Der 24-jährige Ali Ahmad und sein 31-jähriger Kollege Muhrat Mohammad Huthaifah haben sich in Deutschland für einen Beruf entschieden, in dem dringend Fachkräfte benötigt werden: Die beiden Syrer arbeiten als Gesundheits- und Krankenpfleger beim Caritas Pflegedienst in Meppen und tragen so dazu bei, dass pflegebedürftige Menschen würdig versorgt werden.
"Wir sind gut aufgenommen worden", sagen Ali Ahmad und Muhrat Mohammad Huthaifah übereinstimmend. Pflegedienstleiterin Gabriele Fehnker ergänzt: "Wie bei anderen neuen Kolleginnen und Kollegen auch reagieren Patienten anfangs oft erstmal zurückhaltend." Das sei aber völlig normal. Nach ihren Worten entwickelt sich gerade in der ambulanten Pflege eine enge Bindung zu den Patienten.
Mehrwöchige Einarbeitung
Ali Ahmad lebte vor dem Krieg als Kurde mit seiner Familie in Nordsyrien und machte dort sein Abitur. Nach der Flucht lernte er im Emsland seinen heutigen Kollegen Muhrat Mohammad Huthaifah bei Deutschkursen kennen. Schnell wurde klar: Beide wollten in der Pflege arbeiten. Sie bewarben sich am Meppener Krankenhaus Ludmillenstift, um eine Ausbildung in der Pflege zu absolvieren.
Beim Caritas Pflegedienst Emsland-Mitte wurden beide mit offenen Armen empfangen. "Voran geht immer eine mehrwöchige Einarbeitungszeit", erklärt Elisabeth Tengen vom Pflegedienst. "Zunächst haben uns erfahrene Kollegen wie Werner Gräber oder Raphael Vorjans begleitet und bei den Patienten vorgestellt", so Ali Ahmad. Irgendwann fuhr er dann allein los. "Einige Patienten fragten mich, wo Werner oder Raphael seien, aber bereits nach dem zweiten oder dritten Besuch war es normal, dass ich allein die Pflege durchführte", erinnert er sich.
Abwechslungsreiche Arbeit
Die beiden Syrer beschreiben die ambulante Pflege als sehr abwechslungsreich. "Die Tätigkeit in der ambulanten Pflege ist anders geprägt als im stationären Bereich. Denn die Pflegekräfte erleben ihre Patienten im eigenen häuslichen Umfeld und lernen oft auch den Sozialraum mit Verwandten, Nachbarn und Freunden kennen. Alle arbeiten sehr selbstständig und doch kann sich jeder im Team oder über die Leitung bei speziellen Fragen rückversichern", so Pflegedienstleiterin Fehnker.
Muhrat Mohammad Huthaifah kam mit seinen Eltern nach Deutschland. Als sein Vater ins Krankenhaus eingewiesen wurde, hatte er erste Berührungspunkte mit dem Thema Pflege. Damit war sein neuer Weg skizziert. Der Übergang von der Schule zum Caritas Pflegedienst Emsland-Mitte war nach seinen Worten fließend. "Ich fühle mich hier sehr wohl, denn mir wurde während der Einarbeitung viel gezeigt und auch jetzt kann ich immer Fragen stellen", so der 31-Jährige.
Beziehungsarbeit
Auch er findet, dass Pflege ein Stück Beziehungsarbeit ist. Die Familie habe in der syrischen Kultur einen sehr hohen Stellenwert. Oft lebten mehrere Generationen miteinander und würden sich helfen. "Wenn ich zu den Patienten fahre, stelle ich mir immer vor: Das ist ein Teil meiner Großeltern, die ich nun pflege und denen ich mit Würde und Respekt begegne. Es ist ihre Privatsphäre, an der ich teilhaben darf", erklärt er. Hilfreich bei den Tätigkeiten sei auch die Digitalisierung über ein Smartphone. Alle erbrachten Leistungen werden somit digital erfasst. Im nächsten Schritt sollen auch die beiden neuen Kollegen, wie schon viele andere Teammitglieder, ihre Pflegedokumentation mit dem iPad durchführen.
Fragt man die beiden nach ihren Zielen so ist für Ali Ahmad klar, dass er eine Leitungsrolle anstrebt. Sein Kollege Muhrat Mohammad Huthaifah hingegen möchte zunächst erstmal Fuß fassen und Erfahrungen sammeln. Wir haben hier zwei engagierte Kollegen gewinnen können - ein Glücksgriff!", sagt Fehnker. Tengen ergänzt: "Beide sind eine Bereicherung für unser Team, denn sie geben uns Einblicke in eine andere Kultur und tragen mit dazu bei, dass wir als Caritas auch zugewanderten Pflegebedürftigen vertrauensvoll helfen können."