Osnabrück. Unter dem Motto
„Das Stück Himmel am Bahnhof“ veranstalteten
die Bahnhofsmissionen in Deutschland am Wochenende erstmals einen "Tag der
Bahnhofsmission". Auch in Niedersachsen und Bremen beteiligten sich viele
Stationen, um von ihrer Arbeit zu berichten und zu feiern. So auch die
Bahnhofsmission Osnabrück. Die Schirmherrschaft für diesen Tag hatte
Ministerpräsident Christian Wulff übernommen.
Die Mitarbeiterinnen und
Mitarbeiter der Bahnhofsmissionen helfen Reisenden, die Begleitung beim Umsteigen
oder in der Wartezeit brauchen. In den Räumen der Bahnhofsmission können sie
Hilfe finden, Pause machen, das Baby frisch wickeln oder einfach zur Ruhe
kommen. Darüber hinaus wenden sich immer mehr Hilfesuchende mit sozialen
Problemen an die Bahnhofsmission.
Am "Tag der
Bahnhofsmission" öffneten viele der 99 deutschen Stationen landesweit ihre
Türen. An vielen Orten gab es Veranstaltungen mit Musik, Tombola und
Kinderprogramm. Höhepunkt des „Tags der Bahnhofsmission“ in Osnabrück war der
ökumenische Gottesdienst mit Superintendent
Hammersen
und Stadtdechant Dr.
Wieh
, der im neuen „Raum der
Stille“ abgehalten wurde. Dieser Raum, der sich in den Räumlichkeiten der
Bahnhofsmission am Gleis 1 befindet, ist seit dem Wochenende für alle Besucher
geöffnet. Hier können sie Ruhe von dem hektischen Treiben am Bahnhof finden.
Zukünftig wird an jedem ersten Montag im Monat um „fünf vor zwölf“ eine
Kurzandacht stattfinden.
Günter Sandfort,
Geschäftsführer des Caritasverbandes für die die Stadt und den Landkreis
Osnabrück, blickte in seiner Rede zurück auf ein Interview, das die Osnabrücker
Nachrichten im Oktober des vergangenen Jahres im Rahmen der
ON-Weihnachtsaktion
mit der Leiterin der Bahnhofmission, Heike Becker, geführt hatten. Auf die
Frage „Wofür brauchen Sie Spenden?" hatte sie nach einer Aufzählung
wichtiger Anliegen als allerletzten Punkt noch einen Wunsch geäußert: „Und wenn
ich dann noch meinen heimlichen Traum verraten darf. Ich wünsche mir auf lange
Sicht einen „Raum der Stille“ für die Reisenden. Einen Ort, an dem Menschen
aller Konfessionen von dem hektischen Kommen und Gehen am Bahnhof für einige
Minuten Luft holen können.“ Aus dem heimlichen Traum konnte dank der großen
Spendenbereitschaft der
ON-Leserinnen
und -leser
Wirklichkeit werden, so Sandfort. Die schnelle Realisierung war dank der
tatkräftigen Unterstützung des Amtes für Bau und Kunstpflege unter Leitung von
Detlef Abeln möglich.
Karin
Jabs-Kiesler
,
stellvertretende Bürgermeisterin, dankte in ihrer Rede vor den rund 100 Gästen,
die die Weihung
des Raums der Stille
miterlebten, den haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeitern der Bahnhofsmission für
ihren unermüdlichen Einsatz. Osnabrück sei sehr geprägt von ehrenamtlichem
Engagement, was durchaus „etwas von der besonderen Atmosphäre Osnabrücks“ widerspiegle,
„in der auch viele Kirchengemeinden beider Konfessionen und die der Freikirchen
ein Engagement im Geiste der Nächstenliebe und der Verantwortung für andere
entfalten, das viele Projekte in größerem Umfang ermöglicht als anderenorts.“
Hintergrund
Seit 1894 gibt es die
Bahnhofsmission. Sie wird getragen von Diakonie und Caritas, den Hilfswerken
der Evangelischen und Katholischen Kirche. Ob Reisende oder Wohnungslose, ob
Jugendliche oder Rentner: Die Bahnhofmission ist in einhundert deutschen Städten
für sie da. Haupt- und ehrenamtliche Mitarbeiter packen dort an, wo es nötig
ist - schnell, unbürokratisch und unentgeltlich.
Die Bahnhofsmission steht
allen Reisenden zur Seite. Die
MitarbeiterInnen
unterstützen schwache und behinderte Menschen beim Ein-, Aus- und Umsteigen und
betreuen alleinreisende Kinder.
„Jeder Bahnhof - schon
allein aufgrund seiner geografischen Lage - ist und bleibt die Anlaufstelle
Nummer 1 in einer Stadt. Der Bahnhof als Verkehrsknotenpunkt liefert tagein
tagaus ein Abbild der Gesellschaft. Einen besseren Ort für den Dienst an
unseren Mitmenschen kann es gar nicht geben“, erklärt Heike Becker. „Was unser
Angebot anbelangt: Auf der einen Seite sind wir
Dienstleister
für die Reisenden, wir helfen, wo wir können, begleiten alte und kranke
Menschen, alleinreisende Kinder. Wer als Reisender Hilfe braucht - egal welcher
Art -, der findet sie bei uns. Auf der anderen Seite bemühen wir uns,
Hilfesuchende mit Rat und Tat zu unterstützen und bieten ihnen unser Ohr zum
Zuhören. Die Anonymität unserer Gäste wird auf Wunsch gewahrt. Von hier aus
können wir dann bei Bedarf an kirchliche oder kommunale Beratungsstellen
weiterleiten.“
Die Deutsche Bahn AG stellt
an jedem Bahnhof Räume zur Verfügung. "Wenn es die Bahnhofsmission nicht
schon gäbe, müsste man sie erfinden", lobt Bahnchef Hartmut
Mehdorn
das Engagement der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter
in den kornblumenblauen Jacken.