Caritasdirektor Franz Loth (lks) und MAV-Vorsitzender Wilhelm Berkenheger halten das Lohnniveau der Caritas für einen geeigneten Maßstab bei möglichen Tarifgesprächen.
Beim Caritasverband für die Diözese Osnabrück e.V. besteht Einigkeit: Caritasdirektor Franz Loth und der Vorsitzende der Gesamt-Mitarbeitervertretung Wilhelm Berkenheger halten einen Tarifvertrag Pflege in Niedersachsen für sinnvoll. Dieser Vertrag würde sicherstellen, dass die rund 105.000 Pflegekräfte in Niedersachsen auf dem gleichen Niveau bezahlt werden, egal, ob sie in privaten, kirchlichen oder kommunalen Pflegediensten und Altenheimen beschäftigt sind.
Einig sind sich die beiden Caritasvertreter auch in einem zweiten Punkt: "Das Lohnniveau ist bei der Caritas so attraktiv, dass es als Maßstab gelten könnte."
"Die Altenpflege in Niedersachsen ist seit Jahren ein Spielball des Wettbewerbs um die geringsten Personalkosten. Dieses Spiel gewinnen bisher die Anbieter, die ihre Personalkosten gering halten, " beklagt Loth die Situation zwischen Nordsee und Harz. "Das geht zu Lasten der Pflegekräfte, die in unserem Bundesland durchschnittlich weit schlechter bezahlt werden als im restlichen Deutschland", unterstreicht Berkenheger. Der Grund: 60% der niedersächsischen Pflegeeinrichtungen sind in privater Trägerschaft, die meisten davon haben keine Tarifbindung. Anders zum Beispiel die Caritas: Dort werden die Mitarbeitenden nach den sogenannten Arbeitsvertragsrichtlinien (AVR) bezahlt, die unter anderem die Lohnhöhe regeln und zwischen Mitarbeitern und Arbeitgebern gleichberechtigt ausgehandelt werden. So ist sichergestellt, dass eine Altenpflegerin in Papenburg im Wesentlichen genauso vergütet wird wie ihre Kollegin in Passau.
Das Problem: Hohe Personalkosten sind ein erheblicher Wettbewerbsnachteil, was zu wirtschaftlichen Problemen in den kirchlichen Altenheimen führen kann.
Loth und Berkenheger sind sich einig: "Der Beruf der Altenpflege gehört zu den wichtigsten Aufgaben in unserer Gesellschaft. Altenpflegerinnengenießen in der Bevölkerung ein extrem hohes Ansehen - da kann es doch nicht sein, dass auf ihrem Rücken ein Wettbewerb um die geringsten Personalkosten ausgetragen wird."
Ein allgemeinverbindlicher Tarifvertrag könnte eine Lösung bringen: "Eine angemessene Bezahlung aller Pflegekräfte und die Absicherung in den Pflegesätzen wird die Situation in Niedersachsen verbessern. Erst dann wird der Wettbewerb in der Altenpflege sinnvoll: dann geht es nicht mehr um den kleinsten Preis, sondern um die beste Qualität."
Als Maßstab des Tarifvertrags könnten die AVR des Caritasverbandes gelten, so Loth und Berkenheger übereinstimmend: " Die AVR sichern seit jeher ein gutes Lohnniveau und Rahmenbedingungen, die den Anforderungen in der Pflege besser Rechnung tragen als andere Regelungen in Niedersachsen." Denn darin sind sich Berkenheger und Loth schließlich auch einig: "Die Caritas ist ein sehr attraktiver Arbeitgeber. Wir bieten eine betriebliche Altersvorsorge und zum Beispiel ein betriebliches Programm mit vielen Gesundheitsangeboten, bei dem unter anderem viele Fitnessstudios, Frei- und Hallenbäder und weitere Einrichtungen kooperieren." Dieses Gesamtprofil wird auch dann einzigartig bleiben, wenn das Lohnniveau zum niedersächsischen Maßstab werden sollte.