der Caritas gibt es bereits gute Erfahrungen.
Hierzu erklärt Prof. Dr. Enno Hermans, Caritasdirektor in Essen: "In Essen zeigen wir, wie wichtig die Kioske dafür sind, dass auch Menschen in benachteiligten Lebenslagen einen gleichberechtigten Zugang zum Gesundheitssystem erhalten und selbst eine Gesundheitskompetenz aufbauen können. Die Kioske erfüllen seit zwei Jahren eine Lotsenfunktion durch das Gesundheitssystem. Sie ergänzen die Arbeit der Ärzte und sind eine Schnittstelle zwischen Arztpraxis und dem privaten Umfeld beziehungsweise zwischen Krankenhaus und Reha-Maßnahme. Im Gesundheitskiosk können niederschwellig Fragen geklärt, Diagnosen besprochen und Anträge ausgefüllt werden. Die Mitarbeiter:innen sind vernetzt im Stadtteil und kennen die Angebote vor Ort, so dass keine Doppelstruktur entsteht. Durch externe Sprechstunden und Vorträge sind die Mitarbeiter:innen direkt in den Stadtteilen tätig, in Schulen oder Kitas, bei Veranstaltungen und auf Wochenmärkten. Sie erreichen dadurch sehr niederschwellig eine große Gruppe an Menschen."