Im Rathaus auf dem Twist wurde das innovative Projekt „Pflegenachbarn“ vorgestellt. Das Foto zeigt (von links) die Sozialdezernentin Dr. Sigrid Kraujuttis, die Bürgermeisterin Petra Lübbers, Timo Deiters (Gesundheitsregion Emsland), Marcus Drees, Martin Schnellhammer, Petra Hengst, Stefanie Melisch und Pascal Stöer (alle Caritas). Foto: Jürgen Eden/Caritas Pflegedienst Emsland Mitte
Sie ist Koordinatorin des neuen Projektes "Pflegenachbarn", dass der Caritas-Pflegedienst Emsland Mitte gemeinsam mit dem Geschäftsführer Marcus Drees und Martin Schnellhammer vom Living Lab Wohnen und Pflege im Rathaus Twist vorstellte.
Ziel des Projektes ist es, die Arbeitsbedingungen in der ambulanten Pflege zu verbessern. Dazu wird die Pflege in kleinen Teams organisiert. Die Mitarbeitenden erhalten mehr Entscheidungsfreiheit und der Pflegeberuf wird aufgewertet. Der Mensch soll wieder im Mittelpunkt stehen. Damit auch die pflegenden Angehörigen profitieren, erhalten diese mehr Beratung, Begleitung und Entlastung. Wichtig ist dabei auch die Vernetzung mit anderen haupt- und ehrenamtlichen Akteuren im Ort.
Caritas in Niedersachsen wird als Praxispartner das Vorhaben nicht nur auf dem Twist, sondern auch in Melle, Braunschweig und Wolfsburg erproben und hat eine wissenschaftliche Begleitung in Auftrag gegeben, um den Erfolg messbar zu machen.
Das innovative Konzept für das Projekt wurde vom Living Lab - Wohnen und Pflege, entwickelt und wird von dort auch weiter fachlich begleitet. Das niedersächsische Sozialministerium fördert das zweijährige Vorhaben mit über 300.000 Euro. Unterstützung kommt auch von den Landesverbänden der Pflegekassen, weil die Sicherstellung der ambulanten Pflege eine der großen Herausforderungen ist.
Pflege attraktiver machen
Dem Personalmangel lässt sich nur mit innovativen Konzepten begegnen, die den Pflegeberuf attraktiver machen. Im Rahmen des Projektes versorgen auf dem Twist 16 Mitarbeitende rund 140 Patient*innen. Bisher war der Pflegedienst organisatorisch in mehrere größeren Teams mit enger Verbindung zur Pflegedienstleitung aufgeteilt.
"Mit dem Projekt werden einige kleinere Teams mit jeweils acht bis neun Mitarbeitende gebildet, die weitestgehend autark arbeiten und die Situation in den Familien sehr gut kennen bzw. kennenlernen, um auch Hilfen mit weiteren Partnern anbieten zu können", sagt Drees. So sei ein ganzheitlicher Ansatz mit Blick auf die Pflegenden, Patienten und Angehörigen möglich. In den kleinen Einheiten soll zudem die Eigenverantwortlichkeit gefördert werden, denn die Teamsprecher legen gemeinsam mit den Mitarbeitenden die Dienste fest. Sie übernehmen dabei nicht nur die Pflege, sondern binden auch die Ärzte, Therapeuten und Entlastungsangebote, wie z. B. Tagespflege ein, ohne erst den längeren Weg über die Pflegedienstleitung gehen zu müssen. Ein weiterer Vorteil der kleineren Teams ist es auch, die Aufgaben auf kleinere, überschaubarere Quartiere zu konzentrieren. Dadurch können Pflegekräfte Kontakte zu den Vereinen, Kirchengemeinden, Beratungsstellen, Selbsthilfegruppen oder auch Ehrenamtlichen herstellen und vermitteln, die auf unterschiedliche Weise Entlastung von Angehörigen und Patienten im Ort bieten.
Bei der Bürgermeisterin der Gemeinde Twist Petra Lübbers findet das Projekt großen Anklang. Sie zeigte sich überzeugt davon, dass in der Vernetzung der Angebote viele Potentiale liegen. "Die Gemeinde Twist kann mit einem breiten Portfolio an Ehrenamtlichen aufwarten und hat das Ziel, noch pflegefreundlicher zu werden", so die Bürgermeisterin. Dr. Sigrid Kraujuttis, Sozialdezernentin des Landkreises Emsland, zeigt sich erfreut, dass im Emsland eine neue Art der ambulanten Betreuung von pflegebedürftigen Menschen erprobt wird. Gerade vor dem Hintergrund des Fachkräftemangels und des demografischen Wandels sind innovative Projektideen wie Pflegenachbarn, die den Pflegeberuf aufwerten und sowohl die Arbeitsbedingungen als auch die Pflegesituation nachhaltig verbessern besonders wichtig, so Dr. Kraujuttis.
Der Zeitplan ist eng gestrickt. Denn die Erprobungsphase ist bereits gestartet, woran sich eine dreimonatige Dokumentationsphase anschließt. Der Ideengeber Schnellhammer zeigt sich optimistisch, dass es im Emsland gelingen wird, die Situation in der Pflege deutlich zu verbessern. Denn bereits bei der Pflegekonferenz im kommenden Jahr will er zu dem Thema referieren und erste Ergebnisse vorstellen. Am Ende werden nach seinen Worten die Ergebnisse auch anderen Pflegediensten zur Verfügung gestellt. Denn es müsse das Anliegen aller sein, einen Beitrag zur Erhaltung der Gesundheit aller Pflegekräfte zu leisten.