Projekt „Pflegenachbarn“ startet
Zum Projektstart trafen sich alle Akteure zu einem gemeinsamen Workshop in Hannover.
Bei dem Projekt "Pflegenachbarn" geht es darum, die Arbeitsbedingungen in der Pflege zu verbessern und den Pflegebedürftigen eine optimale Versorgung zu ermöglichen.
Der Caritas-Pflegedienst Melle hat aktuell rund 150 Mitarbeitende und versorgt etwa 600 Kundinnen und Kunden. Bisher war der Pflegedienst organisatorisch in vier größere Teams eingeteilt in Melle, Riemsloh, Wellingholzhausen und Bad Rothenfelde. "Mit dem Projekt bilden wir nun in Wellingholzhausen kleinere Team mit jeweils 8-12 Mitarbeitenden. Pro Team gibt es einen Sprecher", berichtet Pflegedienstleiter Dirk Tietz. Dieses Modell soll die Eigenverantwortung der Pflegekräfte stärken. "Die Sprecher können die Dienst- und Tourenpläne selber schreiben und auf eigene Initiative den Kontakt zum Arzt suchen, ohne den Umweg über die Pflegedienstleitung zu nehmen", erklärt Tietz. Die Arbeit soll sich zudem auf kleinere Quartiere konzentrieren. Auf diese Weise können die Wege für die Pflegenden verkürzt und die individuellen Bedürfnisse der Senioren besser in den Blick genommen werden. "Die Teamsprecher werden für ihre Aufgabe geschult. Sie lernen dabei unter anderem, quartiersbezogener zu denken und zu handeln: Wie können die Nachbarschaft oder örtliche Initiativen eingebunden werden?" berichtet Dirk Tietz. Er ergänzt: "Es gibt bereits viele Netzwerke, die wir bisher noch nicht optimal nutzen."
Thomas Uhlen, Landessekretär der Caritas in Niedersachsen, begrüßt das Projekt: "Es bietet die große Chance die Arbeitsbedingungen zu verbessern, den Krankenstand beim Personal deutlich zu reduzieren und letztendlich den Beruf attraktiver zu machen."
Das innovative Konzept wurde vom Living Lab - Wohnen und Pflege, einem Kompetenzzentrum der Science to Business GmbH - Hochschule Osnabrück, entwickelt. Projektleiter Martin Schnellhammer übernimmt die fachliche Begleitung des Projektes. Er erklärt: "Am Ende werden wir unsere Ergebnisse auch anderen Pflegediensten zur Verfügung stellen. Es ist unser Anliegen, mit dem Projekt einen Beitrag zur Erhaltung der Gesundheit aller Pflegekräfte zu leisten."
Das neue Modell zur selbstbestimmten Organisation von Pflegeteams wird an drei weiteren Standorten in Braunschweig, Wolfsburg und der Gemeinde Twist im Emsland erprobt. Das niedersächsische Sozialministerium fördert das zweijährige Projekt mit rund 300.000 Euro.