Dr. Hermann Queckenstedt, Abteilungsleiter Kultur und Archiv, Caritasdirektor Franz Loth, Chronikautor Christian Schwertmann und der Leiter des Caritas-Fachbereichs Personal und Organisation, Harald Langner (von links) präsentieren historische Dokumente und das Findbuch des Caritasarchivs.
Der Countdown läuft: in knapp 11 Monaten ist es soweit. Oder anders: Vor 99 Jahren und 1 Monat wurde der Caritasverband für die Diözese Osnabrück gegründet. Im kommenden Jahr feiert der katholische Wohlfahrtsverband in Bistum Osnabrück sein 100jähriges Bestehen.Das wird ein Grund zum Feiern und zum Rückblick sein: "In diesen 100 Jahren ist etwas gewachsen, auf das unser Gründer, Bischof Hermann Wilhelm Berning, vermutlich stolz wäre," ist sich Caritasdirektor Franz Loth sicher.
Was den Anstoß gegeben hat zur Gründung des Verbandes mitten im 1. Weltkrieg und wie sich die Sorge um arme und ausgegrenzte Menschen über die Jahrzehnte entwickelt hat, wird die Chronik beleuchten, die zum 100. Geburtstag am 23.Mai 2016 veröffentlicht wird. Autor ist der Historiker Christian Schwertmann, der aktuell eine Fülle von Material sichtet, um diesen Fragen nachzugehen. Schwertmann zeigt sich beeindruckt von der Vielfalt des Engagements: "Es ist beeindruckend, wie die ehrenamtliche und hauptberufliche Caritas ihr Hilfeangebot entwickelt hat, um zu jeder Zeit die besten Antworten auf die Notlagen der Menschen zu formulieren."
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Eine wichtige Quelle für Schwertmanns Forschungen ist das Archiv des Osnabrücker Caritasverbandes. Martin Brune, Mitarbeiter des Bistumsarchivs, hat in sorgfältiger Arbeit das Caritasarchiv gesichtet und systematisch geordnet und erfasst. Brune fasst seine Arbeit in zwei Zahlen zusammen: "Das Schriftgut umfasste ca. 2.000 Ordner und Mappen für den Zeitraum 1958 bis 2002. Der verzeichnete Bestand besteht jetzt aus 455 Archivkartons. Die Akten bilden die Entwicklung der Organisation, der Fachverbände und die Geschichte der unterschiedlichen Arbeitsfelder des Caritasverbandes in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts ab."
Alle Dokumente sind jetzt in einem sogenannten Findbuch verzeichnet, das 363 Seiten stark ist und den genauen Lagerort jeder Akte angibt. Christian Schwertmann ist über diesen Wegweiser froh: "Das erleichtert mir die Suche nach bestimmten Zeitzeugnissen ungemein."
Allerdings gibt es Lücken im Archiv: Die Zeit bis in die 50er Jahre ist nur sehr dürftig belegt. Dr. Hermann Queckenstedt, Leiter der Abteilung Kultur und Archiv im Bischöflichen Generalvikariat, erklärt sich das so: "Die Überlieferung des Diözesancaritasverbandes ist sehr lückenhaft. Ein Grund dafür: Die Akten für die Jahre von der Gründung im Jahr 1916 bis in die Zeit des Nationalsozialismus sind im II. Weltkrieg zerstört worden."
Caritasdirektor Loth hat Hoffnung, dass das ein oder andere Dokument noch zu finden ist und wendet sich an die Öffentlichkeit: "Vielleicht gibt es Nachlässe von Frauen und Männern, die sich vor 1946 für die Caritas engagiert haben. Wir würden uns sehr freuen, wenn wir diese Dokumente einsehen könnten."
Im Jubiläumsjahr wird es weitere Aktivitäten geben, über die Loth aber noch nicht viel verraten möchte. Klar ist, dass der Geburtstag am 23.Mai 2016 in den Einrichtungen der Caritas gefeiert wird. Am 4.Juni 2016 wird das Jubiläum mit einem Festakt begangen, zu dem auch der Präsident des Deutschen Caritasverbandes erwartet wird. "Alles weitere werden wir gegen Ende dieses Jahres bekannt geben," schmunzelt Franz Loth.
Der Caritasverband für die Diözese Osnabrück wurde am 23.Mai 1916 von Bischof Hermann Wilhelm Berning gegründet. Heute vertritt der Spitzenverband der Wohlfahrtspflege im Bistum Osnabrück rund 650 soziale Einrichtungen, in denen ca. 21.000 Hauptamtliche arbeiten. Mehr als 11.000 Menschen engagieren sich ehrenamtlich für die Caritas im Bistum Osnabrück. Jährlich werden ca. 360.000 Menschen betreut.
Wer Schriftstücke oder Fotos hat, die die Arbeit der Caritas vor 1950 dokumentieren, möge sich bei Roland Knillmann, Caritasverband für die Diözese Osnabrück e.V., 0541-34978151 oder rknillmann@caritas-os.de melden.