Welche Auswirkungen hat die Digitalisierung auf die Arbeitswelt, besonders mit Blick auf benachteiligte junge Menschen? Diese Frage stand im Mittelpunkt eines Akademieabends der MIT Mittelstands- und Wirtschaftsvereinigung Osnabrück und des Caritasverbandes für die Diözese Osnabrück mit dem Titel "…damit der Arbeitsmarkt 4.0 keine Verlierer kennt". Caritasdirektor Franz Loth und Hans-Dieter Klahsen, stv. Landesvorsitzender der MIT Niedersachsen, betonten die Aktualität des Themas bereits zur Begrüßung im Technologie Centrum Bissendorf. "Wir müssen alles Mögliche tun, um jungen Menschen den Einstieg in die sich verändernde Arbeitswelt zu erleichtern", bekräftigte Hans-Dieter Klahsen. Franz Loth fügte hinzu: "Unser Land steht vor einer neuen industriellen Revolution - und es ist an uns, diesen Wandel mitzugestalten."
Wie einschneidend die digitale Transformation sowohl die Industrie als auch das Gewerbe und Dienstleistungsunternehmen erfasst, machte Prof. Dr. Andrea Braun von Reinersdorff von der Hochschule Osnabrück in ihrem Impulsvortrag deutlich. "Diese Entwicklung bringt höchste Anforderungen an das Personal mit sich", erläuterte sie. "Eine zentrale Frage lautet: Wie schaffen wir es, den hohen Qualifizierungsbedarf zu decken?" Sie sieht hier sowohl Schulen als auch Unternehmen in der Verantwortung.
Digitalisierung als Erleichterung
In der anschließenden Podiumsrunde, die von Ludger Abeln moderiert wurde, hob Andreas Viehoff, Leiter der Comenius-Förderschule in Georgsmarienhütte, hervor: "Jugendliche aus schwierigen sozialen Verhältnissen und mit Benachteiligungen dürfen wir nicht in ein Übergangssystem geben, sondern wir müssen sie so gut wie möglich qualifizieren und begleiten, damit sie im ersten Ausbildungsmarkt Fuß fassen können." Zugleich seien digitale Errungenschaften auch eine große Erleichterung und sehr hilfreich für viele Lernende an der Förderschule, sagte er vor den rund 100 Zuhörern, die sich mithilfe von Fragekarten an der Diskussion beteiligen konnten.
Insgesamt waren sich die Podiumsgäste einig, dass die digitale Transformation neben Risiken auch enorme Chancen mit sich bringt. "Es werden sicherlich Arbeitsplätze wegfallen", räumte Christiane Fern, Vorsitzende der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit in Osnabrück, ein. "Aber es werden auch welche entstehen, allerdings mit neuen Anforderungen. Die Frage wird sein, wie Firmen sich selbst und ihre Mitarbeitenden auf diese Veränderungen einstellen." In eine ähnliche Kerbe schlug auch Marco Graf, Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer (IHK) Osnabrück-Emsland-Grafschaft Bentheim. "Damit Unternehmen den Wandel mitgestalten können, brauchen sie mehr Freiraum. Arbeitgeber sind durch viele gesetzliche Regelungen zu sehr gefesselt, um innovativ reagieren zu können."
Gewachsene Anforderungen
Harald Schlieck, stv. Hauptgeschäftsführer und Geschäftsführer Berufliche Bildung der Handwerkskammer (HWK) Osnabrück-Emsland-Grafschaft Bentheim, verwies auf die Tendenz, dass Handwerksbetriebe immer mehr Ausbildungsverträge mit Abiturienten abschlössen. "Die Anforderungen sind gewachsen", betonte er. Zugleich warb er dafür, bei der Diskussion über technisches Wissen die große Bedeutung sozialer Kompetenzen bei Auszubildenden nicht zu vernachlässigen. Sabine Depew, Bereichsleitung Kinder, Jugend und Bildung beim Caritasverband für die Erzdiözese Köln, nahm die Entwicklungen der freien Wohlfahrtspflege in den Blick. "Wir müssen offen sein gegenüber den Veränderungen, die die digitale Transformation mit sich bringt, und diese als Chance begreifen", forderte sie.