Osnabrück, 10.01.2008 „So sehen Helden aus“ steht fett auf den drei Plakaten der Caritas. Zu sehen sind Jugendliche, die auf den ersten Blick gar nicht wie Helden aussehen: Gepierct, in Bomberjacken, mit Ketten geschmückt, vor einer gesprayten Wand. Zunächst provozieren die Bilder Ablehnung – obwohl die Jugendlichen Achtung und Bewunderung verdient hätten. Deshalb muss es ausdrücklich gesagt werden: „So sehen Helden aus“ – Nadine geht weiter zur Schule, obwohl sie ihre Tochter alleine erziehen muss, Felix will sich nicht prügeln, obwohl er damit aufgewachsen ist und die beiden anderen Mädchen geben nicht auf sich zu bewerben, obwohl ihre Chancen 1:1000 stehen.
Mit diesen irritierenden Plakatmotiven macht der Deutsche Caritasverband auf seine Jahreskampagne 2008 aufmerksam, die unter dem Motto „Achten statt ächten“ steht. Im Fokus sind Jugendliche, denen der Weg in ein zufriedenes, selbstbestimmtes Leben besondere Anstrengung abverlangt. Die Caritas wirbt für eine veränderte Haltung gegenüber diesen Jugendlichen: Anerkennung für ihre besonderen Bemühungen, Unterstützung bei ihren Anstrengungen, eine Arbeit zu finden und Respekt vor ihrem Wunsch nach einer Perspektive.
Mit der Jahreskampagne, die seit mehr als zwei Jahren vorbereitet wird, trifft der Caritasverband auf eine aktuelle Diskussion um gewalttätige Jugendliche. Der Vorsitzende des Caritasverbandes für die Diözese Osnabrück e.V., Diakon Dr. Gerrit Schulte, betont deshalb nachdrücklich, dass die Wurzeln von Gewalt nicht durch Sanktionen beseitigt werden können: „Wenn Jugendliche auffällig werden, ist das ein Zeichen dafür, dass Jahre zuvor etwas versäumt worden ist. Junge Menschen müssen Selbstvertrauen gewinnen, eine Perspektive haben und ein klares und verlässliches Umfeld. Das können wir nicht durch eine Verschärfung des Jugendstrafrechts erreichen.“
Die Caritasreferentin für Jugendsozialarbeit, Maria Keiser-Scheer, unterstreicht diese Perspektive: „Die Caritas im Bistum Osnabrück unterstützt Jugendliche in vielfältiger Weise. Immer geht es darum, die Stärken zu fördern, Mut zu machen, Ressourcen auszubauen. Natürlich geht es auch um klare Grenzen und Spielregeln – um Verlässlichkeit eben.“
Im Bistum Osnabrück werden benachteiligte Jugendliche auf unterschiedlichste Weise unterstützt.
Einige Beispiele: Im St. Anna-Mutter-Kind-Haus in Osnabrück werden minderjährige Mütter mit ihren Kindern begleitet, damit sie lernen, ihrer Verantwortung gerecht zu werden. In den Fachkliniken Nettetal und Emsland werden junge Drogenabhängige auf ihrem Weg zurück in die Gesellschaft und die Arbeitswelt begleitet. In den Caritas-Suchtberatungsstellen wird gefährdeten Jugendlichen und ihren Familien geholfen. Mit einem neuen Projekt, „SAG JA“ werden in Osnabrück junge Asylsuchende unterstützt, die mit erheblichen gesetzlichen Barrieren zu kämpfen haben, wenn sie einen Ausbildungs- oder Arbeitsplatz suchen.
Die Johannesburg, Börgermoor, bildet u.a. in mehr als 35 Berufen aus und bietet damit Jugendlichen einen Weg ins Berufsleben, der ihnen sonst verschlossen wäre. Die katholische Jugendhilfe Don Bosco betreut mehr als 140 Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene, die z.T. sehr schwierige Rahmenbedingungen haben. Die caritativen Fachverbände In Via, Sozialdienst katholischer Frauen und SKM – Katholischer Verein für Soziale Dienste helfen Jugendlichen und ihren Familien mit den unterschiedlichsten Beratungsangeboten.
Die jugendlichen Helden, die die Caritas-Jahreskampagne in den Mittelpunkt stellen will, finden ein Forum im Internet. Unter der Adresse www.Achten-statt-aechten.de können Helden vorgestellt werden, die sich den ganz alltäglichen Herausforderungen gestellt haben.
Ein Werkheft der Zeitschrift „Sozialcourage“ bietet Informationen und Anregungen zur Umsetzung der Jahreskampagne. Dieses Heft kann bezogen werden beim Caritasverband für die Diözese Osnabrück e.V., Frau Steinkamp, Knappsbrink 58, 49080 Osnabrück, 0541-34978 152, ssteinkamp@caritas-os.de