Prof. Dr. Andreas Koch (lks) würdigte Conrad Tönsing (vorn, 2.von rechts) im Rahmen eines großen Fachtags.Foto: Caritas / Roland Knillmann
"Du verlässt ein gut aufgestelltes Haus!" Mit diesem Kompliment, das Professor Dr. Andreas Koch, Geschäftsführer der Therapiehilfe Hamburg, verabschiedeten sich rund 80 Sucht-Fachleute aus ganz Deutschland von Conrad Tönsing. Nach fast 40 Jahren Engagement für den Caritasverband für die Diözese Osnabrück, zuletzt als Geschäftsführer der Caritas Reha - und Teilhabe GmbH (CRT), geht Tönsing in den Ruhestand.
Der Norddeutsche Suchthilfetag gab der Verabschiedung einen würdigen Rahmen. In der Fachklinik Nettetal diskutierten Fachleute aus der ambulanten und stationären Suchthilfe, Vertreter der Rentenversicherungen, die als Kostenträger maßgeblich für die Rahmenbedingungen zuständig sind, und die niedersächsische Drogenbeauftragte Bärbel Löcher-Straßburg über die Zukunft der Suchtkrankenhilfe.
Fachkräftemangel bedroht Einrichtungen
Eine der größten Baustellen: der Fachkräftemangel. "Mal schauen, wer von Euch der Erste ist, der zumacht, weil er keine Fachkräfte mehr bekommt", formulierte Andreas Koch mit einem provokanten Blick in die Runde der Einrichtungsleitungen. Die Ursachen für den drohenden Personalnotstand sind vielfältig: komplizierte Anforderungen an die Weiterbildungen bei Sozialarbeitern und Psychologen, genereller Personalmangel bei den Ärzten und manchmal auch veränderte Erwartungen von Berufseinsteigern. Ein passendes Rezept gegen diese Probleme gibt es nicht, wohl aber eine Fülle einzelner Puzzlesteine: zum Beispiel ein gutes Betriebsklima, Vertrauen und Transparenz, eine gute Netzwerkarbeit und tarifgerechte Entlohnung.
Andreas Koch endete seinen Vortrag mit herzlichen Worten an Conrad Tönsing: "Darum musst Du Dich nun nicht mehr kümmern. Deine Einrichtungen sind gut aufgestellt!"
Langjähriger Weggefährte Günter Sandfort folgt Conrad Tönsing
Gut gelaunte Stabübergabe: Der neue CRT-Geschäftsführer Günter Sandfort (rechts) ist ein langjähriger Weggefährte von Conrad Tönsing. Foto: Caritas / Roland Knillmann
Zum Abschluss der Fachtagung gingen Tönsing und sein Nachfolger Günter Sandfort gemeinsam ans Mikrofon. Mit kurzen Anekdoten beschrieben die beiden, wie lange ihre beruflichen Wege schon verbunden sind - eine gute Voraussetzung dafür, dass Günter Sandfort die außergewöhnliche Lebensleistung von Conrad Tönsing verlässlich in die Zukunft führen wird.
Conrad Tönsing begann seine Caritas-Laufbahn 1983 als Sozialarbeiter in der damaligen Therapeutischen Wohngemeinschaft Nettetal. 1985 übernahm er die Leitung der Einrichtung und hat seither die Suchtkrankenhilfe im Bistum Osnabrück, in Niedersachsen und bundesweit maßgeblich geprägt.
Seit 1998 war er als Referent für Suchtkrankenhilfe beim Caritasverband für die Diözese Osnabrück tätig, danach Geschäftsbereichsleiter Prävention und Rehabilitation, schließlich hatte er die Geschäftsführung der neu gegründeten CRT inne, unter deren Dach die Fachkliniken Nettetal (Wallenhorst) und Hase-Ems (Haselünne) und das Theresienhaus (Glandorf) ein breit differenziertes Angebot für Menschen mit einer Suchterkrankungen vorhalten. Die Einrichtungen sind eng vernetzt mit den ambulanten Hilfeangeboten des Caritasverbandes.
Caritasintern ist Conrad Tönsing schon vor wenigen Wochen mit einem Festakt verabschiedet worden.