Wie alles begann...
Die Umstrukturierung der Industrie- und Agrarwirtschaft, die Wirtschaftskrise hatten zur Folge, dass viele Betriebe und Kolchosen geschlossen wurden und viele Arbeitsplätze vernichtet wurden. Die Bevölkerung, besonders in den ländlichen Gebieten, wurde von Arbeitslosigkeit und Not besonders betroffen.
Im September 1999 wendet sich Clemens Pickel, Bischof im südrussischen Saratov, mit einem dringenden Anliegen an den Caritasverband Osnabrück:
"Familie C. gehört seit 4 Jahren zu unserer Gemeinde: Vater, Mutter, 4 Kinder. Der Vater arbeitet 100 km von hier, um wenigstens ein bisschen Geld zu verdienen, er kommt nur alle paar Monate nach Hause. Die Mutter nimmt Gelegenheitsarbeiten an, die Kinder sind durchweg blass und wachsen nicht normal, weil sie zu wenig zu essen haben. Wir haben überlegt wie wir helfen können, denn nur von Zeit zu Zeit ein bisschen Taschengeld oder Medizin, das ist keine Perspektive.
Auch Kleidung geben wir oft in diese Familie, aber alles ist und bleibt zu wenig. Im Hof gibt es einen Stall, den man mit geringerem Aufwand winterfest machen kann.
Wir halten es für einen echten Ausweg, wenn die Familie eine Kuh und somit Milch, Käse und Butter hätte und diese Ware auch verkaufen könnte. Deshalb unser Gedanke: Könnte sich in Deutschland eine Familie finden, die die Partnerschaft für dieses Projekt übernimmt?"
Bis zum nächsten Vormittag gab es bereits Zusagen aus drei katholischen Kirchengemeinden aus dem Raum Osnabrück, der Familie aus dem Städtchen Marx an der Wolga, eine Kuh zu finanzieren.
Dies war nicht nur der Grundstein zu einer Partnerschaft zwischen dem Bistum Osnabrück und dem Bistum St. Clemens in Südrussland, sondern auch der Beginn der Russlandhilfe des Caritasverbandes der Diözese Osnabrück e.V.
In der Zusammenarbeit mit den Caritasverbänden in den vier katholischen Diözesen in Russland, in Saratov, St. Petersburg, Novosibirsk und Irkutsk, Kirchengemeinden und Ordensgemeinschaften, engagiert sich die Russlandhilfe heute in Projekten für Familien, für Kinder und Jugendliche, für Menschen mit Behinderung und für obdachlose Menschen.
Auch das Kuhprojekt hat sich weiter entwickelt: mehr als 400 Kühe wurden bisher in notleidende Familien russlandweit verschenkt.
Darüber hinaus wurde das "Kuhprojekt" zum Namensgeber. Als "Eine Kuh für Marx", benannt nach dem Wohnort der ersten Kuhfamilien, wurde die Russlandhilfe bald über die Grenzen Osnabrücks hinaus bekannt.
Zwei Mal jährlich erscheint die Zeitschrift " Eine Kuh für Marx" und berichtet über die Projekte und Aktivitäten in Russland, und auch über Veranstaltungen und Begegnungen der Russlandhilfe im Bistum Osnabrück.