Osnabrück
. Tim ist Feuer und Flamme. Endlich wieder Dienstag.
Mit seiner Büchertasche stürmt er als einer der ersten in die Bücherei des
Kindergarten Haus St. Raphael. Nur schnell den lästigen Verwaltungskram
erledigen: Das Buch der vergangenen Woche den „Bücherei-Müttern“ zurückgeben,
Namen nennen etc. Und dann aber los: Ab an das Bücherregal und nach einem neuen
spannenden Schmöker Ausschau halten.
Seit drei Jahren sind die „Bücherei-Mütter“ im Haus
St. Raphael, einem Kindergarten für hör- und sprachgeschädigte Kinder, im Einsatz.
Jeden Dienstag morgen von 9 bis 10 Uhr stehen ein oder zwei Frauen der
achtköpfigen Gruppe parat, um dem Ansturm auf die Bücherstube Herr zu werden.
Anlass für die Kindergartenleiterin Maria Vosse ihren
fleißigen Helferinnen Anfang des Monats mit einem gemeinsamen Frühstück zu
danken. „Die Mütter managen die Bücherei großartig. Ohne sie wäre dieses
Projekt nicht realisierbar gewesen.“ Ein sehr wichtiges Projekt wie auch die
Eltern bestätigen. Denn die Bücher regen die Fantasie der Kleinen an, fördern
ihren aktiven und passiven Wortschatz und stärken Konzentration und Ausdauer.
So befindet sich manch eine Mutter sogar im Zugzwang: „Das Vorlesen jeden Abend
ist Pflicht“, erklärt Irmgard Hülsbusch, was ihr bei vier Kindern nicht immer
leicht fällt. Aber da beginnt Tochter Bianca auch schon mal alleine mit der
Vorlesestunde und erzählt sich selbst eine Geschichte bis die Mama Zeit hat. Um
das begehrte Angebot für Bianca und die anderen Sprösslinge noch zu vergrößern,
veranstaltet der Kindergarten gemeinsam mit den Eltern am Samstag, dem 20. März
ein Flohmarktcafé, von dessen Erlös neue Bücher angeschafft werden sollen.
Maria Vosse unterstreicht, dass auch gut erhaltene gebrauchte Kinderbücher
gerne angenommen werden: „Wer uns auf diesem Weg unterstützen möchte, macht uns
eine große Freude.“
36 Jungen und Mädchen im Alter von 3 bis 7 Jahren
werden derzeit im Kindergarten Haus St. Raphael, einer Einrichtung des Caritasverbandes
für die Diözese Osnabrück e.V., in Kleingruppen begleitet und gefördert. Ziel
der Arbeit ist es, die Kinder durch Sprachtherapie, Hörerziehung und
Wahrnehmungsförderung so zu unterstützen, dass sie
wieder am Regelkindergarten teilnehmen können
oder später die Vor-, Regel- oder eine ihrer Behinderung entsprechende Schule
besuchen können.
Bis zur Aufnahme in den Kindergarten sind einige
Schritte zu gehen: Haben die Eltern oder der Kinderarzt eine Hör- oder Sprachauffälligkeit
am Kind festgestellt, so muss zunächst das Gesundheitsamt kontaktiert werden.
Dort stellen sich Eltern und Kind einem Fachberater vor. Erst dann kann das
Kind im Kindergarten angemeldet werden. Das Einzugsgebiet von Haus St. Raphael
umfasst die Stadt und den Landkreis Osnabrück und für hörgeschädigte Kinder
auch die Landkreise Vechta, Diepholz und Schaumburg-Lippe. Nähere Informationen
gibt es beim Haus St. Raphael, Bramstr.59, 49090 Osnabrück, Tel. (0541) 962680,
St.Raphael@caritas-os.de